Eigentlich sind auch die traurigen Stellen schön geschrieben. Einzig der Moment um den Tot herum hättest du noch etwas ausschmücken könne - die Frage ist ob du das willst oder nicht...
Luciano, das war doch der aus dem Beri, der irgendwie nicht zum Rest der Geschichte passte? Also lebt Luciano? Oder ist er schon tot und das war nur so eine Art "Erinnerung"?
Jedenfalls ist dir der Bericht gelungen und ich muss jetzt erst weiterlesen vor dem Bewerten. ;)
Also ein sehr schöner Bericht. Hier mal meine Eindrücke, die ich während dem Lesen hatte:
- „Ach, das bin ich. Du bist Leyla oder?“ fragend sah sie mich an. „Lelya“, erklärte ich heute schon zum was weiß ich wievielten Mal. „Oh, tut mir Leid.“ Sie wurde rot. „Nicht schimm“, gab ich zur Antwort. Wie oft hatte ich diesen Dialog schon gehört? ---> Gute Stelle, wobei du weiter oben bei so einer glaube ich selber mal die Namen vertauscht hast. Bin mir aber nicht sicher, vielleicht war es auch nur mein Kopf. Aber egal. Gute Idee jedenfalls.Überhaupt gefällt mir der Name Lelya sehr gut. ;)
- Eines weiss ich aber nicht: Einmal schreibst du Zoe sei deine Tochter (Anfang) und dann ist sie plötzlich deine Schwester... Was ist sie nun? Als ich gelesen habe sie sei deine Tochter, da dachte ich: Super toll, auch jemand der Kinder hat(te). Und ich habe ja meine Mutter verloren und Kinder... Auf jeden Fall hat sich da in meinem Kopf gerade ein Dialog zwischen und entwickelt. :D
- Thema Spitznamen: Lelly, erinnert mich an Lolly... Ich hätte einen schöneren, aber den verrate ich dir nicht, weil den baue ich dann Mal in ein Dialog mit dir ein, wo ich ihn dir vorschlage. Vielleicht in den nächsten oder so. (Bin gerade Nr. 40 am Schreiben).
- So ich glaube das war es jetzt erstmal. Alles in allem einen Beri der flüssig zum lesen ist.
Bewerten draf ich den ersten nicht, also frage Mal Nina (am besten per PN). Sie bewertet normalerweise ja nicht und ich denke, dann merkt sie auch nicht, dass da einer ist, der bewertet werden muss. ;)
„Wollt ihr raus?“, fragte mich Lucy, die nun Cody über die Nüstern strich. ---> Genau das mache ich meistens im Stall wenn jemand anders ihr Pferd schon draussen hat und ich kurz mit ihr rede und dann weiter zu meiner gehe. ;)
Das eine Mädchen war recht hübsch ---> Wer??? Das nimmt mich jetzt aber schon wunder!^^ :D
Ansonsten ein Beri der sehr angenehm zum Lesen ist, gut verständlich und interessant ist. Ich finde ihn gelungen!
Bewertung: Ausführlichkeit: 40/50 Personen: 22/30 Schicksal des aktuellen Monats: ?/20 Aufgabe des aktuellen Monats: ?/10 Handlung: 35/50 Gesamt: 97/160
Neue Punktzahl: 1141 Neuer Level: 14. Level - Du darfst dir ein Haus kaufen.
Was mir jetzt so einfällt: -böser Hund hast du da. :D Aber herziges Fellknäuel dafür, hätte auch gerne einen Welpen. ;) -Tja manchmal müsste man Gedanken lesen können (Fynn - du) -schön das du ein paar Freunde findest, aber so viel hat sich jetzt auch nicht verändert, hat immer noch viele der "alten" da.
Ausführlichkeit: 37/50 Personen: 20/30 Schicksal des aktuellen Monats: -/20 Aufgabe des aktuellen Monats: -/10 Handlung: 42/50 Gesamt: 99 Punkte
Sorry für die späte Bewertung... :( Aber guter Beri!
* Keine Aufgabe / Schicksal * Jetzt = Mitte Juni, ja ich bin schon wieder hinten nach :( * Teil 1 von 2 * Viel Spass beim Lesen, ich hoffe es ist verständlich. Ein bisschen viel mit Gefühlswirrwarr zu tun, wie es der Titel schon verrät.
Nr. 39 - Sturm im Herzen (Teil 2)
„Lucy?“ verwirrt wandte ich meinen Blick vom Himmel ab. „Dad.“ „An was denkst du?“ „Daran, dass sich Mom vielleicht jetzt um Orio kümmert.“ Er lächelte mich an. Setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Weisst du, anfangs habe ich sie schrecklich vermisst, dann habe ich sie gehasst, dafür was sie mir, Cate und dir antut, aber irgendwann konnte ich plötzlich nicht mehr all zu böse auf sie sein und als du mir sagtest das sie tot sei, da fühlte ich mich schrecklich, weil wir uns nie mehr ausgesprochen hatten und wirklich loslassen konnte ich lange nicht. Mich wirklich damit abfinden, dass sie tot ist. Bis wir an ihrem Grab gestanden sind, da konnte ich mich endlich von ihr lösen. Ich hätte niemals geglaubt, jemals wieder jemanden so zu lieben wie sie, aber das tute ich nun wieder.“ Ich lächle ihn an. „Vermisst du sie noch?“ „Vermissen... Mmh... Ich weiss nicht ob vermiss das richtige Wort ist. Ich denke auf jeden Fall sehr oft an sie und will die Zeit mit ihr nie missen. Und auf eine gewisse Art und weise lebt sie in dir und Cate weiter. Manchmal wenn jemand von euch beiden irgend eine Bewegung mach oder mich anlächelt, sehe ich Nataly ganz stark in euch. Sie ist ein Teil von euch beiden und sie lebt somit in euch weiter...“ „Bist du ihr immer noch böse? Also ich meine, dass sie...“ „Ach Lucy, das ist schwer zu sagen. Klar wünschte ich mir, dass ich dich auch aufwachsen hätte sehen. Zusammen mit Cate, aber über so viele Jahre hinweg kann man eine Person einfach nicht hassen, verstehst du?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Und sie hat mir ein wundervolles Geschenk hinterlassen, euch beide.“ Ich legte meinen Kopf an Dads Schulter und dachte an meine Mutter. „Ich kann sie mir fast nicht auf einem Pferd vorstellen...“ „Anfangs war sie auch etwas skeptisch, aber mit der Zeit hat Bounty ihr die Angst genommen und sie wurden ein Team. Auch wenn nicht auf diese Art wie wir...“ Ich lächelte, es kam selten vor, dass Dad und ich ohne Tränen, Wut oder Anschuldigungen über Mom redeten. „Meinst du sie sieht uns nun und hört uns zu?“ „Ja ganz bestimmt, wo immer sie auch im Moment ist.“ Meinte Dad. Wir sassen wieder schweigend nebeneinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Es verging eine Minute, zwei, drei... „War eigentlich los? Warum musste unser Team zur Turnierleitung.“ „Cate und ich haben super viele Punkte gesammelt und auch du hast, auch wenn heute nicht dein Tag ist, eine ganz ordentliche Anzahl Punkte gesammelt. Aber wir sind nicht die einzigen. Das Team Ebnet, also Marelle und ihr grosser Bruder und ihr Vater, sowie ein weiteres Team haben genau gleich viele Punkte, respektive Ebnets einen zehntel weniger. Aber der Abstand zu den vierten grösser als acht Punkte, so gesehen ist der Abstand von 0.1 nichts. Sie wollen nun so eine Art Schlussaufgabe machen für diese drei Partien.“ „Und er ist das weitere Team?“ Dad zögerte. „Team Davids.“ Ich schloss die Augen. „Du meinst als das Gestüt Silvermoon Davids Team muss gegen das Team von Stall Davids antreten, gegen deine Eltern?“ „Ja.“ „Aber? Sie haben doch seit du nicht mehr mit ihnen reitest nie mehr teilgenommen. Können sie ja gar nicht, sie sind ja nur zwei Personen.“ „Frederik ist da irgendwie im Verband und sie haben die Regeln angepasst, wenn auf einem Hof nur zwei Personen einer Familie sind, dann dürfen sie einen Angestellten ins Team nehmen.“ „Aber sag jetzt nicht es ist Elvin Ottmann.“ „Doch.“ Ich dachte ans Ausbildungsturnier und daran wie knapp der Sieg auf gegen Elvin gewesen war, gegen Stall Davids. Meine Grosseltern. Marelle und ihre Familie war zwar auch eine sehr harte Konkurrenz, aber ihr würde ich den Sieg gönnen. Sie gingen mit den Pferden anständigen um. Im Gegensatz zu meinen Grosseltern. Bei diesem Turnier war doch hauptsächlich das Vertrauen gefragt zwischen Pferd und Reiter... „Und was ist das für eine Aufgabe?“ „Keine bestimmte, man soll einfach zu einem bestimmten Musikstück, dass sie gerade vorher uns einmal laufen liessen etwas vorführen, dass das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter demonstriert. Die Verbindung.“ „Alle drei Reiter?“ „Nein.“ Dad machte eine Pause. „Sie haben Lose gemacht und von jedem Team jemand gezogen.“ „Und?“ „Bei Ebnets haben sie Marelle gezogen und bei Davids haben sie Frederik gezogen.“ „Und wer muss von uns?“ „Du.“ Es schlug ein wie eine Bombe. „Ich soll uns im Final vertreten?!“ „Ja. Wir können es nicht ändern.“ „Kann nicht Cate...? Bitte.“ Dad schüttelt den Kopf. „Wenn wir das wirklich gewinnen wollen nicht.“ „Warum bist du auf einmal so auf gewinnen aus?“ „Mir ist egal ob Team Ebnet oder wir gewinnen, aber nicht Team Davids. Sie sind dann ein Jahr lang das Aushängeschild für die Züchterfamilie mit dem besten Vertrauen zu den Pferden. Du weist schon...“ „Und das ist eindeutig nicht so...“ „Eben.“ „Aber warum haben sie es dann so weit geschafft.“ „Perfekt gerittene Dressuren und Bestzeiten im Springen, kein Wunder mit den Pferden die sie hatten...“ Ich schluckte. „Kann nicht Cate. Bitte. Ich kann nicht.“ „Lucy, du musst, nur du kannst die Leute verzaubern. Du weisst schon, Cate kann diese Verbindung nicht aufbauen... Nur wir können das...“ „Nein, Dad. Nein. Ich werde niemals mehr meine Gabe einsetzen. Gut ich konnte vielleicht ein oder zwei Mal einem Pferd helfen, aber Orio nicht und deswegen: Nein.“ Ich stand auf und setzte mich wieder hin. „No way, Dad. I can’t do this. No chance. “ Dad sah mich an. Ich merkte nicht einmal, dass ich vor lauter Aufregung ins Englische gewechselt hatte. „Lucy deine Gabe gehört zu dir wie dein linker Arm, du kannst sie nicht einfach ablegen.“ „Doch.“ „Nein.“ Wir schwiegen. Bei Orio hatte er vielleicht Recht gehabt, dass ich ihn nicht wirklich umgebracht hatte, aber hier lag ich richtig. Mit meiner Gabe habe ich viel Spass gehabt mit Tiri und auch hin und wieder ein kleines Problem eines Pferdes lösen können, aber ich hatte mein kleiner Engel nicht vor dem Tot bewahren können. Ich hatte versagt und das wollte ich nicht wieder. Deswegen würde ich sie einfach nie wieder anwenden, so konnte ich auch kein zweites Mal versagen. Dad blickte mich an. „Es ist mir egal ob du reitest oder nicht. Wenn wir nicht antreten muss eben Marelle alles geben und versuchen Team Davids schlagen. Das Turnier ist mir nicht so wichtig Lucy, aber du kannst dich nicht vor deiner Gabe verschliessen.“
Hat heute nicht schon einmal jemand so etwas ähnliches zu mir gesagt? Dass das Turnier nicht wichtig sei, aber ICH schon? Und da ich so ins grübeln geriet, merkte ich erst als es zu spät war, dass Dad mir den Strick aus der Hand genommen hatte und auf Madonna zu ging. Dann zog er ihr das Halfter ab und ging damit davon.
„Dad was tust du da? Wie soll ich Madonna wieder zum Transporter bringen.“ Er drehte sich um. „Du weisst wie.“
Mist, Mist, Mist!, schrie es in mir. Ich konnte nicht, ich wollte nicht... In mir begann langsam ein Sturm der Gefühle. Die Angst vor dem erneuten versagen, die Angst, dass meine Grosseltern das Aushängeschild für Vertrauen waren zwischen Pferd und Reiter, was sie nun garantiert nicht waren, dass sich mein Vater von mir abwenden würde, dass Madonna plötzlich erschrecken würde und davon renne, weil ich sie nicht halten konnte... Letzteres war das schlimmste. Nein ich durfte sie nicht auch noch verlieren! Ich rang mit mir. Tu es, sagte eine Stimme. Nein, mach es nicht, es kann wieder in einer Katastrophe enden. Wer nichts wag gewinnt nichts, sagte wieder die andere Stimme. Wer sich hoch hinaus wagt, kann auch tiefer fallen, argumentierte die andere Stimme in mir.
Die Entscheidung traf dann aber Madonna. Sie blies mir plötzlich ins Gesicht und fragte mich:
Lucy, was ist los? Nichts. Doch, da ist was, was dich aufwühlt. Schon die ganze Zeit. Ach Madonna, Orios Tot ist so schrecklich und ich habe ihn nicht verstanden, als er nach mir gerufen hat. Ich sah Madonnas dunkle Augen vor mir. Wie sie mich ansah, mit so viel Liebe und Vertrauen. Was soll ich tun? Reiten? Sie sah mich nur an. Okay, du hast recht, es gibt nur eine Antwort darauf. Ich muss mich gar nicht entscheiden. Ich schwang mich auf ihr Rücken.
Ich ritt mit Madonna über die Wiese hinüber zur Anlage. Eigentlich nichts weiter spezielles, bis die ersten Leute staunend bemerkten, dass ich weder Sattel , Zaum noch nicht einmal eine Gerte hatte. Ich wollte gerade zum Transporter abbiegen, als ich die Lautsprecherdurchsage hörte. „Das war Marelle ebnet auf Unido gewesen. Als nächstes sehen wir Frederik Davids auf Showtime.“ Entweder war ich schon dran gewesen und wir waren disqualifiziert oder dann würde ich gleich dran sein... Ich wusste nicht einmal was mir lieber war. Marelle alleine zu lassen im Kampf gegen meine Grosseltern oder noch reiten zu müssen... Aber was wäre an letzterem eigentlich so schlimm? Ausser das ich mit Madonna sprechen müsste – was ich ja sowieso schon getan hatte – nichts. Ich sah an mir runter. Meine weissen Hosen hatten braune Flecken. Viel Zeit blieb mir nicht mehr. Ich drängte mich so gut es ging zwischen den Menschen und Pferden durch zu unserem Transporter. Die verwirrten Blicke der Menschen nahm ich nicht wahr, die mich musterten auf Madonna. Dann sprang ich ab. Keiner war beim Transporter und ich fand die Ersatzhose schnell, zog sie an und wollte wieder auf Madonnas Rücken, doch da war nichts, was ich als Aufsteighilfe hätte benutzen können... Ich erinnerte mich daran, dass es Richtung Viereck ein eine Bank hatte.
Madonna? Ja? Jetzt gilt es ernst. Ich weiss. Okay. Kommst du mit Ja.
Wir gingen neben einander zum Ausgang Richtung des Parkplatzes, wo die Bank stand. Die andern Menschen nahm ich nicht wahr. Es war schon ein komisches Bild, wir zwei. Als ich zur Bank kam, sah ich das dort Menschen drauf sassen. Ich wollte gerade Luft holen und sie bitten, runter zu gehen, als ich die Lautsprecherstimme hörte. „Das war eine sehr schön gerittene Dressur von Frederik Davids. Und als nächstes eine Reiterin aus derselben Familie, die aber für ein anderes Team startet: Lucy Davids auf Madonna für Team Gestüt Silvermoon.“ Mir gefror das Blut in den Adern. Nein, ich hatte nur noch wenige Sekunden. Ich rannte los und Madonna folgte mir wie ein Schatten. Ich wusste wo der Einlass war – zum Glück nicht allzu weit weg. Ich sah, dass mein Vater auf dem Weg zu den Richtern war. Er hatte wohl bis zu Letzt gehofft, dass ich noch kommen würde. Ich war nur noch wenige Meter vom Einlass entfernt und sah mich gerade nach Cate um, die mich auf Madonna werfen konnte, als die Musik anfing. Ich kannte sie. Es war das Lied, das ich wahrscheinlich am allerbesten kannte. Es war das Lied zu dem ich und Chloe in London getanzt hatten. Der Tanz, den wir mehr als gefühlte tausend Mal geprobt hatten. Ich kannte jeden Ton, jede Bause, als wäre es meine linke Hand. Jetzt blieb keine Zeit mehr! Ohne zu denken begann sich mein Körper zu bewegen...
Ich ging langsam los. Schritt für Schritt. Madonna an meiner Seite. Ich wusste, in welchem Takt ich gehen musste. Ich wusste welches der nächste Ton der Musik sein würde. Langsam begann sich mein Körper zu entspannen und wurde von der Musik getragen. Ich hörte wie leise die Musik noch war und wusste schon ehe der Ton kommen würde, dass die Musik schneller wird. Ich hatte schon lange die Kontrolle über meinen Körper der Musik abgegeben. Es war das was ich am Tanzen so sehr geliebt habe, mich einfach fallen zu lassen und von der Musik getragen zu werden, geleitet zu werden. Ich hörte ihre Schritte hinter mir und spürte das Madonna da war. Ich rannte los. Ich rannte schneller und schneller und schneller, die Musik nahm mich förmlich mit. Sie zog mich. Trug mich und ich sah Madonna in meinen Vorstellungen antraben und ich hatte es noch nicht zu ende gedacht, als ich es hörte. Madonna trabte. Sie folgte mir mit einigen Metern abstand. Ich wurde langsamer und Madonna Schritt an meiner Seite weiter. Ich blieb stehen und ging langsam rückwärts und sie tat es auch. Die Musik bewegte mich und Madonna. Ich nahm nicht mehr wahr, wo ich war und wer alles zusah. Da war nur noch die Musik, Madonna und ich. Da sich die Musik veränderte, liess ich Madonna im Spanischen Schritt gehen, denn sie mittlerweile schon sehr gut beherrschte, auch wenn wir ihn schon Ewigkeiten nicht mehr geübt hatten. Ich wusste, was als nächstes kam und liess Madonna exakt mit der Musik angaloppieren. Nebeneinander stürmten wir über den Platz. Ich brauchte mir nur vorzustellen was sie tun sollte und sie machte es. Dies hatte ich nicht alleine meiner Gabe zu verdanken, gut so konnte ich ihr vermitteln was ich genau wollte, aber sie tat es dann. Weil sie es wollte. Weil sie Freude daran hatte. Weil sie mit mir zusammenarbeiten wollte. Weil sie mir Vertraute. Für mich. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Gemeinsam mit der Musik beförderte es mich weit weg, hoch hinaus auf Wolke Nummer siebenhundertsiebenundsiebzig. Das Lied veränderte sich wieder und wir trabten weiter. Wir machten bogen, kurven, Wendungen, Seitengänge... Wir verschmolzen zu einem. Dann wurde das Lied wieder langsamer. Wir gingen langsam in die Mitte des Platzes. Ich wusste, wenn ich noch auf Madonnas Rücken kommen wollte, dann jetzt, da es danach kein so langsamer Teil mehr geben würde. Doch wie zum Teufel kam ich halbwegs akzeptabel auf sie? Da hatte ich eine Idee. Sie müsste sich hinlegen... Doch das hatten wir noch nie gemacht. Ich versuchte es mir möglichst genau vorzustellen was ich wollte. Kannst du das? Fragte ich, doch anstatt einer Antwort legte sie sich, als hätte sie es schon immer gemacht, vor mich hin. WOW! In mir kribbelte alles. Zu was ich allem fähig war! Zu was wir beide fähige waren! Ich ging zu ihr ihn, strich ihr liebevoll über den Hals und schwang mich auf ihr Rücken. Wart noch einen Moment mit aufstehen, Madonna. Wir warteten. Die Musik, so meinte man, würde gleich zu ende sein, doch ich wusste es besser. Sie würde noch einmal in ganzer Kraft zurückkommen. Das Lied würde seine ganze Kraft erst noch zeigen und das würde Madonna und ich auch noch. Beinahe verpasste ich den Moment, doch ich konnte gerade noch rechtzeitig ‚jetzt’ zu ihr sagen. Obwohl ich noch nie auf einem Pferd sass, während es aufstand, sah es vermutlich aus, als hätte ich es schon sehr oft gemacht, da Madonna mir genau mitteilte, wie sie aufstehen würde und ich jede ihrer Bewegung schon im Voraus wusste. Als wir standen liess ich sie antraben. Als wüste sie worauf es ankam, trabte Madonna genau im Rhythmus und so schön, als wäre sie die Olympiasiegerin höchst persönlich. Meine Stute! Wir. Ich wusste das nun zwei so schein Anfänge des schnellen Teiles kamen, ehe er wirklich begann. Ich liess Madonna im Schritt gehen und dann angaloppieren für einen Sprung und dann wieder Schritt. Das gleiche noch einmal ehe wir dann von der Musik getragen um den Platz stürmten. Ich wusste gar nicht wo ich meine Hände hin tun sollte, weil ich keine Zügel, keine Gerte, kein Halsring hatte. Ich liess Madonna auf einer Volte galoppieren. Meine Gedanken wurden zu ihren und ihre zu meinen. Es gab nicht mehr die kleineste Grenze zwischen uns. Wir wechselten wieder in den Trab. Madonna trabte schwungvoll im Rhythmus. Ich wusste, dass es nun dann gleich zu ende war. Die Musik wurde langsamer, ruhiger. Wir wechselten in den Schritt. Noch knapp 20 Sekunden. Madonna und ich blieben stehen. Wer das Leid nicht kannte würde hier das endgültige Ende vermuten, doch nein, es kam noch einmal eine Art Knall, ehe es fertig war. Wir hatten einen Sprung in unsere Choreografie gehabt, aber was sollte ich mit Madonna machen? Keine Ahnung. Das einzige was mir einfiel war genau auf den Schlag abzuspringen. Ich atmete durch. Vier, drei, zwei... Und in dem Moment in dem ich Springen wollte, bäumte sich Madonna auf. Sie stieg! Ich konnte gerade noch mein Körper nach vorne werfen, damit ich das Gleichgewicht nicht verlor. Nach dem ersten Schreck war ich super stolz auf meine Stute. Sie hatte ihr eigener Schluss gewählt, ein Schluss der nicht passender hätte sein können. Unser Schluss. Als Madonna mit ihren Vorderhufen wieder auf den Boden kam. Lies ich mich leicht zittern von ihrem Rücken gleiten. Die Musik war am Abklingen. So wie ich es hunderte Mal im Tanzsaal geübt hatte liess ich mich zusammenfallen zu einem kleinen Päckchen. Es war gefährlich mich so nah neben Madonna so schutzlos auf den Boden zu kauern, aber... Da war kein einziges bisschen Angst. Sie war ich und ich war sie. Am Schluss gab es einen langgezogenen letzten Ton und in dem Moment spürte ihr Atem in meinem Nacken. Ich sah auf. Ihre Nüster war direkt vor meinem Gesicht. Ich sah ihr in die Augen.
DANKE, meine Prinzessin. Bitte. Machen wir das einmal wieder? Hat spass gemacht. Ja, sicher.
Stumm unterhielten wir uns. Es verging eine Sekunde, eine zweite, eine dritte in der wir reglos verharrten. Erst da nahm ich langsam wieder war wo ich war. Schritt für Schritt nahm ich das Publikum, das Viereck, die Richter,... wahr. Doch ich nahm auch wahr, dass es totenstill war, obwohl alles schon vorbei war. Nicht einmal der Speaker sagte etwas. Es war beängstigend und berauschend zugleich.
Darf ich einen witzigen Schluss machen? Wie meinst du das, Madonna? Wirst schon sehen.
Und dann setzte sie sich doch tatsächlich hin. Ich wusste zwar, dass sie den Trick beherrschte, aber ich war paff. Ich richtete mich auf und lehnte meinen Oberkörper an ihren. Ich spürte ihre Wärme, ihre Sicherheit und vor allem das riesige Vertrauen zwischen uns. Und dann nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Sie streckte ihre Zunge raus. Das Publikum begann laut zu lachen.
Madonna!, schimpfte ich in Gedanken mit ihr, das macht man nicht!
Doch sie antwortete mir nicht. Sondern stand einfach auf und schüttelte den Kopf.
Gehen wir oder willst du hier sitzen bleiben? Äh...nein. Ich komme.
Seite an Seite verliessen wir das Viereck. Ich schwebte aber immer noch irgendwo weit weg. Das was ich erlebte war so unfassbar gewesen. Madonna und ich waren nicht Reiter und Pferd gewesen, sondern wir waren zwei Partner gewesen, die zusammen zur Musik tanzten und sich gegenseitig Vertrauten...
„Lucy!“ Cate schrei liess mich zusammenzucken, ehe ich von ihr angesprungen wurde. „Lucy, das war fantastisch. Bombastisch. Ich habe gar nicht gewusst, dass du so was kannst... Du hast die andern um Längen geschlagen.“ „Ich hatte auch einen Vorteil. Ich kannte das Lied in und auswendig.“ „Trotzdem. Du warst suuuuupppper.“ Lachend wand ich mich aus Cate Umarmung. Madonna stand immer noch neben mir. Ich blickte mich um, wo waren die andern? Dad stand nicht weit entfernt. Er hatte tränen in den Augen. Ich ging auf ihn zu und er schloss mich in seine Umarmung. Ich spürte, Madonnas Halfter und Strick an meinem Rücken. „Das brauchst du wohl nicht mehr, oder? Obwohl ich es dir eigentlich schon vorher geben wollte.“ Ich sah Madonna an, die neben uns stand. „Nein, eigentlich nicht, aber ich glaube es ist besser wenn ich es ihr doch anziehe hier auf dem Turnierplatz.“ Ich wusste genau, dass es bei dieser Frage nicht wirklich nur ums Halfter ging. „Ja.“ Meinte er und wischte sich verstohlen eine Träne weg. „Lucy, ich bin stolz auf dich. Was du da draussen gezeigt hast war fantastisch, das kann dir so schnell niemand nachmachen.“ „Doch du.“ Meinte ich lachend. Doch mein Dad blieb ernst. „Nein. Auch ich nicht. Du beherrscht diese Gabe viel besser als ich...“ meinte er, küsste mich auf die Stirn. „So und nun zieh Madonna das Halfter an.“
Der Rest der Trupp hatte von der Tribüne aus zugesehen. Und auch sie waren nicht weniger beeindruckt von mir als Cate und Dad. Langsam wurde mir mulmig. „Waren wir wirklich so gut gewesen?“ Fragte ich Max unsicher während wir auf die Rangverkündigung warteten. Max sah mich an. „Lucy, ich habe so was noch nie miterlebt. Du hast es geschafft jeden einzelnen hier zu verzaubern. Diese Einheit die sich zwischen dir Madonna und der Musik gebildet hat durch euer Vertrauen ging wohl jedem unter die Haut...“ Ich schluckte. Stimmte das? Ich dachte zurück an das Gefühl auf dem Viereck. Wenn die Zuschauer auch nur einen winzigen Bruchteil davon mitbekommen haben, dann muss Max Recht haben. „Aber mein Vater... Er...“ „Dein Vater hat die Leute mit Silver auch verzaubert, aber was du heute gezeigt hast war nochmals drei Schuhnummern grösser.“ Ich schluckte. Wollte ich das überhaupt? „Mach dir keine Sorgen, Lucy, über was du auch immer gerade nachgrübelst, es wir alles gut werden.“ Ich blickte Max an. Wie meinte er das? Doch ich konnte ihn nicht fragen, da der Speaker gerade dazu aufrief, dass alle Teams sich im Viereck versammeln sollten. Dad und Cate kamen mit ihren Pferden gerade vom Transporter zurück. Max warf mich auf Madonna. Sie trug immer noch nur ihr Lederhalfter und ich hatte den ziemlich alten und verschliessenden einmal schön roten, mittlerweile aber abgebleiten Strick in der Hand. Wirklich eine gute Gattung machte der nicht und auch wenn Marelle und Frederik viel besser gewesen wären, dann würden wir in die Mitte gerufen werden. „Max hast du einen andern Strick hier in der Nähe oder sogar Zügel?“ fragte ich. Max schüttelte den Kopf. „Nein. Aber Cate und Tim kommen, vielleicht haben sie einen dabei.“ Doch Dad, der uns gehört hat, schüttelte nur den Kopf. „Nein Tut mir Leid, aber lass ihn einfach weg. Madonna wir auf dich hören.“ Etwas schockiert sah ich Dad an. „Darf ich das?“ „Nein... eigentlich nicht, aber ich denke nicht, dass jemand etwas nach deinem Auftritt sagen wird.“ „Okay...“ meinte ich zögernd. „Max, aber lass Madonna das Halfter an, sonst haben wir nichts, woran ihre Schleife befestigt werden kann.“ Meinte Cate. An was sie nur immer dachte! Schleife, gewinnen... Tja meine Schwester war eben in der Turnierwelt grossgeworden. „Kommt ihr, oder schlagen wir hier Wurzeln, die meisten sind schon drin.“ Motzte sie dann weiter. Ich lachte. Okay. Etwas zögerlich trieb ich Madonna an. Die Verbindung war immer noch da. Das war sehr speziell, sonst löste sie sich, sobald ich mich abwandte und an etwas anderes dachte, aber heute war sie die ganze Zeit geblieben.
Madonna? Ja? Bitte benimm dich, okay? Na gut. Du meinst keine Zunge mehr rausstrecken? Ja und sonst keinen Scheiss. Aber war doch lustig? Ja, aber für heute reicht es. Na gut.
Ich ritt hinter Dad her. Als wir ins Viereck einritten waren die meisten andern Teams schon da. Ich konnte Marelle entdecken, die zwischen ihren Eltern ritt und uns ein nach oben gestreckten Daumen zeigte. Wir reihten uns ein. Zu dritt neben einander ritten wir auf dem Hufschlag. Ich war froh, dass Madonna in der Mitte laufen durfte, da ich dann ihr nicht ganz so genau mitteilen musste, wo sie zu laufen hatte, was auf die Dauer ganz anstrengend wurde, da es trotz allem noch eine Art Fremdsprache für mich war und das normale Reiten mit Schenkel-, Zügel- und Gewichtshilfen da einiges einfacher ist. Wobei einige Hilfe konnte ich auch jetzt anwenden. Wir drehten unsere Runden, ich sah der ganze Rest der Davids-Familie inklusive Max und Camilla mit Familie auf der Tribühne. Ich bekam nur am Rand mit wie die Temas für die rote und die blaue Schleife in die Mitte gerufen wurden. Dann wurde es spannend. Ich spürte meine Anspannung in Madonnas Schritten, da sie sich auch anspannte wegen mir. „Auf dem dritten Platz und somit mit der weissen Schleife geehrt haben wir Team Davids: Frederik Davids, Helene Davids und Elvin Ottmann, der wegen fehlen eines dritten Familienmittgliedes mitreiten durfte und auf ihrem Hof arbeitet. Herzliche Gratulation!“ in mir begann alles zu hüpfen. Meine Grosseltern wurden nicht Sieger, sie würden nicht die Repräsentanten für Vertrauen zwischen Pferd und Reiter in der Warmblutzucht werden! Ich blickte Cate an. Sie schien sich zwar zu freuen, dass ihrer Grosseltern nur dritte geworden waren, aber mehr deshalb, weil sie nun sicher zweite oder erste war. Doch Dads Gesicht, entsprach mehr meinem. Wir hatten unser Ziel erreicht, dass nicht ein solcher Titel den falschen zugesprochen wurde. Ob Team Ebnet oder wir gewinnen wär völlig nebensächlich. Die Schleifen wurden verteilt und ich sah auf dem Gesicht meiner Grosseltern, die Empörung, der Ärger über den dritten Platz. Nicht unbedingt, weil es nur der dritte war, sondern viel schlimmer, weil ICH ohne Sattel, ohne Zaum, ohne eine korrekte Dressur, ohne einem guten Pferd und ohne guten Unterricht SIE geschlagen hatte. „Auf dem zweiten Platz und somit mit der silbernen Schleife ausgezeichnet haben wir Team Ebnet: Theo Ebnet mit seinem Sohn Liam Ebnet und Tochter Marelle Ebnet. Herzliche Gratulation!“ Marelle ritt in die Mitte mit ihren Eltern, sie strahlte. Ich hatte ihre Ritte nicht gesehen, keinen einzigen, aber ich hätte sie gerne gewinnen lassen, schon das letzte Mal hatte ich gewonnen. Doch Cate blitze mich nur böse an, als wisse sie genau was in mir vorgeht. „Lucy du bist viel besser geritten beim Entscheidungsritt und basta.“ Meine Schwester war eben eine echte Schleifenjägerin...!
„Das Sieger Team des diesjährigen Warmblut-Züchter-Familienduell, bei dem es nicht bloss um eine perfekt gerittene Dressur oder ein Bestzeitspringen geht, sondern um das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter zu demonstrieren, steht wohl nach dieser wundervollen Demonstration für alle klar. Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut von Lucy Vorstellung. Die Goldene Schleife geht an Team Gestüt Silvermoon: Tim Davids mit seinen beiden Zwillingstöchter Catherine und Lucinda Davids. Wir ritten in die Mitte. Madonna benahm sich wirklich wie eine Prinzessin. Sie schritt graziös dahin und ihre lange Mähne fiel über ihren Hals, die noch leicht gewellt war, da sie eingeflochten gewesen war fürs Springen und die Dressur. Ich war stolz auf sie. Die Richter kamen und gratulierten erst Dad, Cate und dann mir. „Das war eine super Vorstellung zum Schluss! Gratuliere. Wir waren erst ein wenig enttäuscht, dass ihr Team nichts Besonderes gezeigt hat. Aber zum Glück war der Abstand so gross und die ersten drei so nahe zusammen, dass wir eine Zusatzaufgabe reiten lassen mussten. So steht es in den Regeln. Da haben sie dann aber richtig abgeräumt. Weiter so Lucy!“ meinte die Richterin. Ich brachte ein „Danke.“ Zustande. „Übrigens eine hübsche Stute haben sie da, auch wenn ich die Warmblüter bevorzuge. Aber gut das sie ihr ein Halfter angezogen haben, damit wir die Schleife fest machen konnten.“ Ich lachte. „Ich hoffe, man sieht sich wieder, aber dann hoffentlich mit Sattel und Zaum, denn ansonsten müsste ich sie bei normalen Turnieren disqualifizieren und das möchte ich ungern.“ „Ich werde es mir merken.“
„Und nun kommen wir zur Ehrenrunde angeführt von Team Gestüt Silvermoon, gefolgt von Team Ebnet, Team Davids, Team Voigt, Team Ziegler und allen andern Teilnehmern. Wir danken für die Teilnahme und hoffen sie im nächsten Jahr wieder mit gleich viel Motivation begrüssen zu dürfen.“
Madonna flogt los und ich auf ihr. Ich kannte ihr Rhythmus, ihre Tempo und ich fühlte mich so wohl auf ihr, ich hätte ewig so weiter fliegen können.
Die Sonne ging gerade unter und langsam setzte die Dämmerung ein. Die Pferde waren alle draussen auf der Weide. Zoey lag bei meinen Füssen und ich fühlte mich rundherum wohl. Camilla hatte Dad überredet eine kleine Feier zu machen, weil wir gewonnen hatte und da der sehr gut mit Marelles Familie befreundet war, aber sie sich ausser auf den Turnieren schon sehr lange nicht mehr gesehen hatten, alle gerade auch eingeladen. So waren wir nun eine recht grosse Truppe, die zusammen sass. Wir assen drüben auf dem Gestüt, hatten die grossen Tische und Bänke aus dem Aufenthaltsraum nach draussen getragen. Auf dem Grill brutzelte Fleisch und Camilla hatte wieder einmal ihr unglaublich leckeren Kartoffelsalat gemacht. Die ganze Familie Ebnet, also Marelle mit ihren Eltern Theo und Monika und ihrem älteren Bruder Liam, mein Granddad Colin, Natascha, Max, Camilla mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern, wir alle: also Cate, Dad, Angelika, Ben, Mel und Liv und noch einige Angestellte. Ach ja, sogar Tobias hatte noch Zeit gefunden kurz vorbei zu kommen. Alle waren sie da und es war ein richtig schöner Abend unter Freunden.
Die Sternen und der Mond standen schon hoch am Himmel und Colin, die Angestellten, Camilla mit ihrer Familie und Tobias waren schon gegangen. Leider, ich hätte gerne noch länger mit Tobias über Gott und die Welt diskutiert. Warum nur musste die Uni so weit weg sein? Konnte er nicht Tiermedizin hier studieren, dann könnten wir uns jeden Tag sehen. Nein nicht, weil ich doch wieder mehr von ihm wollte, nein weil er einfach mein bester Freund war und ich es mir wegen dem Internat gewohnt war meine Freunde immer um mich zu haben und Cate hatte ich schliesslich auch immer um mich. Marelle, Natascha und Cate diskutieren wild über irgendwelche Reiter und Turniere. Cate und Marelle waren aktiv dabei, Natascha früher selber und jetzt nur noch an Cates Seite, was aber nicht hiess, dass sie weniger informiert war. Liam, so schien es, war zwar auch oft auf Turnieren, aber klickte sich nicht in das Gespräch ein. „Ihr habt Silver immer noch, oder?“ Ich sah ihn verwirrt an. „Sicher. Warum nicht?“ „Naja es gab da so Gerüchte, dass Silver was zugestossen sei... Also im Januar.“ „Was? Nein, Silver ist zwar nun schon ziemlich alt, aber für sein Alter noch bestens beisammen.“ „Nicht einmal mein Vater getraute sich ihn zu fragen, obwohl sich die beiden schon seit klein auf kennen, so wie Marelle und Cate. Sie waren immer Konkurrenten, aber auch beste Freunde.“ Ich nickte. „Es geht im auf jeden Fall gut. Willst du dich selber vergewissern?“ „Ja gerne. Mir hat der Kerl immer schon sehr gut gefallen.“ Wir gingen über den Hof hinüber zu Silvermoon Weide. „Ähm... Lucy, die Frage ist vielleicht komisch, aber was hat dann dein Dad so sehr bedrückt zu Jahreswechsel. Irgendjemand hat da ins Spiel gebracht, dass Silvermoon tot sei und das dein Vater deswegen so bedrückt sei. Wir haben ihn selber gesehen zu dieser Zeit, er sah wirklich aus wie ein halb Toter...“ Ich schluckte. Das war die Zeit, als ich im Krankenhaus war. Vor der Geburt, als Dad glaubte ich würde ihn anlügen, dass er mich auf gewisse Art und Weise wieder verloren hatte. Als ich nicht mehr sprach... Und der Unfall davor, als Dad uns verkündetet, dass wir ein kleiner Bruder oder eine kleine Schwester bekamen. Ich atmete tief durch. „Ich war damals im Krankenhaus und das hat ihn wohl ziemlich mitgenommen.“ Meinte ich. „Aha. Und warum warst du dort? Hoffentlich nichts Schlimmes.“ „Also angefangen hat es damit, dass ich vom Pferd fiel beim Ausreiten, nach oder irgendwie auch während dem Dad uns verkündete, dass Angelika schwanger sei.“ „Ach und klar, er gab sich dann selber die Schuld am dem Unfall. So was passt natürlich gut zu Tim.“ Ich wollte ihm gerade wiedersprechen, dass da noch mehr war und das dies nicht wirklich der Grund war, aber ich liess es dann. Irgendwie war es unwichtig und ich hatte jetzt nicht die Kraft dazu mit einer Person, die ich heute zum ersten Mal gesehen hatte darüber zu sprechen. Zum Glück waren wir an Silvers Weide angekommen. „Dort drüben ist er“ Meinte ich. Beim Klang meiner Stimme sah er auf und kam langsam auf uns zu. „Ja er sieht für sein Alter wirklich gut aus, da muss ich dir Recht geben.“ Wir lehnten uns an den Holzzaun. Als Silver merkte, dass wir keinen Apfel oder eine sonstige Leckerei mitbrachten, ging er wieder davon und graste wieder weiter. Schweigend sahen wir ihm und den andern zu. Ich hörte, wie Liam tief durchatmete, aber dachte mir nichts dabei. „Tobias... Er ist doch nur ein guter Freund für dich, oder?“ „Ja. Ein sehr guter Freund.“ Wäre es Tag gewesen hätte ich vielleicht gesehen, dass Liams Gesicht zu strahlen begann, als ich dies sagte. Doch ich merkte es nicht. „Cate und du, ihr seht wirklich genau gleich aus, aber wenn man euch besser kennt, dann merkt man, dass ihr verschieden seid.“ „Das hast du schon nach einem Tag gemerkt?“ „Ich kenne Cate schliesslich schon mein Leben lang, fast so gut wie meine kleine Schwester.“ „Aber es stimmt schon, alle sagen immer, wir seien gleich, dabei...“ „...bist du nicht einfach eine Kopie von ihr sondern auch eine ganz selbstständige Person, eine supernette noch dazu.“ Ich lächelte ihn an. So was hatte schon lange niemand mehr zu mir gesagt, ausgenommen von meiner Familie. „Danke.“ Stammelte ich und um dieses Gefühl in meinem Bauch zu bändigen starte ich im Dunkel auf Silver weisses Fell. Und plötzlich merkte ich, wie er ganz sanft seine Hand auf meine legte, die auf dem obersten Querbalken lag. Sie fühlte sich warm um stark an. Und da war diese Gefühl, als würde gleich alles explodieren. Ich brauchte einen Moment, bis ich mich gesammelt hatte und ich meinen Kopf langsam in seine Richtung drehte. Er sah mich an, schien sich jede einzelnen Linie meines Gesichtes einzuprägen und da wagte ich es ihn auch zu mustern, genauer als ich es den ganzen Tag gemacht hatte. Da habe ich darauf nicht viel Wert gelegt. Aber nun mit seiner Hand auf meiner, kam mir das plötzlich wie das wichtigste auf der Welt vor. Er war ungefähr so gross wie ich, eher fein gebaut für einen Mann, wirkte aber trotzdem nicht zierlich, da er starke Muskeln hatte. Er hatte blaue Augen, genau wie Marelle und die gleichen blonden Haare, nur kurz geschnitten. Er sah verdammt gut aus, durchzuckte es mich. Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Ich lächelte ihn an. Und dann sah ich sein Gesicht ganz langsam auf meines zukommen. In mir verkrampfte sich etwas. Etwas, dass Nein schrien wollte, kämpfte sich langsam an die Oberfläche. Doch trotzdem konnte ich es in diesem Moment s kaum mehr erwarten, seine Lippen auf meinen zu spüren, aber dann war da noch diese Macht, die ihn weg schubsen wollte, davonrennen wollte. Als seine Lippen meine dann berührten, hatte diese Macht endgültig die Oberhand gewonnen. Sie zeigte mir Bilder von IHM, von der Nacht in London. Ich da ich nach London unter Schock gestanden habe, hatte ich sie verdrängt, doch dann mit Mel und Liv sind sie zurückgekommen. Ich hatte mich ihnen mehr oder weniger zu Stellen versucht, es aber dann schlussendlich geschafft, sie weit unten zu vergraben. Ich hatte geglaubt, dass ich sie los sei. Die ganzen Gefühle, Ängste und Bilder. Aber jetzt kamen sie mit aller Heftigkeit zurück, ausgelöst durch Liams Handeln. Ich drehte den Kopf weg und machte einen Schritt zurück. Er sah mich verwirrt an, doch ich sah zu Boden. In mir kämpften zwei Mächte gegeneinander. Die Erinnerungen an IHN gegen das Interesse an Liam. „Okay. Dann weiss ich wohl bescheid...“ meinte Liam zögernd. „Es... es hat nichts mit dir zu tun...“ stammelte ich und hatte Mühe meine Stimme zu kontrollieren. Wie konnte ich nur derart abweisen, wenn ich es doch eigentlich wollte! „Es ist egal, ob es mit mir zu tun hat oder nicht. Tatsache ist das du es nicht willst und das ist das einzige was für mich zählt.“ Meinte er, dreht sich um und lief hinüber zum Aufenthaltsraum. Ich blickte ihm nach. Liam. Wie konnte ich nur?!
* Keine Aufgabe / Schicksal * Jetzt = Mitte Juni, ja ich bin schon wieder hinten nach :( * Teil 1 von 2 * Viel Spass beim Lesen, ich hoffe es ist verständlich. Ein bisschen viel mit Gefühlswirrwarr zu tun, wie es der Titel schon verrät.
Nr. 38 - Sturm im Herzen (Teil 1)
Ich zitterte. Konnte mich kaum beruhigen. Nichts half. Mir war alles zu viel... Orio... Ja vor allem Orio’s Tod. Seit da war meine ganze Welt in grau getaucht worden. Ich machte zwar alles was gemacht werden musste, aber verspürte dabei nichts. Nur wenn ich an Orios Box, Orios ehemaliger Box, vorbei gehe, dann ist da diese unendliche leere. Dieses hilflose Gefühl und die unendliche Wut auf mich, dass ich nicht auf Orio gehört habe, dass ich meine Gabe einfach nicht beachtet habe und ihn so in den Tod getrieben habe! Verdammt! Ich schrieb meine Abschlussprüfungen, mehr in Trance als wirklich bewusst, doch sie waren genügend - zumindest soweit ich bis jetzt informiert wurde. Und auch das mein Grossvater nun endgültig nach Deutschland gezogen war oder das ich bald Geburtstag hatte, liess mich nicht aufwachen und aus meinem Trübsal holen. Der Strudel zog mich unweigerlich mit in die Tiefe. Wie schon einmal. Wie bei Mom. Nach ihre Tod hatte ich mir geschworen, mein Herz nicht wieder zu stark an einen gewissen Mensch zu binden um dies alles nicht noch einmal zu erleben. Doch es war mir nicht gelungen. Dad, Cate, Angelika, Max, die kleinen drei... Nein unmöglich eine Welt ohne sie. Doch ich glaubte, dass, wenn ich meine Liebe Tiere geben, die mich nicht so stark verletzen konnten wie Menschen. Doch das können sie genau so. Jede Lebewesen – ob Tier oder Mensch – dem du Platz in deinem Herzen gibst, kann dich zerstören. Es war als ob ich nicht mehr ich war. Das war zwar Lucy, die ass, kochte, putzte, ritt, sich um ihre Kinder kümmerte... Aber das war auch wieder nicht ich. Mein Ich hatte sich verschlossen. Mein Ich war weg. In das tiefe Loch gefallen, dass Orio hinterliess. Meine Gedanken waren immer bei ihm. Zu jeder Zeit. Genau wie vorhin, kein wunder das Madonna da so schlecht sprang, sie war kein wirkliches Springpferd und brauchte für die kleinen Hindernisse jede Unterstützung die sie bekommen konnte. Doch die konnte ich ihr nicht geben. Ich nahm nicht wahr, was wirklich geschah. Nicht dass ich hier auf dem Familienduell-Turnier war, für das ich so lange geübt hatte. Nicht, dass ich meine Familie gerade grauenhaft blamierte. Einfach nichts... Der Schmerz um Orios Verlust durch mich hüllte sich wie eine graue Wolke um mich. Doch nun nach und nach sickern die Erkenntnisse so langsam durch. Mein Ritt war so peinlich gewesen! Ich habe danach kein Wort mit jemandem gewechselt und mich einfach mit Madonna zu unserm Transporter zurückgezogen. Doch nun kam Cate auf mich zu.
„Kopf hoch Lucy, kann auch mir mal passieren. Das nächste Mal machst du es besser.“ Ich schüttelte traurig den Kopf. Wie sollte ich es besser machen können, wenn ich in diesem grauen-Welt-Zustand gefesselt war? Wie konnte ich Madonna die nötige Hilfe geben, wenn ich sie gar nicht wirklich wahrnahm? „Ich werde es nie besser können.“ „Auch wenn, jetzt kommt erst mal Dressur und DAS kannst du und Madonna super.“ „KONNTE.“ Korrigierte ich sie. „Verdammt Lucy, ihr beide könnt das immer noch. Wenn du Madonna reitest, sieht es aus als würdest du ihr gar keine Hilfen geben, ein einziger Tanz, genau wie Dad mit Silver.“
Ich starre auf meine Füsse. Genau das war das Problem. Beim Springen war die Kommunikation nicht ganz so stark wie bei der Dressur, fand ich. Da kam es weniger auf diese unsichtbare Verbindung an. Doch wie zum Teufel sollte ich mit Madonna die Dressur überstehen wenn ich beim Springen schon so abgeschnitten hatte? Gar nicht. Ich konnte keine Verbindung zu ihr aufbauen und daraus bestand in der Dressur die ganze Kommunikation zwischen uns. Ich konnte ihr einfach nicht mehr meine ganze Liebe schenken, meine ganze Konzentration, mein ganzes Ich ihr öffnen. Nicht nachdem mein Herz ein weiteres geblutet hatte wegen eines Verlustes... NEIN, kein Chance. Ich durfte mich nicht mehr so stark öffnen, denn dann bin ich wieder so stark verwundbar. Und wie stark dies schmerzte, musste ich nun schon zwei Mal miterleben. Aber ich will stark, schmerzlos und unverwundbar sein!
„Was ist Lucy?“ Cate blickte mich an. „Nichts.“ „Das kannst du mir nicht weismachen. Seit Orios Tot verkriechst du dich vor dir selber. Warum Lucy, warum?“ „Ich bin wie immer.“ Meinte ich trotzig. „Nein bist du nicht.“ Schrie Cate mich an. „Doch.“ „Dich selbst kannst du vielleicht anlügen, aber mich nicht. Verdammt Lucy, kannst du nicht heute für ein paar Minuten aufhören damit. Für uns. Für Dad.“ Ich blickte sie an. Ich würde es so gerne aber, ich konnte es nicht. Cate sah mein Gesicht stampfte auf. „Verdammt Lucy, jetzt hör endlich mit der Geschichte auf. Du hast alles für Orio getan, was du konntest.“ Nein, ich habe nicht auf ihn gehört!, doch ich sprach es nicht laut aus, sah sie nur traurig an. „Verdammt noch mal Lucy, woher solltest du es gewusst haben, schliesslich kannst du nicht Hellsehern.“ „Er hat mich gerufen, aber ich habe es nicht verstanden.“ murmelte ich. „Wie, bitte sehr?“ Cate warf theatralisch die Arme in die Höhe. Sie war eine tickende Zeitbombe „Er hatte schliesslich kein Handy und kein Megafone.“ Ich atmete tief durch. „Cate, Dad und ich können...“ ich brach ab. Nein, sie würde es nicht verstehen. „Was können Dad und du?“ „Ach vergiss es.“ „Nein, was?“ „Nix.“ Sie funkelte mich böse an. „Jetzt reicht es mir. Erst legst du den katastrophalsten Ritt hin, der hier jemals stattfand, dann will ich dich trösten, doch du kommst kein Millimeter auf uns zu, warum glaubst du nur, dass Orio wegen dir tot ist.“ „Ist er.“ „Nein.“ Sie sah mich an, als würde sie mir gleich eine Ohrfeige erteilen, damit ich aufwache. Doch atmete dann tief durch. „Hör zu Lucy, mir ist es egal, wie du bei diesem Turnier reitest, egal welchen Rang wir belegen, aber ich will meine Schwester zurück!“ Dann drehte sie sich um und war weg.
Zwei Stunden später ritt ich Madonna auf dem Abreitplatz. Max stand an der Seite. Ich wusste nicht wie Cate und Dad geritten waren. Es interessierte mich nicht, ich wollte einfach alles nur hinter mich bringen, so wie jeder andere Tag und dann endlich wieder in mein Bett kriechen zu können. Max gab keine Kommentare ab wie sonst, sondern liess mich einfach. Doch als wir dann rüber zum Viereck ritten, meinte er bloss, dass ich doch zumindest versuchen sollte, mit Madonna die Verbindung aufzubauen. Doch ich konnte nicht. Wollte nicht. Und deshalb verlief die Dressur auch keinesfalls gut...
Nachdem ich Madonna zum Hänger gebracht hatte, nahm mich Colin mit ins Essenszelt. Ich fühlte, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. ‚Ist das Lucy? Als dieser Zwilling, der die schlimme Nummer hingelegt hat?’ ‚Das soll Tim Davids Tochter sein?’ ‚Cate und ihre Zwillingsschwester scheinen zumindest reiterlich überhaupt nicht gleich zu sein.’ ‚Schau nur dort ist Lucy, die ihr Team abstürzen lässt.’ Warum zum Teufel hatte ich nicht darauf bestanden Angelika an meiner Stelle reiten zu lassen? Colin setze sich und trank einen Schluck, dann nahm er meine Hände in seine. Wie kalt sie waren! „Ich vermisse deine Mutter genau so sehr wie du. Doch ich habe mich nicht von dem Gefühl, was ich alles verloren habe, mit nach unten reissen lassen, sondern haben mich daran gefreut, wie viele schöne Momente sie mir geschenkt hatte. Du solltest versuchen deine negativen Gefühle in Verbindung mit Orio zu unterdrücken und dir die schönen wieder in den Vordergrund holen. Du kannst dich nicht ewig in deinem Schneckenhaus verkriechen.“ Ich sah ihn nur stumm an. „Lucy, Orio ist nun schon längere Zeit tot, es ist langsam Zeit seinen Tot zu akzeptieren.“ „Aber er wäre nicht tot, wenn ich auf ihn gehört hätte.“ Meinte ich flüsternd. „Du kannst nichts dafür.“ Doch! Verdammt noch mal, ihr wisst ja alle überhaupt nicht, dass er mich gerufen hat!, schrie es tief in mir. „Ich hätte ihn retten können.“ Fügte ich nur an. „Du hast getan was du konntest und hast das einzig richtige getan, ihn gehen zu lassen.“ Ja, aber wäre ich früher gekommen, hätte ich noch eine andere Wahl gehabt... Doch ich antwortete Colin nicht mehr, da plötzlich Cate und Dad auftauchten. Cate würdigte mich keines Blickes und das tat unglaublich weh. Meine eigene Zwillingsschwester, die alles von mir wusste! Nein, beinahe alles. Ausser... Verstand sie mich deshalb nicht?
Die Stille war so erdrückend das ich anbot mich auf die Suche nach Angelika und den drei kleinen zu machen. Ich fand sie dann auch in der Nähe des Transporters. Camilla war auch dabei mit ihren Kinder Linnea und Eric. Eric konnte gerade laufen und unser Haus unsicher und auch hier lief er strahlen im Transporter rum und fand hier und da Sachen, die er dann stolz seiner Mutter brachte. Würden Liv oder Mel das auch mal machen? Linnea war mit ihren drei, fast vier Jahren, schon einiges älter und seit dem Tag, an dem sie Cate auf Faro gesetzt hatte, nicht mehr von den Pferden weg zu bringen. Besonders von Faro. Jede Minute, die sie auf den Gestüt verbringt, ist sie bei den Pferden. Max hat eine Engelsgeduld und zeig ihr alles. Mittlerweile war sie ganz stolz, dass sie Faro fast ganz alleine putzen konnte. Nur mit den Hufen kam sie noch nicht alleine klar. Beim Putzen stand sie ganz einfach auf die Putzbox, damit sie auch die Mähne und Faros Rücken sauber bekam. Beim Reiten machte sie sich auch nicht schlecht. Immer wenn es irgendwie ging, führte oder longierte Max sie oder nahm sie auf Faro als Handpferd mit ins Gelände. Sie wollte alles so machen wie wir grossen und nahm eines Tages auch die Schubkarre und versuchte die Box zu misten, was nicht besonders gut klappte. Seit ihr Max einen kleinen Besen, Mistboy und eine Schaufel besorgt hatte, ging es schon sehr viel besser. Camilla war das alles nicht recht und versuchte ihre Tochter immer wieder davon zu überzeugen, dass sie Max und Cate nicht wie ein Schatten folgen sollte, da er arbeiten müsse, doch Max winkte nur ab. Sie würde ihre Reitstunden schon abarbeiten, so oft wie sie Farolinas Box ausmiste und sie zur Weide bringe oder sie putze. Und auch Cate gegenüber fand Camilla es unrecht, da Faro doch eigentlich Cate Stute war. Doch auch die sah kein Problem darin, schliesslich sei Faro damals für die Kinder auf Gestüt Silvermoon gekauft worden: Sprich damals für Cate und mich. Zudem lebe Farolina wieder richtig auf, seit sie von Linnea täglich mehrere Stunden betreut werde. Und das stimmte. Immer wenn ich die beide zusammen sah, öffnete sich mein Herz. Ob meine Kinder auf ihr ihre ersten Reiterfahrungen machen werden? Faro war nicht mehr unbedingt die jüngste...
Linnea kam mir entgegen gerannt. „Lucy ich habe Madonna eine Mohrrübe gegeben, ich hoffe das war okay.“ Ich lächelte das kleine Mädchen an. „Sie hat sich bestimmt darüber gefreut.“ „Darf ich sie noch ein wenig putzen?“ „Wenn du willst?“ „Ja.“ Strahlend rannte sie zum Transporter und kam mit einer Bürste wieder und zog mich zu Madonna, die uns entgegen sah. Linnea versuchte ihr Rücken zu putzen, doch sie war einfach zu klein. Da nirgends etwas war, auf das sie drauf stehen konnte zum putzen hob ich sie kurzerhand auf Madonnas Rücken. Sie strahlte. Für einen kurzen Moment schien sich der graue Schleier um mich auf zu lösen und ich lächelte zurück.
Plötzlich hörte ich Angelikas stimme, sie tönte leicht genervt. Schnell machte ich zwei Schritte und sah um den Transporter herum. Dort waren zwei Klappstühle aufgestellt, auf dem einen sass Camilla mit einem schlafenden Eric auf dem Arm. Neben ihr im Kinderwagen schliefen meine Zwillinge tief und fest. Sie mussten noch einiges aufholen und irgendein Arzt meinte, das machen sie während sie schlafen. Und Angelika hielt Benjamin auf dem Arm und sprach mit einem Mann, den ich nicht kannte, aber es sah ganz so aus als sei es ein Reporter.
„Wie ich sehe kommen sie trotz allem recht gut mit Drillingen und ihrer Zucht klar?“ Drillinge fragte ich mich. „Wir haben Camilla die uns hilft, das geht schon und auf dem Gestüt hilft jeder jedem das ist kein Problem, ich überlege mir sogar noch ein oder zwei weiter Zuchtstuten anzuschaffen.“ „Ist das nicht ein bisschen viel? Also nebst ihren Drillingen?“ „Ich weiss wohl am besten selbst, wie viel ich mir zumuten kann und wie viel nicht.“ Meinte Angelika gereizt, auf die Bemerkung mit den Drillingen ging sie nicht ein, schien es einfach zu überhören, aber genau das schien es zu sein, was der Reporter wissen wollte. „Okay. Und später, was glauben sie, werden die Kinder eher ihr Herz an den Rennsport verschenken oder die Dressur und Springen?“ „Das wird sich noch zeigen.“ „Glauben sie, ihre Kinder werden sich alle fürs selbe entscheiden, weil sie Drillinge sind?“ „Das geht sie überhaupt nichts an und nun verschwinden sie bitte, für weitere Auskünfte wenden sie sich bitte an mein Mann oder Maximilian Bischoff.“ „Aber ich möchte doch einen Artikel über ihre neue Situation schrieben. Über sie, ihre Drillinge und ihre Zucht. Nicht über das Gestüt ihres Mannes.“ „Mein Gestüt ist auch das meines Mannes.“ Meinte sie und dreht sich um. „Aber... Tim Davids ist doch mehrheitlich in der Dressur unterwegs?“ „Ja.“ „Eben. In meinem Artikel solle es um ihre Zucht – von mir aus die Abteilung Vollblutzucht Sunrise des Gestüt Silvermoon - und ihr neues Leben mit ihren Drillingen gehen.“ Angelika blieb stumm. In mir fing es an zu brodeln. Verdammt noch mal das waren MEINE Zwillinge, nicht IHRE Drillinge. Meine Kinder durfte ich nicht auch noch verlieren. Nicht nachdem ich schon Mom und Orio verloren hatte. Auch wenn das ja im eigentlich Sinn nicht verlieren bedeutet, sondern... Keine Ahnung... Auf einmal war mir einfach sehr wichtig, dass es MEINE Kinder waren. Ich wollte nicht, dass sie mir auf diese Art und Weise weggenommen wurden. Mel und Liv waren meine Kinder. MEINE. Ich machte einen Schritt auf den Reporter zu. „Einen Artikel über Angelikas Zucht und ihre Drillinge können sie überhaupt nicht schreiben. Sie hat nämlich keine Drillinge!“ fuhr ich ihn an. Verwirrt sah mich der Reporter an. Aus Angelikas Augen sah ich ein warnendes Blitzen, nach dem Motto, pass auf was du sagst Lucy. Ich holte tief Luft. „Melanie Colleen und Livianne Nataly sind MEINE Kinder.“ Dann drehte ich mich um und lief davon. Wollte nur noch weg. Der graue Schleier um mich kam zurück und mit ihm das Gefühl im Herzen. Das Gefühl von Verlust und Schuld an Orios Tot.
Ich sass auf einem Stein am Waldrand etwas ausserhalb der ganzen Anlage. Meine Gedanken fuhren Achterbahn, aber sie kamen immer wieder auf Orio zurück. Orio, mein kleiner weissen Engel, der ich nie mehr wiedersehen würde, weil ich nicht gemerkt hatte, dass er nach mir rief. Wegen mir... Ich war schuld an seinem Tod. Ich, Lucinda Davids. Ich hätte ihn retten können. Ganz allein ich. Doch ich hatte seine Hilferufe verdrängt und ihn somit in den Tot getrieben. Ich hatte ihn getötet. Ich.
Die Tränen liefen mir die Wangen runter. Nein, nie mehr würde ich mein ganzes Herz einem Lebewesen öffnen können. Orios hatte eine grosse Wunde, ein grosses Loch in meinem Herzen hinterlassen, weil ich es zugelassen hatte, das er einen Platz in meinem Herz bekam. Und noch viel schlimmer, ich hatte mich ihm komplett geöffnet, er hatte mir vertraut, er hat alles für mich getan, aber im entscheidenden Moment, habe ich seine Hilferufe nicht verstanden und verdrängt. Wie konnte ich nur!
Ich sah nicht wie sich mein Dad mit Madonna am Strick näherte. Er liess sich neben mich ins Grass fallen und sprach nicht. Er sah nur Madonna zu wie sie graste. Schweigend sassen wir da. Irgendwann nahm er meine Hand, strich meine Haare aus meinem Gesicht und sah mich. Er macht es wie bei den Pferden!, schoss es mir durch den Kopf. Er zwingt mich nicht zu reden, aber er gibt mir die Möglichkeit. Und Plötzlich brach alles aus mir heraus.
„Ich habe Orio umgebracht Dad.“ Er drückte meine Hand. „Ich habe Orio umgebracht.“ Schluchzte ich. Er schüttelte nur den Kopf. „Ich habe ihn umgebracht, weil ich nicht auf ihn gehört habe. Dad wie konnte ich nur!“ „Du hast ihn nicht umgebracht.“ Meinte er ganz ruhig und sachlich, während es in mir drin tobte. „Doch. Ich bin eine Mörderin. Dad, ich habe Orio umgebracht.“ Schrie ich verzweifelt. Verstand mich dann niemand?! „Nein.“ „Doch. Ich habe nicht auf seine Hilferufe gehört. Ich fühlte mich wegen ihm so schwach und panisch, weil er sich so fühlte und ich habe einfach nicht auf das Gefühl gehört. Ich habe ihn umgebracht.“ Warum sah keiner, was so offensichtlich war...?! „Du hättest sofort gehandelt, wenn du es verstanden hättest. Es kann dir keiner Übelnehmen, dass du nicht gehandelt hast, wie hättest du auch wissen sollen, dass...“ „Ich hätte dich fragen können, Dad, dann würde er vielleicht...“ „Nein Lucy. Ich hätte es auch nicht gewusst. Eine Kommunikation über so eine lange Distanz habe ich nicht für möglich gehalten.“ „Trotzdem... Dad ich habe ihn in den Tot geschickt. Wie konnte ich nur, er war mir so wichtig.“ „Es war seine Entscheidung Lucy. Er hat dir gesagt, dass er nicht mehr mag. Du hast nur getan, was am besten für ihn ist, was er wollte. “ „Ja, aber ...“ Dad nahm meine Hände. „Nicht immer ist unsere Gabe ein Segen Lucy... Aber du hast alles gemacht, was dir möglich war. Du hast ihn nicht umgebracht, dich trifft keine Schuld. Keiner ist hier schuld, es war ein Unfall und das musst du nun endlich akzeptieren.“ „Ich...“ „Du hast ihn nicht umgebracht Lucy.“ Dad sah mir in die Augen. „Und nun sage das drei Mal ganz laut.“ Ich sah ihn zögernd an. „Ich...“ ich brach wieder ab. Dad sah mich auffordernd an. „Ich habe ihn nicht umgebracht.“ Flüsterte ich leise. Etwas in mir drin begann zu rumoren, zu erkennen, dass diese Aussage vielleicht doch nicht ganz so falsch war... Der Nebel schien plötzlich nicht mehr so dicht. „Ich habe ihn nicht umgebracht.“ Sagte ich noch ein mal und diesmal etwas bestimmter. Dad lächelte mich an. „Ich habe ihn NICHT umgebracht.“ Schrie ich ein drittes Mal und dann war mir als würde man mir einen scheren Futtersack von den Schultern herunter nehmen. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. ICH HABE ORIO NICHT UMGEBRACHT!
Der graue Nebel war nun weg, der mich gefangen hielt. Ich sah zu Madonna hinüber. Sie sah mich an. Ich streckte die Hand zu ihr aus. Vorsichtig schnupperte sie daran und schien sich zu beklagen, dass darauf kein Leckerei zu finden war. Doch plötzlich spannte sie sich an. Hob den Kopf und sah in Richtung Anlage. Drei Personen kamen auf uns zu. Ich sah wie Dad sich anspannte. Es waren Cate, Frederik und Helene Davids – meine verhassten Grosseltern. Ich schloss die Augen. Noch ein paar Sekunden um mich auf das Zusammentreffen zu wappnen. Dad drückte mir die Hand und ich wischte mir mit der andern schnell übers Gesicht. Nein, heulen würden sie mich nicht sehen. Schon gar nicht, weil sie vermutlich alles ganz falsch verstehen würden. Weil sie glauben würden, ich würde heulen wegen dem Turnier. Aber das turnier war mir so scheiss egal.
„Tim, wie geht es dir? Noch mehr verstecken könnte ihr euch nicht, was?“ meinte Helene. „Hallo Mama, Hallo Papa.“ Meinte Dad und liess sich drücken und küssen. „Na wie geht’s mein Sohn?“ meinte sein Vater. „So weit so gut.“ Meinte er zögernd. Meine Grossmutter zog nur die Augenbrauen hoch. „Hätte Catherine uns nicht gesagt wo du und Lucinda steckst, hätten wir euch nie gefunden. Wir wollten dir noch für deinen super Ritt gratulieren, Catherine natürlich auch, aber mit Lucinda musst du wohl noch einiges üben. Letztes Jahr war wohl ein Zufall, dass sie so gut geritten ist.“ Meinte sie zu Dad und wandte sich dann zu mir um. „Aber keine Angst, wenn du täglich trainierst, wirst du irgendwann auch einmal akzeptabel reiten können, mein Lucinda-Kind.“ Sie wuschelte mir über den Kopf. In mir kochte es. „Ja und wenn du irgendwann einmal ein gutes Pferd braucht, dann sag es uns Lucinda.“ Meinte Frederik grosszügig. Nein, nie im Leben!, schoss es mir durch den Kopf. Nie! Doch ich nickte nur. „Aber vernünftig bist du schon, dass muss man dir lassen. Du setzt dich nicht auf ein gutes Pferd und verreitest es. Du weisst, dass du noch viel lernen musst bis du so ein Pferd reiten kannst und hast deswegen eine solche Stute wie.. wie heisst sie nochmals? Aber egal... fürs Turnier könnte Tim dir schon ein gut ausgebildetes Pferd geben.“ Meinte Helene. WAS?! Ich war so paff, dass mir nicht einmal eine patzige Antwort einfiel. „Madonna und Lucy können die Dressur aufgaben viel besser als ich.“ Meinte Cate und stellte sich neben mich. „Ist ja süss, dass du deine kleine Schwester verteidigst, Catherine, aber das ist nicht so. du reitest in einer ganz andern Abteilung.“ „Ach wie kommt es dann, dass am Ausbildungsturnier Lucy für mich die Dressur geritten hat und es niemand gemerkt hat? Nicht einmal ihr und ich weiss, dass ihr mein, respektive Lucys Ritt verfolgt habt.“ Nun war Helene paff... „Ihr habt was? Tim!“ „Ich wusste es nicht.“ Er hob die Hände. „Das war ihre Idee.“ „Aber Catherine so was gehört sich doch nicht. Man darf niemand fremdes reiten lassen, damit man gewinnt!“ „Nein, darf man nicht.“ Gabe sie ganz reumütig von sich, aber grinste gleichzeitig von einem Ohr zum andern. Was hatte sie vor? Sie begab sich auf ein äusserst heisses Terrain. Helene sah sie verwirrt an. „Es stimmt, was ich gemacht habe war nicht recht. Ich habe jemand anderes reiten lassen, dass ich GEWINNE.“ Jetzt schien Helene zu begreifen. „Aber Lucy kann niemals so gut reiten...“ „Hab ich gewonnen oder nicht?“ fragte Cate bloss scheinheilig. „Tim jetzt reichte es mir. Eine so verzogen wie die andere!“ „Was hat Lucy dann böses getan?“ fragte Cate ernsthaft interessiert. Oh ja, das nahm mich auch wunder! „Mit diesem Zeitungsmenschen gequatscht und ihm ins Gesicht gesagt, dass Melanie und Livianne ihre Töchter sind! Alle Anwesenden am Turnier tuscheln schon. Und ich dachte echt, ihr hätte so viel Anstand, die Leute ihre eigene Geschichte daraus zu basteln, was sie mit Angelikas Drillingen ganz glaubhaft geschafft haben!“ Sie blickte uns drei ganz böse an. Drehte sich dann zu ihrem Mann um. „Komm Frederik wir gehen. Was unser Sohn und seine Töchter uns da bietet, müssen wir uns nicht gefallen lassen.“ Meinte sie und lief davon, ihren Mann im Schlepptau.
Einige Sekunden waren alle still. „Du hast dem Zeitungsfritz wirklich gesagt, dass Mel und Liv deine Kinder sind?“ fragte Dad. Ich nickte. Dad schloss mich in seine Arme. „Ich bin stolz auf dich, Lucy.“ „Dad!“ protestierte Cate mit einem Lachen auf dem Gesicht. „Und was ist mit mir? Ich habe heute mal wieder eine super Nummer sowohl im Springen als auch in der Dressur hingelegt.“ Dad streckte einen Arm nach ihr aus und drückte uns beide ganz fest. „Meine beiden Töchter, ich habe euch doch genau gleich liebe.“ „Was ist mit Ben, liebst du ihn nicht?“ fragte ich lachend. „Doch, aber er ist nicht meine Tochter sondern mein Sohn und den habe ich sowieso am allerliebsten.“ „Dad!“ meinte Cate und ich gleichzeitig entrüstet und kniffen ihn in die Seite. „Schon gut schon gut.“ Meinte er lachend. „Ich habe euch drei alle gleich liebe.“
Als Tims Handy klingelte war die besondere Stimmung schlagartig wieder verflogen. „Tim Davids.“ ... „Ja, klar. Warum?“ ... „Okay. Wir kommen.“ ...
„Wer war’s?“ fragte Cate. „Angelika. Die Turnierleitung will uns aus irgendeinem Grund sehen, frag mich nicht warum.“ Cate wurde bleich. „Aber doch nicht etwa wegen...“ „Nein, Cate nicht wegen dem Ausbildungsturnier. Erstens wären das nicht die richtigen Personen und zweitens würden das Helene und Frederik niemals sagen gehen, das wäre eine viel zu grosse Schande für die Familie, wenn das an die Öffentlichkeit gerät...“ Cate lachte. „Hat wohl auch gute Seiten, dass sie ihren Namen ‚rein’ halten wollen.“ „Ja.“ Dad lachte. „Kommt ihr?“ fragte er. „Müssen wir alle gehen oder kann ich noch einen Moment hier bleiben?“ Dad überlegte. „Ich glaube es ist okay, wenn du hier bleibst.“
Ich blickte Dad und Cate nach und sah dann wieder meiner Stute zu wie sie genüsslich Grass frass. Ob Orio wohl im Himmel jetzt glücklich und ohne Schmerzen war? Hatte er vielleicht meine Mutter gefunden? Meine Mutter konnte ja auch reiten und mit Pferden umgehen, auch wenn sie es mir gegenüber nie zugab. Kümmerte sich am Ende meine Mutter um Orio? Irgendwie war das eine tröstliche Vorstellung. Ich blickte in den Himmel hoch. Sahen sie vielleicht am Ende gerade gemeinsam auf mich hinab?
Habe meinen nächsten Beri fertig. 20 Seiten, also 2 Teile. Muss ihn abe rnoch auf Rechtschreibung, Schwiizer-dütsch-Wörter und verdrehte Sätze überarbeiten.
Als das geht wirklich nicht wirklich, weil die Bestrafung/Reaktion/oder-wie-man-das-betiteln-will muss SOFORT kommen.
Eigentlich ganz gut. Bodenarbeit macht sie super mit, spazieren sowieso. Nur abspritzen mit dem Schlauch findet sie nicht so der Hit, aber wir arbeiten dran und Hufe ausschneiden auch nicht weil sie einfach nicht gerne so lange ruhig stehen will. Sie sieht dann immer hier und dort was und dreht sich ab, vergisst das sie nur auf 3 Beinen steht und verliert dann beinahe das Gleichgewicht. Je weniger Ablenkung desto besser. Aber es ist schon viel besser geworden. Habe mich ja jetzt auch schon ein paar mal auf ihr Rücken geschwungen und wenn sie los lief, dann liess ich sie, wenn sie lieber stehen blieb, war es auch okay. Manche im Stall finden, dass sie nun 3 1/4 Jahre ist und ich endlich mit dem richtigen reiten anfangen soll. Sie soll jetzt endlich arbeiten. Gut, sie hat sehr viel aufgeholt, aber ich sehe sie noch genau vor einem Jahr vor mir, da hat man sie auf ein Jährling geschätzt und sie war so dünn... Ein kleines Häuflein. Jetzt ist sie schon ziemlich viel grösser, aber damals im letzten Herbst wurde mir von einer pferdeerfahrenen Person gesagt, gib ihr noch Zeit bevor du sie reitest, warte mindestens ein Jahr und lass ihr dann im ersten halben bis ganzen Jahr viel Zeit ohne grosse Anforderungen an sie. Es hat jetzt eine neuere Reiterin in meinem alter im Stall mit ihrem eigenen Pferd, das sie seit 2 Monaten hat und sie kann ihn reiten, springen, bleibt schön stehen beim abspritzen... Da kommt manchmal das Gefühl auf, wie weit der Weg für uns noch ist und ich würde ihn am liebsten schon hinter mir haben. Und in solchen Momenten würde ich mich am liebsten auf mein Pferdi schwingen und auf Hochtouren mit ihr arbeiten. Damit wir beide reitend durch den Wald streifen können. Ich endlich mit ihr auch von "oben" arbeiten kann, nicht nur mit meiner RB. Anderseits habe ich Angst, dass es noch zu früh ist... Ersten wächst sie sei Februar no-stop, dann habe ich manchmal noch das Gefühl, sie sei ein kleines Fohlen, wie sie sich benimmt, und dann ist da noch dieser Hinweis, ich solle bei ihr lange warten, es wäre nur gut für sie... Das es halt einfach ICH bin, die sie jetzt reiten will. Anderseits kann es natürlich auch sein, das ich zu zögerlich bin. Deswegen weiss ich gerade nicht was ich machen soll. Reiten/arbeiten oder nur über BA arbeiten oder mich halt hin und wieder für wenige Minuten einfach mal raufsetzen (sie darf dann stehen oder laufen, was sie will) und sonst BA machen. - Aber ein wirkliches Problem ist das nicht. Ich muss es halt einfach für mich entscheiden, allerdings habe ich halt zwar schon mitgeholfen bei Jungpferdeausbildungen, aber solche Sachen eben nicht mitentschieden. Ich war dann einfach dir reitende Person, sobald die Entscheidung gefallen ist. Habe zwar vor nächste Woche mal mit meiner BA-Lehrerin (die auch RL ist und 3 ihrer 5 Schulis selber ausgebildet hat von Grund auf) zu sprechen, aber letztlich ist das auch bloss eine weitere Meinung und die Entscheidung liegt bei mir...
Ich habe noch nie so ein Vorfall erlebt. Zum Glück - denn ich denke bis ein Pferd beisst, ist schon einiges falsch gelaufen... (Meistens) ist man dann auch selber schuld, weil man Vorzeichen ignoriert und nicht unterbunden hat.
Also wenn ein Pferd nach mir schnappt oder sogar beisst, dann bekommtes einen richtigen Klaps (schliesslich tut mir der Biss ja auch gewaltig weh!) Da habe ich dann kein Pardon, solange es gerechtfertigt ist!
Also ich kann dir jetzt einfach einen Tipp von mir geben - und ich bin weder profesionnelle RL oder Trainer oder sonst was. Habe einfach schon wirklich viele Pferde und Geschichten miterlebt, weil ich wirklich lange auf der Suche nach einer RB und einemStall für Reitstunden war.
Wenn ich dich wäre würde ich folgendes tun:
Reite ihn NICHT. Solange bis dein inneres Bauchgefühl sagt JETZT. Und du musst dich nicht dazu zwingen, wenn andere sagen. Am Anfang ist es schwer, aber ich habe was ähnliches erlebt. Ich bin - oh Gott das ist ja schon Urzeiten her - von Fee (meiner damaligen RB auf der ich praktisch reiten lernte) gefallen im Gelände. Mein Fuss habe ich dabei zwar nicht gebrochen oder so, aber dafür einen grossen Schock, weil ich im ersten Moment überall Schmerzen verspürte. Und auch um Fee, weil sie weg war und ich Angst um sie hatte. Waren zum Glück in Sichtdistanz zum Stall und dahin ist sie auch aber trotzdem hatte ich Angst. Damals sagte ich mir: Nicht mehr reiten. 1. Wegen meinen möglichen Verletzungen und 2. weil ich Fee in Schwierigkeiten hätte bringen können, weil ich mich nicht oben halten konnte. Ich ging in den Stall und die Besi der Besitzerin und die Person, von der ich reiten gelernt habe, akzeptierte es, dass ich nur noch vom Boden aus Kontakt mit Pferden haben wollte. Das ging ca. 4 Monate und ich war mit Fee am Spazieren, als es ein Baustamm am Rand hatte. Ich kletterte auf ihr Rücken und ritt weiter bis zurück in den Stall. Tja seit da reite ich wieder, weil alles für mich passte und nicht weil mich jemand zwang. Hätte mich da jemand auf das Pferd gezwungen, wäre da immer das mulmige Gefühl geblieben. Es passierte beim Galoppieren und seit dem habe ich irgendwie immer noch ein wenig Respekt davor, wenn ich das Pferd nicht besonders gut kenne. Klar, eigentlich ist es blöde, weil es könnte sich auch im Schritt erschrecken oder Trab, aber egal. Habe im letzten Herbst eine neue RB gefunden und beim ersten Ritt erklärte ich gleich, dass ich erst galoppieren würde, wenn ich Vertrauen zum Pferd habe. War okay. Ging dann 7 Monate und das war einfach ganz plötzlich. Wir warne auf dem Platz und sie lief ganz schön und ich nahm mein Schenkel zurück und es klappte super. Seitdem machen wir das (fast) jedes Mal, ohne mulmiges Gefühl. In einer Reitstunde musste ich mal auf ein Pferd und mit ihm in der 1. Stunden galoppieren. Mulmiges Gefühl, versteift, runtergeflogen. 2. Stunde noch mehr mulmig, galoppiert, runtergeflogen. 3. Stunde gleich und obwohl ich sagte, ich will nicht, meinte der RL: Wenn du es rausschiebst bekommst du nur mehr Angst. Mag stimmen, bei mir nicht. Fazit: Galoppiert, versteift, runtergeflogen. 4. Stunde gab es dann nicht. Seit da galoppiere ich erst, wenn es ihn mir "JETZT" sagt. Bei einem andern Pferd war das beim 3. Mal reiten, bei der RB Stute nach 7 Monaten... Ganz unterschiedlich. Aber ich höre darauf und auch wann ich das erste Mal auf meine Stute sass. Es sagte JETZT und eher machte ich es nicht, auch wenn alle sagten "Jetzt ist aber schon endlich mal Zeit."
Mach mit ihm das, bei dem du dich am wohlsten fühlst. Sei das auch einfach 3 Monate spazieren. Es muss nichts kompliziertes, schweres, anstrengendes sein. Hör auf dein Bauchgefühl und lass dir vor allem eines: ZEIT. Schau nicht was andere machen und du auch machen solltest, hör nicht auf Bücher, Flime...(auch nicht auf uns) sondern mach das was dein Bauch sagt. Nur du. Aber es braucht etwas Übung, wirklich nur auf dieses Gefühl zu hören. Aber bei mir war es nur positiv.
Also daran das du ihn nicht schlägt, liegt es bestimmt nicht. Eher daran, dass dein auf-seinem-Rücken-ICH für ihn rangniedriger ist. Manche Pferd, habe ich gehört, sehen dich wie als zwei Personen. Eine Reiter, andere der Fussgänger. Keine Ahnung ob das so ist oder nicht. bloss mal gehört. Auf jeden Fall müsstest du halt so was machen, wo du ihm zeigst, dass du ein guter Führer ist und das er dir vertrauen kann. Das lernt er auch durch lange Spaziergänge, müssen keine hochkomplexen Bodenarbeitsübungen sein!
Und zum Thema schlagen an sich: Schlagen geht für mich nicht, zurechtweisen (gerechtfertigt!) aber schon. Eine Frau hat mir erst gerade kürzlich gesagt, dass ich vielleicht ein wenig strenger zu meinem Jungspunnt sein sollte. Ich sei halt emotional sehr stark an sie gebunden und so und deswegen meinte sie, wäre es wichtig dass ich mich darauf achten sollte. Mit andern Pferden würde ich eher "härter" umgehen. Habe ich mir zu Herzen genommen. Meine Stute bekommt manchmal einen Klaps mit der offenen flachen Hand. Ich hole dazu nicht aus oder so. Kannst es bei dir selber mal ausprobieren tut nicht so weh, im Vergleich dazu wie sich Pferde untereinander verhaltne um die Hackordnung zu bestimmen ist das gerade sampft. Ich sage immer zuerst "Heh" so als Warnung. Dann ein "No" mit am Halfter ruckeln und wenn es nichts nützt bekommt sie einen Klaps. Sie ist lernfähig, meistens stoppt sie beim NO. :D Und wenn ich sie mal einen Klaps einstecken muss, warte ich bis sie sich anständig benimmt und "entschädige" meinen Klaps mit einer Knuddelportion - ja ist bloss für meine Gewissen, aber naja... Vielleicht auch eine Idee für dein Gewissen. Anfangs hat es mir auch widerstrebt so zu handeln, aber so geht es jetzt. 3 Stufen und am Ende, wenn sie entspannt irgendwo ist und kein Blödsinn macht gibt es "Entschädigung für mein Gewissen".