(Ich weiß nicht so richtig, wie ich das Geschicklichkeitsreiten beschreiben soll, deswegen ist es etwas kürzer ausgefallen… Gomenasai!)
Schon auf den letzten Turnieren haben Brenda und ich gut zueinander gefunden und da sie sich so angestrengt hat und auch im Training gut dabei ist, habe ich mich entschlossen mit ihr auch mal ein Spaßturnier zu gehen. Schließlich muss sie ja nicht die ganze Zeit nur Preise sammeln und ich möchte auch nicht die ganze Zeit nur Dressur und Springen reiten. Ich helfe meiner Braunen Stute aus dem Hänger. Ja, für mich ist sie schon „Meine Stute“, obwohl sie mir nicht wirklich gehört. Aber ich habe das Gefühl, dass wir auf einer Wellenlänge sind und glaube, dass auch Brenda Spaß mit mir hat. Heute ist wieder Julia mitgefahren und schon zur Meldestelle gegangen, um meine Nummer abzuholen. In der Zeit entferne ich die Transportgamaschen und die leichte Decke von der Blitzblanken Brenda. Wie immer lässt sie alles ruhig über sich ergehen und zeigt keinerlei Aufregung. Manchmal ist das sehr gut, denn dann habe ich einen Ruhepol und rege mich nicht selber auf, doch an anderen Tagen werde ich deswegen richtig Fuchsig. Obwohl sie natürlich nichts dafür kann. Ich stelle gerade meinen Hocker richtig hin, um ihr den Sattel aufzulegen, da kommt Julia zurück. „Das Eierrennen ist wie ein richtiges Rennen um den Springplatz aufgebaut. Ihr startet alle gleichzeitig und gewonnen hat, wer am schnellsten über der Ziellinie ist und sein Ei nicht verloren hat, da bist du nämlich direkt ausgeschieden. Dann zählt, ob schon jemand vor dir ein Ei verloren hat und wird dann nach der zurückgelegten Strecke gewertet.“ Ich nicke. Zwar war ich auf ein Rennen nicht wirklich vorbereitet, doch beim Üben ging mit Brenda alles gut, also ist das für uns vermutlich kein Problem. „Danach die Geschicklichkeitsprüfung. Du musst ein paar Tonen einhändig umreiten, Wippen und freihändig über ein kleines Hindernis springen. Die Richter werten nach der Sicherheit, mit der du alles machst und nicht, wie dein Pferd reagiert.“ „Verstanden! Kommst du mit zum Abreitplatz oder holst du dir was zu Essen?“ „Ich komme mit und jetzt: Ab mit dir! Das Eierrennen startet gleich!“ Der Abreitplatz ist nicht sehr voll und ich kann mich ganz auf Brenda konzentrieren. Sie kaut brav am Gebiss, nimmt die Schenkelhilfen gut an und lässt sich leicht biegen. Anscheinend haben wir heute einen guten Tag erwischt. Auch auf dem Weg zum Springplatz ist sie total gelassen. Ich sage ihr immer wieder, wie gut es doch ist sie zu haben und dass sie das beste Pferd der Welt ist. In Gedanken füge ich hinzu, neben Marry. Julia läuft neben mir her und gibt mir ein paar Tipps, wie ich das Ei oben halten kann und trotzdem schnell bin. Ich nicke und muss mich dann schon mit den anderen aufstellen. Es sind sechs Pferde in der Abteilung, einige Tänzeln unruhig, andere stehen da als würden sie gleich einschlafen. Und dazwischen steht Brenda, neugierig und ruhig und macht einen ganz anderen Eindruck als die anderen. Wir kriegen die Löffel mit den Eiern in die Hand, dann wird eine Flagge erhoben. Als diese runtersaust rast das erste Pferd schon los. Natürlich fällt dabei das Ei runter und die Reiterin ist ausgeschieden. Andere traben und scheinen das Ei gut unter Kontrolle zu haben. Und Ich? Ich stehe mit Brenda immer noch an der Ziellinie und schaue belustigt zu. Es geht ja nicht ums gewinnen bei diesem Wettbewerb, es geht um den Spaß. Und den habe ich eindeutig am meisten, wenn ich den anderen zuschaue. Brenda setzt sich in einen gemütlichen Schritt und wir reiten am langen Zügel los. Der Springplatz ist nicht sehr groß und so brauchen wir nicht lange bis zur Ziellinie. Trotzdem sind wir nur fünfter geworden, vor dem Mädchen das ihr Ei verloren hat. Ich gebe den Löffel ab und klopfe Brenda den Hals zur Belohnung, dann reite ich rüber zur Siegerehrung. Diese werden heute immer direkt nach der Prüfung abgehalten und so bekomme ich meine Schleife für den fünften Platz und eine süße Fliegenhaube. Beides überreiche ich Julia, die es zum Anhänger zurückbringt, denn ich selber bin schon in wenigen Minuten mit der nächsten Prüfung dran. Diese findet in der Reithalle statt und ich werde grade aufgerufen, da kommt mir das Mädchen, das vor mir dran war, entgegen. „Pass auf beim Tonnenreiten, Du denkst das passt, aber das tuts nicht.“ „Danke.“ Ich verstehe zwar nicht ganz, was sie meint, aber ich werde beim Tonnenreiten vorsichtig sein. Nachdem ich die Richter gegrüßt habe, schaue ich mir den aufgebauten Pacours an. Zuerst gilt es, einhändig durch einen Slalom von fünf Tonnen zu reiten. Die Abstände sind sehr klein und ich werde längere Bögen drumherum machen müssen, um jede Kurve zu schaffen. Nachdem ich die Zügel sortiert habe, gebe ich Brenda mit einem leichten Schenkeldruck zu verstehen, dass es losgeht. Sie schaut sich interessiert aber gelassen um, als wir uns der ersten Tonne nähern. Die braune Stute reagiert gut auf die Schenkelhilfen und eigentlich ist für uns diese Aufgabe kein Problem. Als nächstes geht es zu einer langen Wippe. So etwas haben Brenda und ich noch nie gemacht und ich hoffe, dass sie nicht zu große Angst davor haben wird. Sie stellt sicher den ersten Huf auf die Holzplanke und klettert dann ganz drauf. Fröhlich lobe ich sie und lasse sie einige Momente so stehen, ehe sie weiter gehen soll. Sie setzt vorsichtig einen Huf vor den anderen und die Wippe fängt an nach vorne zu kippen. Verwirrt bleibt Brenda stehen und schaut sich nach mir um. „Ist gut, Mäuschen, du kannst weitergehen. Nichts passiert, ich bin ja da.“ Sie blinzelt mir zu, dann wendet sie sich nach vorne und geht weiter langsam über die Wippe. Für ihr erstes Mal auf so einem Ding gleicht sie erstaunlich gut ihr Gewicht aus und als wir an der anderen Seite unten sind, kraule ich sie ausgiebig und sage ihr immer wieder, was für ein tapferes Mädchen sie doch ist. Der kleine Sprung stellt für uns kein Problem da und zielsicher überqueren wir die Ziellinie. Ich strahle nur noch übers ganze Gesicht, denn die Prüfung hat echt Spaß gemacht und Brenda hat sich von einer guten Seite gezeigt. Später soll ich erfahren, dass wir sogar so gut waren, dass wir den ersten Platz gemacht haben! Mit einem neuen Lederhalfter und 200T geht es schließlich auf den Heimweg, meine Siegerin hinter uns im Hänger.
Die Fliegenhaube und das Halfter bitte zu Marry, das Leder wenns geht in schwarz und die Haube in weinrot :)