Ich kann dich vollkommen verstehen.
Mit Fee hatte ich ja eine "kleine" RB (sie war ein Pony).
Später auf meiner "herumgondelei"-Zeit habe ich ja ziemlich lang auf einem Hof, die allerhand Pferde und Ponys hatten. Es war nicht wirklich ein RB wie ich sie mir wünschte, denn ich hatte einfach immer das Pferd geritten, das gerade bewegt werden musste (waren um die 40 Pferde und Ponys die der Besitzern gehörten). Auf den grossen fühlte ich mich damals auch eher unwohl, die "kleinen"/Ponys hatte ich lieber und da alle andern lieber die grossen wollten und ich zwar eher gross war aber trotzdem fast die leichteste durfte ich bis auf 2 Ponys (Shettys, bei denen hätte ich den Boden wirklich berührt) reiten.
Meine ist jetzt ja ein Freiberger, also irgendwas zwischen Pony und Pferd. Theoretisch zumindest, denn im Moment ist sie noch ein Pony und ob sie irgendwann einmal die Pferdemarke knackt weiss ich nicht... Ich bekomme immer wieder zu hören "Isländer-mix?" oder "ist da noch Dt. Reitpony drin?".
Als RB habe ich ein Riesentier gehabt. 1,85! Anfangs habe ich mich auf ihr überhaupt nicht wohl gefühlt, aber alles -wirklich alles- ausser die Grösse passt gut bis perfekt und da ich davor sehr lange eine RB gesucht habe, nahm ich sie trotzdem an. Sagte aber, dass ich ev. wieder abspringe wenn ich mich an die Größe nicht gewöhnen könne. Das war okay. Ihr Charakter war speziell und weder Besitzer noch Sohn kam wirklich mit ihr zurecht, Schwiegertochter aber schon eher. Ich kam im Prinzip sehr gut mit ihr zurecht, da sie einfach völlig durchdrehte, wenn man zu viel von ihr wollte und da sie aber viel viel mehr konnte als ich, waren schwere Dinge für mich "nichts" für sie und fühlt sie so bei mir pudelwohl und so weiter. An den Trab und Schritt konnte ich mich gewöhnen, an den Galopp ein halbes Jahr lang nie. Dann wurde sie verkauft, weil der Besitzer sah, dass es Leute gibt - wie ich - die mit ihr klar kamen. Sie suchten lange ein Besitzer der mit ihr klar kam, sie hätten sie auch mir gegeben, wenn ich nicht schon meine kleine Maus gehabt hätte. Ich finde das super. Sie haben es 7 Jahre lang versucht, dann durch mich gesehen, es gibt Menschen die müssen nicht mit ihr kämpfen und entschlossen der Stute zu liebe einen solchen Menschen für sie zu finden, obwohl sie das beste Pferd im Stall war und am meisten Turniererfolge holte etc. Hut ab! Tja und da ich dann kein Pferd mehr hatte, bot sie mir an ein anderes rund 15 cm kleineres Grosspferd zu reiten. Ihn reite ich nun schon 7 Monate und ich fühle mich im Galopp Pudel wohl, Trab ist eher ein Problem am Anfang, aber jetzt geht es. Dann vor rund 3 Wochen nachdem ich 1 Jahr lang ausschliesslich auf den Grosspferden geritten bin, durfte ich mit einer Bekannten und ihren Fjordis ausreiten gehen. Galopp und Schritt war super, der Trab war mit fast ein wenig zu "hibbelig".
Fazit am Ende meines Romanes^^: Man kann sich an alles gewöhnen und ich würde meine RB nicht mehr geben, weil es wirklich eine solche RB ist wie damals mit Fee. Aber ich bevorzuge trotzdem die kleineren Pferde, wobei meine Körpergrösse eher zu den grossen passen würde! :D Kleine Pferde/Ponys sind einfach handlicher. ;)
Also LUCY!!!! so kann ich doch jetzt nicht einschlafen!!! ne! Je je, dann bin ich wohl schuld, wenn du morgen vom Pferd fliegst auf der Rennbahn... Sorry
maaaaaan - nächstes mal wenndu sowas schreibst dann sag mir erst dass ich es lesen sollst wenn du den darauf folgenden bericht auch schon geschrieben hast! das gibts doch gar nicht!!!!
Sicher nicht, dann ist es ja nicht mehr spannend...!
oh man. ich fasse es gerade echt nicht. Ehrlich jetzt? Lebt sie jetzt noch? oder nicht? was ist passiert? & ich hab i-wie gedacht dass du vlt aufdeckst wer der vater der twins ist, aber mit SOWAS hab ich nicht gerechnet!! ja, die tagebücher lesen schon, aber .... boah ey.
*schweigen*
Um jetzt dann mal wieder sachlich zu werden^^: wieder supergut geschrieben, sehr spannend, packend, fesselnd... schon wieder zwanzig minuten vorbei o.O DANKE! wenn man deine berichte liest geht die zeit schnell rum <3 also echt sehr schön =) NOCHMALS DANKE auch toll, dass man mal die Sicht von deiner Mom kennen lernt - also warum sie den reitunterricht verboten hat zum beispiel. Kann man jetzt natürlich sehr gut nachvollziehen. Ich hätte ja gerne noch eine seite über die trennung gehabt, also wie genau das ablief, was genau dazu geführt hat etc - weil vom Märchenprinz um Ex ist ja ein weiter weg... Vlt kommt das ja noch i-wann =)
Hat mich schon jede Menge Fantsie gekostet, dieser erster Teil, der Mom-Sicht so zu schreiben, dass es logisch wird. Also alle Handlungen davor, die ich erfunden habe ohne jemals an ein Tagebuch etc zu denken. War ziemlich schwer, auch wenn es hier nicht danach aussieht. Aber wie sie sich wirklich getrennt haben und warum - tja das weiss ich im Moment auch (noch) nicht. Dazu brauche ich erst einen verregneten, freien Tag, eine Tasse mit warmer Schokolade und ganz viele Zeit um meine alten Berichte zu lesen und dann anschliessend ganz viel Fantasie und Logik. um einen guten Grund zu finden, der passt. Einen ersten Schritt habe ich bereits getan, ich bin die geschriebenen Beris am zusammenfassen. ;)
Und jetzt lucy hör auf hier zu lesen was ich schreibe - viel wichtiger ist: DU musst WEITERSCHREIBEN!!!
Ey, ey sir! :D Mehrere Seiten existieren schon, die andern werden schnellst möglichst noch getippt.
Oh du arme. Halb fünf ist schon gar früh. Aber ich weiss ja, dass du gerne da arbeitest, also ist es weniger schlimm, als wenn du noch wo hin müsstest, das du nicht gerne machst.
Und dann ein fettes DANKESCHÖN für dein Kommentar. Ich freu mich immer riesig, wenn ich einen - besonders so ausführlichen - Kommentar bekommen. Denn ich nehme eure/deine Inputs immer sehr ernst und versuche es besser zu machen etc.
So und genug geschrieben, jetzt muss ich lesen gehen, was du bei Nr.. 45 geschrieben hast. ;)
Schweigend sahen wir ihm und den andern zu. Ich hörte, wie Liam tief durchatmete, aber dachte mir nichts dabei. „Tobias... Er ist doch nur ein guter Freund für dich, oder?“ „Ja. Ein sehr guter Freund.“ Wäre es Tag gewesen hätte ich vielleicht gesehen, dass Liams Gesicht zu strahlen begann, als ich dies sagte. Doch ich merkte es nicht. „Cate und du, ihr seht wirklich genau gleich aus, aber wenn man euch besser kennt, dann merkt man, dass ihr verschieden seid.“ „Das hast du schon nach einem Tag gemerkt?“ „Ich kenne Cate schliesslich schon mein Leben lang, fast so gut wie meine kleine Schwester.“ „Aber es stimmt schon, alle sagen immer, wir seien gleich, dabei...“ „...bist du nicht einfach eine Kopie von ihr sondern auch eine ganz selbstständige Person, eine supernette noch dazu.“ Ich lächelte ihn an. So was hatte schon lange niemand mehr zu mir gesagt, ausgenommen von meiner Familie. „Danke.“ Stammelte ich und um dieses Gefühl in meinem Bauch zu bändigen starte ich im Dunkel auf Silver weisses Fell. Und plötzlich merkte ich, wie er ganz sanft seine Hand auf meine legte, die auf dem obersten Querbalken lag. Sie fühlte sich warm um stark an. Und da war diese Gefühl, als würde gleich alles explodieren. Ich brauchte einen Moment, bis ich mich gesammelt hatte und ich meinen Kopf langsam in seine Richtung drehte. Er sah mich an, schien sich jede einzelnen Linie meines Gesichtes einzuprägen und da wagte ich es ihn auch zu mustern, genauer als ich es den ganzen Tag gemacht hatte. Da habe ich darauf nicht viel Wert gelegt. Aber nun mit seiner Hand auf meiner, kam mir das plötzlich wie das wichtigste auf der Welt vor. Er war ungefähr so gross wie ich, eher fein gebaut für einen Mann, wirkte aber trotzdem nicht zierlich, da er starke Muskeln hatte. Er hatte blaue Augen, genau wie Marelle und die gleichen blonden Haare, nur kurz geschnitten. Er sah verdammt gut aus, durchzuckte es mich. Warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Ich lächelte ihn an. Und dann sah ich sein Gesicht ganz langsam auf meines zukommen. In mir verkrampfte sich etwas. Etwas, dass Nein schrien wollte, kämpfte sich langsam an die Oberfläche. Doch trotzdem konnte ich es in diesem Moment s kaum mehr erwarten, seine Lippen auf meinen zu spüren, aber dann war da noch diese Macht, die ihn weg schubsen wollte, davonrennen wollte. Als seine Lippen meine dann berührten, hatte diese Macht endgültig die Oberhand gewonnen. Sie zeigte mir Bilder von IHM, von der Nacht in London. Ich da ich nach London unter Schock gestanden habe, hatte ich sie verdrängt, doch dann mit Mel und Liv sind sie zurückgekommen. Ich hatte mich ihnen mehr oder weniger zu Stellen versucht, es aber dann schlussendlich geschafft, sie weit unten zu vergraben. Ich hatte geglaubt, dass ich sie los sei. Die ganzen Gefühle, Ängste und Bilder. Aber jetzt kamen sie mit aller Heftigkeit zurück, ausgelöst durch Liams Handeln. Ich drehte den Kopf weg und machte einen Schritt zurück. Er sah mich verwirrt an, doch ich sah zu Boden. In mir kämpften zwei Mächte gegeneinander. Die Erinnerungen an IHN gegen das Interesse an Liam. „Okay. Dann weiss ich wohl bescheid...“ meinte Liam zögernd. „Es... es hat nichts mit dir zu tun...“ stammelte ich und hatte Mühe meine Stimme zu kontrollieren. Wie konnte ich nur derart abweisen, wenn ich es doch eigentlich wollte! „Es ist egal, ob es mit mir zu tun hat oder nicht. Tatsache ist das du es nicht willst und das ist das einzige was für mich zählt.“ Meinte er, dreht sich um und lief hinüber zum Aufenthaltsraum. Ich blickte ihm nach. Liam. Wie konnte ich nur?!
Danke, Aceyla *rot werd* Ich habe mir schon als kleines Kind sehr gerne Storys ausgedacht. Ich habe immer grosse Phantasiewelten aufgebaut, meine erste Lehrerin hat bei mir immer gesagt. Als ich älter wurde las ich viel, aber meine Phantasiewelten wurden weniger. Durch die VRH habe ich dann entdeckt, dass ich es einfach liebe, Welten zu erfinden und damit verbundene Geschichten. Und wie ich die Welt beschreiben muss, dass sie auch so rüber kommt, wie ich es gerne hätte.
Ich habe viel Erfahrung. Schreib einfach drauf los. Wir helfen dir deine Berichte auch so gut werden zu lassen. ;)
Jeder hat einen eigenen Stil, aber sobald du dich einmal in die Geschichte hineinversetzt hast, dann ist es nicht mehr schwer. Dann kommen die Ideen und so. Nur wenige Sachen sind geplant bei mir, die meisten Dinge die passieren, sind ziemlich spontan.
Der Anfang, den du uns einmal gezeigt hast, den fand ich vom Schreibstil her gut.
Und ein fettes DANKESCHÖN an dich. Ich frei mich immer, wenn jemand meine Beris liest! Und besonders, wenn sie dann noch gefallen.
So das hier ist der Bericht, der in meinem Kopf schon mindestens ein halbes Jahr herumgeistert. Er ist einer der bisher 3 Berichten (die andern beiden sind London und 8.1.2014), den ich schon sehr lange im Kopf hatte und ziemlich genau durchgeplant. Somit konnte ich ihn auch gerade in einem Mal durchschreiben. Ich bin voll Happy. Er ist (fast) so geworden, wie ich ich haben möchte. Er gefällt mir im Vergleich zu den letzen sehr viel besser. ;)
So und nun viel Spass!
Nr. 45 - All it takes is a second and your whole life can get turned upside down
Es war ein schöner Abend. Den Vormittag habe ich im Reisebüro verbracht, am Mittag ging ich mit meinen Twins und Zoey spazieren und danach traf ich Tobias. Gemeinsam gingen wir reiten resp. spazieren. Tobias ritt Madonna und ich führte Tirina. Auch wenn sie keine Schmerzen hatte, ich wollte das Schicksal nicht herausfordern. Gemütlich Spaziergänge reichten mir – im Moment – völlig aus. Hauptsache meine Maus durfte wieder mit raus auf längere Ritte. Wir bummelten durch den Wald: „Und gibt es was neues?“ „Ja schon, aber nicht das was du hören willst.“ Tobias lachte. „He! Du bist gemein.“ „Nein, du weisst doch genau so gut wie ich, dass die Frage auf Liam und mich abgezielt war!“ Tobias schwieg. „Aber ich kann dir nur noch einmal sagen, ich habe es gründlich verbockt, da wird nichts mehr draus!“ Tobias sah mich mit einer heraufgezogenen Augenbraue an. „Jetzt schau nicht so, ich wünschte es wäre anders.“ „Lucy ist verliebt, Lucy ist verliebt.“ Ich lief rot an. „Du Kindergärten.“ Beschimpfte ich ihn. Doch er grinste mich bloss an. „Wann seht ihr euch wieder?“ „Morgen. Auf dem Turnier wahrscheinlich. Er starte. Marelle und Cate natürlich auch. Ich wurde dazu verdonnert mit zu gehen.“ „Das findest du doch gar nicht so schlimm, schliesslich ist Liam da.“ „Tobias ich sage es noch einmal: Ich habe es verbockt, schlimmer könnte es nicht sein, okay?“ „Jeder bekommt eine zweite Chance.“ Ja, und was wenn ich sie bekomme und diese andere Macht doch wieder die Oberhand gewinnt und mich Liam mit IHM verwechseln lässt? „Ich nicht.“ Murrte ich. „Schon gut, schon gut. Warten wir das Turnier ab und ich ruf dich danach an okay?“ „Wenn es sein muss.“ Tobias verdreht die Augen. „Jetzt bist du aber das Kindergartenkind!“ „Okay, dann sind wir ja quitt.“ Maulte ich. „Schon verstanden, Lucy. Und wie geht es meinen beiden hübschen Patenkindern?“ „Gut.“ Meinte ich froh darüber, das Thema wechseln zu können. „Sie machen nun beide die Wohnung unsicher und manchmal braucht man echt Nerven aus Stahl.“ „Oh ja das glaube ich.“
Als ich wieder heim kam, sah ich Colins Auto in der Einfahrt. Ich freute mich über seinen spontanen Besuch. Ich ging rein und wurde vom Chaos in unserm Wohnzimmer in den griff genommen. Melanie und Livianne verteilten schneller die Legosteine, als Colin sie wieder zurück nehmen konnte und Benjamin tat sein Teil mit einer Rassel in der Hand auch dazu. Cate regte sich über irgendeine Fernsehsendung auf und Angelika – die stand seelenruhig in der Mitte und deckte den Tisch. „War es schön?“ „Ja.“ „Und was meinte Tirina?“ fragte Angelika ganz beiläufig. „Sie lief gut. Sie scheint keine Schmerzen zu haben.“ Ich wusste, dass sie mit der Frage darauf anspielte, ob ich mit Tirina gesprochen hatte und was sie bezüglich Schmerzen gesagt hatte, aber das konnte sie nicht so offensichtlich vor Colin fragen. Wobei so beschäftigt wie der war, hätte er es wahrscheinlich nicht mitbekommen. „Gut, kannst du noch deinen Vater rufen, er ist oben.“ „Jep, mache ich. Wollte mich eh noch umziehen.“ „Beeil dich, denn das Essen ist fast fertig.“
Wir blieben noch lange am Tisch sitzen, es wurde später und später, bis es schon fast Mitternacht war. „Begleitest du mich noch zum Auto, Lucy?“ Ich nickte. Wusste aber nicht genau warum, doch ich hinterfragte es nicht. Dort angekommen fischte Colin einen Umschlag aus seiner Jackentasche. „Du weißt, dass Nataly mir gesagt hat, als sie noch schwanger war, dass ich dir den Inhalt der Schachtel geben sollte, falls ihr was passiert. Bei den Tagebüchern hat sie noch explizit drauf geschrieben, dass ich sie dir erst geben darf, wenn du in einem stabilen Verhältnis bist – ach was weiss ich, was sie damit gemeint hat...! Hast du sie gelesen?“ „Ein Eintrag, aber es kam mir so falsch vor.“ „Lese sie, wenn du es für richtig haltest!“ Ich nickte. Colin machte eine Pause „Sie hat auch noch weitere Brief rein gelegt für dich und Cate, schön der Reihe nach sortiert. Zu euren 18. Geburtstagen und so weiter. Sie hat auch einen geschrieben, der viel weiter hinten ist. Zur Geburt deines ersten Kindes. Entschuldigung, dass ich ihn erst jetzt gesehen habe. Auch wenn es nicht die Reihenfolge ist, die sie sich ausgedacht hat, denke ich, es ist richtig, wenn du ihn jetzt bekommst.“ Ich sah ihn an. Er drückte ihn mir in die Hand. Ich drückte den Brief an meine Brust. „Danke, Granddad.“ „Schlaf gut, bis in drei Tagen. Viel Spass auf dem Turnier.“ „Ja, danke.“ Colin stieg ein und fuhr davon.
Bis ich endlich ungestört in meinem Zimmer war und es ganz ruhig im Haus war.
Liebe Lucy Vermutlich sind nun schon viele Jahre vergangen. Wie alt bist du wohl jetzt? 25? 30? Ich möchte dir auf diesem Weg gratulieren. Ich hoffe dein Kind ist gesund und munter. Ich kann mich noch gut an deine Geburt erinnern. Es war der beängstigte Tag meines Lebens, aber einer der schönsten zugleich. Ich frage mich, wie dein Kind wohl heissen mag. Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Sieht es dir wohl ähnlich? Hat es auch so schöne braune Augen wie du? Gib deinem Kind einen Kuss von mir. Alles Liebe, deine Mom
Ich schluckte. Mit einem lächeln auf dem Gesicht dachte ich an Mom. Der Schmerz war langsam vergangen, die Wunden mehr oder weniger geheilt, doch eine Narbe war geblieben, die mich immer an sie erinnern wird. Doch nun war Angelika da, meine neue Mutter. Wenn sie plötzlich aus meinem Leben verschwinden würde, dann wäre die Wunde genauso gross wie damals bei Mom. Ich ging zu meinen Twins hinüber, drückte ihnen einen Kuss auf die Stirn. Dann ging ich hinüber zu meinem Schrank und suchte die Schachtel hervor, in der die Tagebücher meiner Mutter lagen. Ich öffnete sie, betrachtet sie. Ich holte eines hinaus, doch dann legte ich es wieder hinein. Ich war zu müde. Ich legte den Brief zu den andern beiden und den Tagebüchern und schloss den Deckel wieder.
Es war 6 Uhr als ich aufwachte, weil Liv weinte. Ich nahm sie auf den Arm und trug sie durchs Zimmer. Irgendwann schlief sie wieder ein. Ich legte sie zurück ins Bett, doch ich konnte nicht mehr einschlafen. Mein Blick viel auf den Kasten, auf die darin verborgenen Tagebücher. Ich öffnete die Tür und nahm das oberste heraus. Darin habe ich schon einmal einen einzigen Eintrag gelesen, es war das aus 2006. Ich setzte mich aufs Bett und schlug es auf:
23.09.2006 Colin hat mich verraten! Er hat Lucy in den letzten Monaten wohl wirklich zum Reitunterricht gebracht. Auf der einen Seite kann ich ihn ja verstehen, ich kann selber kaum Lucys unbändiger Wunsch nach den Pferden ablehnen. Aber ich muss! Ich muss sie schützen – uns schützen. Wenn sie reiten wird, dann wird sie bestimmt schnell von einem Reitlehrer erkannt, verwechselt oder vielleicht sieht sie sogar selber in einer Pferdezeitschrift Catherine... Oh Gott, wie ich mein älteren Engel vermisse. Warum habe ich sie damals nur bei Tim gelassen??
Oh ja, dachte ich. Ich kann mich noch gut an meine geheimen Reitstunden erinnern. Besonders die aller erste! Und jetzt konnte ich auch verstehen, warum Mom immer predigte Pferde bringen Unglück. Es waren nicht die Pferde per se, es war die Verbindung zum Gestüt, die entstehen konnte!
11.10.2006 Ich habe unter ihrem Bett eine Zeitschrift über Pferde gefunden. Mein Herz ist stehen geblieben, doch dann habe ich sie hervorgeholt und mir angesehen. Ich war noch mehr schockiert, als ich sah, dass im Inhaltsverzeichnis „Gestüt Silvermoon – Sieg für Vater und Tochter“ sah. Mein Herz pochte als ich zur Seite 29 vor blätterte. Doch sie fehlte, genau wie die Seite 30. Jemand hatte sie fein säuberlich entfernt...
Und auch an die Zeitschrift konnte ich mich erinnern. Ich habe Colin gefragt, warum Seite 29 und 30 fehlen, denn ich hätte die Geschite gerne gelesen. Doch Colin meinte bloss, dass es manchmal eben Druckfehler gibt...
13.10.2006 Entwarnung, die Seite hat nicht Lucy entfernt. Ich habe sie gefunden. Mein Vater hat sie mir in einem Couvert hingelegt. Mit einem Zettel darauf, dass ich stolz sein sollte auf meine ältere Tochter. Doch wenn ich ihr Gesicht sehe, dann wird mir der grösste Fehler meines Lebens nur noch Schmerzhafter bewusst.
Der Druckfehler war also Colin, da muss ich wohl das nächste Mal ein Hühnchen rupfen mit ihm! Doch nein, ermahnte ich mich, er hat mir nach langem bitten und betteln die Reitstunden ermöglicht und dann auch dieses Heft geschenkt. Ohne diese kleine Präparation hätte ich das Heft wohl nie bekommen. Ich liebt es über alles und ich hatte es sogar noch. Schnell stand ich auf und suchte es aus dem Kasten. Es war ganz zerlesen und ein wenig vergilbt. Ob wohl Seite 29 und 30 auch noch irgendwo waren? Ich überlegt und beschloss die Kiste mit den Tagebüchern aus zu leeren. Und tatsächlich war der Bericht da in der Schachtel. Ich legte ihn ins Heft, da wo er einst war. Ich strich die Seite glatt. Gestüt Silvermoon – wo Träume zur Wirklichkeit werden. Oh ja, dachte ich, Träume aller Art!
Eine erfolgreiche Saison für Tim Davids und seine Tochter Catherine, Gestüt Silvermoon Tim Davids, der durch das Dressurreiten in völliger Einheit mit dem Hengst Silvermoon bekannt wurde, hat diese Saison mit weiteren unzähligen Siegen abgeschlossen. Er ging auch einige Springen, aber sein Herz schlage für die Dressur, meint er. Und für Silvermoon?, fragten wir ihn. Es schlage für jedes Pferd, dass in seinem Besitz sei, aber natürlich hätte er zu Silvermoon eine ganz besondere Beziehung. Seine Tochter Catherine Davids, 11 Jahre alt, sammelt fleissig Wettkampferfahrung auf ihrem Pony Farolina. Farolina und ihre junge Reiterin haben sich gegen zahlreiche ältere und erfahrenere Reiter-Pferde Teams im Springe durchgesetzt und auch in Dressur einige gute Resultate erzielt. „Springen gefällt mir aber viel besser und sobald ich 12 bin, möchte ich ins Kader.“ Meinte Catherine. Auf die Frage, spring oder Dressur, antwortete sie, dass sie in beiden Disziplinen gerne ins Kader möchte. Wenn sie sich entscheiden muss für eines, dann Springen. Ihr dressurliebender Vater meint dazu „Cate soll das machen, was sie lieber möchte. Ich werde sie dabei Unterstützen, egal ob sie Springen, Dressur oder beides wählt.“
Ich legte den Artikel beiseite, nachdem ich die Fotos von Cate und Farolina und Dad auf verschiedenen Fotos betrachtet hatte. Die Liste mit all den Siegen, die Dad und Cate erreicht hatte, sagte mir nur begrenzt etwas.
17.10.2006 Morgen ist wieder Lucys geheime Reitstunde, ich habe entschlossen heute frei zu nehmen und den beiden hinterher zu fahren. Ich muss sie einfach aus dieser Reitschule kriegen! Auch wenn es mit diesem Reiterheft nochmals gut gegangen ist, wer weiss wie lange es noch gut geht? Irgendwann muss ich es Lucy sagen, aber nicht jetzt. Jetzt ist sie noch zu klein dafür, um zu verstehen, was es heisst eine Menschen zu Lieben und ... das alles...
Was Mom war einmal auf dem Pferdehof ausserhalb London gewesen? Unglaublich!
18.10.2006 Ich habe meinen Vater unterschätzt. Er bringt Lucy nicht in eine grosse professionelle Reitschule, sondern nimmt sie mit raus aufs Land zu einem Bauer der wenige Pferde hat. Ich glaube dort ist Lucy der professionellen Reiterwelt weiter weg als irgendwo sonst. Die ganze Hinfahrt über, habe ich darüber gegrübelt, ob ich es ihr und Colin verbieten sollte. Doch als ich sie auf dem Pferd sitzen sah, da konnte ich sie nicht runterholen. Ich habe still aus dem Auto aus zugesehen. Sie sass auf dem Pferd, als hätte sie noch nie etwas anderes in ihrem Leben gemacht. Sie sah aus als wäre sie mit dem Pferd verschmolzen. Kein Wunder eigentlich, Tim hat unsere beiden Mädchen schliesslich schon auf den Pferderücken gelegt, ehe sie laufen konnten...
Mit welchem Alter ich wohl das erste Mal auf einem Pferd ‚sass’? Ich musste Dad mal fragen. So wie es schien wohl etwa im Alter von Melanie und Livianne! Mein gut. Auf wem wohl? Doch da wusste ich es sofort – Silvermoon.
19.10.2006 Nein, ich kann es nicht. Lucy wird weiter Reitstunden nehmen dürfen. Ich muss nun meinem Vater einfach vertrauen, dass er gut darauf achtet, sie nur an Reiterorte ohne Verbindung zum Gestüt mitnimmt. Aber auch wenn ich Lucy jetzt von den Pferden weg hole würde... Das Pferde Unglück bringen, das wird sie mir nicht mehr abnehmen. Und wenn sie nicht mehr zur Reitstunde gehen kann, wird sie sich erst recht auf Hefte stürzen und das ist viel gefährlicher!
Danke Mom! Dann legte ich das Tagebuch auf die Seite, denn plötzlich nahm es mich wunder, was wohl an so zur Zeit um meine Geburt in den Tagebüchern stand.
26.06.1995 Ein unglaublicher Tag! Voller Angst und Glück zugleich. Ich kann es immer noch nicht fassen, das diese beiden kleinen Geschöpfe irgendwann zu wie grossen, selbständigen und selbstbewussten Personen werden. Lucinda und Catherine wirken so klein, so zerbrechlich und hilflos. Manchmal getraue ich mich nicht mal sie zu berühren, weil ich angst habe, ich könnte ihnen weh tun. Doch Filippa hat darüber nur gelacht. Unsere beiden Mädchen würden es ihr schon zeigen, wenn, es sie etwas nicht wollen.
Ich dachte an die Geburt von Livianne und Melanie. Ja es war ein besonderer Tag gewesen, doch ich konnte mich noch gut an meine Angst erinnern. Und dann dachte ich an Filippa. Ich hatte ja schon erfahren, dass sie Mom kannte. Das sie bei unserer Geburt dabei gewesen war. Ob wohl Mom das jemals geahnt hätte? Ich denke nicht.
27.06.1995 Tims Eltern waren da, wie ich sie hasse... Das ich sie nicht mag, das weiss mein Schatz, aber das sich sie so sehr hasse, nicht. Das kann ich ihm nicht sagen, denn auch wenn er sie nicht mag, es sind immer noch seine Eltern. Seine Eltern sind so steif, so förmlich, so... Tim dagegen ist so liebevoll! Wie können Eltern wie sie auch nur einen Sohn wie ihn haben? Schon ab dem ersten Moment, seitdem er meine beiden kleinen Engel im Arm hielt, da wusste ich, das er der beste Vater der Welt sein würde!
Ich lächelte. Tja da war ich wohl nicht die einzige, die meine ach-so-lieben-Grosseltern nicht mochte!
10.07.1995 Heute bin ich mit unsere beiden Mädchen nach Hause gegangen. Die Wohnung oberhalb der Scheune ist mit zwei Kindern schon ganz schön voll. Tim hat mich dann an der Hand gehalten und wir sind kurz raus, während Maximilian auf die beiden kleinen aufpasste – oder Max wie Tim ihn immer nennt. Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass er alle Namen abkürzt! Sogar Catherine kürz er jetzt schon zu Cate und Lucinda zu Lucy, wo ich doch lange schön klingende Namen wollte! Wir sind nach draussen und zwischen den Koppeln hindurch gegangen. Ich habe gefragt wo wir hin gehen und er nur gemeint, ich würde es gleich erfahren und dann führte er mich auf das offene Grundstück, dass an unsere Koppel grenzte. „Was machen wir hier?“ fragte ich. „Hier wird unser Haus stehen, mit den Mädchen werden wir später viel Platz brauchen. Ich habe das Grundstück gekauft. Pläne für das Haus gibt es zwar noch keine, aber irgendwann, werden wir hier wohnen und die Mädchen draussen im Garten spielen...“ „Oh Tim, das ist fantastisch!“ Er lächelte mich an und dann fiel ich ihm um den Hals und wir küssten uns so wie schon lange nicht mehr!
Es war komisch mir Mom und Dad mir ungefähr an meiner Stelle an der ich nun sass vorzustellen. Irgendwie passte das Bild einfach nicht zusammen. Immer wieder verschwamm Moms Bild mit dem von Angelika. Angelika gehörte an Dads Seite! Und beim Gedanken an Angelika breitet sich in mir ein Gefühl aus, dass ich zuletzt hatte, als ich noch in London lebte. Die Gewissheit, dass da eine weibliche Person ist, die für dich da ist, egal was du tust. Eine Mutter eben.
15.07.1995 Manchmal habe ich das Gefühl, alles falsch zu machen. Wer Bäcker werden will, der macht 3 Jahre lang eine Ausbildung, wer Schreiner wird, ebenfalls. Doch wenn man Mutter wird, gibt es keine Ausbildung... Wie soll ich da wissen, was gut und was falsch ist? Ich bin für diese beiden kleinen Geschöpfe verantwortlich, sie brauchen mich! Aber dann kommt Tim immer und nimmt mich in den Arm. Ich wäre nicht die Person, die sich um unsere Mädchen zu kümmern brauche. Wir würden es zusammen machen. Es sei wie mit den Pferden, es gebe kein richtig und kein falsch. Ich müsse auf meine Fähigkeiten vertrauen und ich müsse mich auf meine Instinkte verlassen, genau wie er es bei den Pferden mache und nun bei Lucy und Cate. (Oh wie mich die Abkürzung nervte! Doch er küsst mich einfach lachend auf die Wange). Er konnte gut reden, er verliess sich schon das ganze leben auf das Bauchgefühl. Ich weiss nicht wie er das macht, aber bei Silver hat ihn das sehr weit gebracht. Und wenn es der Schlüssel zur Lösung ist, dann muss ich das wohl auch lernen.
Hatte ich zwischen durch nicht dieselben Zweifel gehabt? Doch, doch!
21.07.1995 Ich bin so müde und immer und immer wieder schreit eine von den beiden. Normalerweise sind sie ganz ruhig und zu frieden, aber diese Nacht!! Und plötzlich wusste ich nicht mehr wer wer ist. Panikschiebend schrie ich auf und Tim war ganz schnell neben mir. Beruhigend legte er mir einen Arm um die Schulter. Ich solle mich hinlegen. Doch da waren bloss Alpträume. Ich musste meine Kinder aus 1000 Babys wiederfinden, doch ich wusste nicht welche Lucy und Cate waren... (Oh, weh, jetzt nenne ich die beiden schon in der Kurzform!). Als ich gegen morgen aufwachte, lagen meine Mädchen tief und fest schlafend da. Sofort war ich mir ganz sicher, wer Catherine und wer Lucinda ist. Zum Glück!
Meine Kinder hatte ich noch nie verwechselt, anfangs wohl, weil Liv viel kleiner war und nun kannte ich sie schon so gut. Aber ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie das war, wenn man einfach unendlich müde war...
22.07.1995 Tim ist der beste Mann und Vater der man haben kann. Er ist heute mit zwei kleinen Döschen heimgekommen. Darin waren zwei kleine goldene Kettchen mit zwei Anhänger, einem L und einem C. Lachend meinte, er, wer wollte nichts eingravieren lassen, weil man dann entscheiden hätte müssen ob Cate oder Catherine respektive Lucy oder Lucinda. Er legte sie den Mädchen um den Hals. Ich drückte ihn ganz fest an mich. Er ist mein Held. Mein Märchenprinz (inklusive Pferd!), von dem alle erzählten es würde ihn nicht geben. Doch es gab ihn! „So jetzt musst du nie mehr Panik haben, dass du sie nicht wieder erkennst.“ Meinte er. „Ich war wohl bloss ein wenig Müde.“ „Dann sehe als Glücksbringer und Schutzengel für unsere Töchter an.“
Ich fasste an meinen Hals und drückte mein L. Mein Talisman. So war ich also zu ihm gekommen.
Hier war das Heft zu Ende. Ich suchte nach dem folgenden Heft, mir viel 1999 in die Hand, 2001, 2007, 2002... Und dann hielt ich plötzlich das Heft von 2012. Ich öffnete es, nur die ersten Seiten waren beschrieben. Wie schon in den letzten beiden Heften war oben an der Seite immer fein säuberlich das Datum hingeschrieben, darunter der Text. Jeder Eintrag eine Seite. Die Schrift war mir so vertraut. Die Bogen, die kleinen Kreise als i-Punkte, die englischen Wörter und Ausdrücke...
07.01.2012 Gestern war ich noch bei Lucy im Internat. Ich glaube es gefällt ihr dort wirklich sehr gut. Sie und Chloe sind immer nur im Doppelpack anzutreffen. Sie unter schreiben immer mit L&C. Bei diesem Anblick gefriert mir immer das Herz – das C sollte nicht für Chloe sondern für Catherine stehen! Sehr viele Jahre ist es jetzt her, seit L&C das letzte Mal in der Bedeutung Lucy und Cate gesehen habe. Ich erinnere mich noch genau an die Buchstaben, die ich und Tim über ihren Bettchen aufgehängt haben. Ich erinnerte mich an die unzähligen L&C – bei keinem einzigen ist mir je in den Sinn gekommen, dass es für meine Mutter eine ganz andere Bedeutung haben könnte als Lucy &Chloe...
L&C, wie es wohl wäre wenn ich M&L irgendwo sehen würde und wüsste, Melanie ist irgendwo da draussen in der weiten Welt? Nur Livianne bei mir. Undenkbar!
„Lucy? Bist du wach?“ ich hörte Angelika die Treppe rauf kommen, schnell schob ich die Hefte unter die Bettdecke. „Ja.“ Angelika streckte den Kopf zur Tür rein. „Ich habe dich etwas länger schlafen lassen, weil ich Melanie, oder war es Livianne, schreien gehört habe. Konntest du nochmals schlafen? Ich schüttelte den Kopf. „Okay, also ich habe dein Frühstück verpackt, du kannst es im Auto essen. Tim und Cate verladen schon die Pferde drüben. Sie fahren hier herüber mit dem Transporter, da wir eh auf dieser Seite des Dorfes raus müssen. In...“ sie sah auf ihre Uhr „... 12 Minuten ist Abfahrt – die Sachen von den Twins habe ich gepackt. Ich dachte du schläfst noch, weil es so still war und habe drüben alles zusammengesucht. Ich nehme die Twins mit nach unten.“ Ich lächelte Angelika an. „Danke.“ Dann verschwand sie. Ich stand auf, auch wenn ich gerne weiter gelesen hätte, jetzt musste ich mich schnell umziehen. Ich zog eine frische Jeans an, darüber eines der Gestüt Silvermoon T-Shirt, von denen ich schon einige besass. Dann warf ich noch einen letzten Blick in meine Reisetasche, putzte mir meine Zähne und packte noch die Zahnbürste, Zahnpaste und Haarbürste ein. Auf das Schminken verzichtete ich, denn ich wollte weiter lesen. 7 Minuten später war ich bereit – also noch 4 Minuten lesen und 1 Minuten Schuhe anziehen...
20.01.2012 Ich bin im Spital wegen meinem doofen Blinddarm, der sich entzündet hat. Als ich so plötzlich in den Spital musste, ist Lucy glaube ich ziemlich erschrocken, zumindest klang es am Telefon so. Wir alle drei waren immer gesund, und es ist eigentlich nur eine harmlose Operation. Aber Lucy hat ganz ängstlich gewirkt am Telefon... Colin ging sie dann im Internat abholen. Ich war halb wach, halb schlafend, die Narkose wirkte immer noch ein wenig nach und in Kombination mit Schmerzmitteln, wollte ich nur noch eines: Schlafen. Doch dann hörte ich Lucys Stimme, ich wollte kämpfen, die Augen aufschlagen, aber sie waren zu schwer... Ich hörte wie sie sich setze und leise sagte, dass ich endlich aufwachen sollte. Sie wäre schon das zweite Mal hier. Das erste Mal mit Colin, doch der sei nun schon nach Hause einige Sachen für mich holen gegangen. Und er hätte sie beim Internat abgesetzt. Er würde sie morgen da wieder abholen und sie würden zusammen wieder kommen, aber sie se mit dem Bus wieder hier raus zu mir gefahren. Ich wollte sie ausschimpfen, alleine durfte sie doch nicht am Abend mit dem Bus fahren! London war gefährlich, wusste sie dass den nicht? Sie war doch mein kleines Mädchen, das beschützt werden musste... Doch dann ermahnte ich mich, dass sie doch schon 17 Jahre alte sei! Lucy sass lange da hielt meine Hand. Und dann sagte sie das, was mein Leben immer verändern würde. „Mom, du darfst nicht sterben! Wach auf! MOM! Wenn du nicht wieder aufwachst, dann habe ich keine Familie mehr... Nicht einmal mehr eine Mutter. Bitte, Mom!“ Erneut versuchte ich meine Augen auf zu schlagen, aber ich war so müde. Ich dämmerte weg, es war zu anstrengend. Als ich dann wirklich aufwachte, da stand eine Person ganz in weiss neben mir. Sie lächelte mir zu und meinte, dass alles gut gelaufen sei. Ich solle ruhig weiter schlafen, es sei mitten in der Nacht. Doch ich konnte nicht mehr schlafen. Immer wieder spuckte mir der Satz ‚Wenn du nicht wieder aufwachst, dann habe ich keine Familie mehr... Nicht einmal mehr eine Mutter.’ durch den Kopf. Verdammt, Lucy, dass hier ist nicht lebensbedrohlich! Wollte ich meine Tochter anschreien, doch... Was ist in 5, 10, 15 Jahren? Mein Vater ist auch nicht mehr der jüngste. Was wenn er stirbt und mir dann tatsächlich etwas passiert... Dann ist mein kleiner Engel ganz alleine! (Und obwohl sie ein Vater und eine Schwester hat!).
Verdammt, was ich damals zu ihr gesagt hatte, hatte ich zwar ernst gemeint, aber ich hatte keine Ahnung, was es wirklich ausgelöst hatte. Mein Gott, ich wusste ja nicht einmal, dass sie mich hörte!
21.01.2012 Ich hörte die Tür quietschen. Ich habe mich entschlossen. Ich liebe meinen Beruf, doch ich liebe genauso meine Tochter. Mein Vater ist schon älter, schnell kann was passieren. Und solange ich meinen Job ausführe, kann mir noch viel schneller etwas passieren. Ich muss es ihr wohl sagen! Doch dann ging die Tür auf, Lucy und Colin kamen rein. Aber ich sagte nichts. Ich brachte es nicht über mich. Lucy umarmte mich stürmisch und sagte mir, dass sie mich liebe, dass ich die beste Mutter der Welt sie und ich so was doofes nicht wieder machen darf, dass ich gesund bleiben muss. Da konnte ich ihr einfach nicht das sagen, was ich wollte, weil sie mich dann gehasst hätte...
Wie ich wohl reagiert hätte? Ich weiss es nicht, hätte sie wahrscheinlich angeschrien, getobt und sie nie wieder sehen wollen. Auf die Art und Weise mit dem Fotoalbum war es schon etwas schonender, vor allem, weil ich es allein herausfinden konnte in meinem Tempo... So gesehen, war ich ihr dankbar, dass sie es mir damals nicht gesagt hat.
22.01.2012 Ein weiterer Tag ist vergangen ohne, dass ich etwas gesagt habe...
23.01.2012 Zurück in der Arbeit. Die Chance ist vorbei. Ich habe die Kraft nicht. Ich muss es ihr irgendwann sagen. Ich weiss, dass ich es ihr irgendwann sagen muss.
Viel hätte es eh nicht mehr geändert, dachte ich. Vielleicht knapp 3 Monate mehr mit Cate und Dad, wenn ich es dann schon erfahren hätte. Aber, ermahnte ich mich, sie wusste damals ja nicht, dass ich es so schnell erfahren würde! Aber Cate hätte sie noch kennengelernt, respektive wiedergetroffen, dachte ich traurig...
6.02.2012 Noch immer trage ich es mit mir herum. Ich muss es ihr sagen, doch ich kann es nicht!
15.02.2012 Mein Arbeitsgeber hat mir eine neue Stelle angeboten, doch obwohl ich das sehr gerne annehmen würde, so geht das nicht. Wegen Lucy und meinem Vater.
Was geht nicht? Wegen mir und Colin? Ich war doch im Internat und Colin konnte wunderbar auf sich selber aufpassen, er war ein erwachsener Mann! Ob sie nun Sydney oder Miami reiste, war doch vollkommen egal... Und warum hat sie uns nie was davon erzählt? Und warum konnte sie die Stelle nach so kurzer Zeit des Bedenkens schon ablehnen, wenn sie die Stelle gerne wollte? Wenn sie sie gerne hätte? Vielleicht, dachte ich mit schwerem Herzen, hätte sie dann die Reise im März nicht angetreten und wäre nicht im Unglücksbus gewesen...! Dann würde sie jetzt noch leben. Dann könnte sie nun meinen Kindern einen Kuss geben und ich müsste das nicht an ihrer Stelle tun. Überhaupt würde sie dann wissen, dass es Zwillinge sind, dass sie die wunderbaren Namen Melanie Colleen und Livianne Nataly tragen. Würde Livianne dann überhaupt Nataly heissen?
„Lucy kommst du? Tim und Cate sind schon hier, wir müssen los!“ „Ja ich komme.“ Doch ich wollte noch weiter lesen, so kurz vor dem Ende konnte ich nicht stoppen. Ich nahm das Tagebuch in die eine Hand und lief nach hinüber zu meiner Reisetasche, nahm sie in die Hand. Ich blätterte um. Die letzte Doppelseite. Links war der zweitletzte Eintrag:
02.03.2012 Neuer Auftrag. Ein neuer Bericht. Angenommen, Abfahrt morgen 6:10 mit dem Bus Richtung Fähre hinüber nach Frankreich. Lucy und Colin werden mich wie immer zum Bus begleiten und mir viel Glück beim Finden meiner Story wünschen... Sie wissen nicht welche Gefahr, meine Reisen mit sich bringen, langsam verstehe ich, wieso ich es nicht weiter erzählen darf. Weshalb mir das alles verboten wird.
Moms letzte Reise dachte ich.... Ich lass, was oben rechts auf der Doppelseite stand. Der letzte Eintrag:
03.03.2012, 8:03 Ich habe den Unfall überlebt!!!
WAS?! Schrie ich. Liess das Helft fallen. Ich zitterte überall. WAS, sollte das? WER spielte mir da einen bösen Streich?
„Lucy nun komm!“ Angelika kam verärgert ins Zimmer. Schnell liess ich das Tagebuch unter meiner Reisetasche verschwinden. „Lucy alles okay? Du siehst so blass aus.“ „Mir ist nur grad ein bisschen schwindlig.“ „Im Auto habe ich Saft, wenn du den trinkst, kommt dein Kreislauf wieder in Schwung. Ganz bestimmt. Nun komm.“ Sie nahm meine Tasche und führte mich förmlich ab. Das Tagebuch darunter sah sie nicht...
ALso du musst es weg machen, aber du musst die Ursache finden. Klar entsteht Mauke, wenn die Stelle nass, feucht etc. ist und die Bakterien da sind. Aber es wird auch nur so schlimm, wenn im Pferd drin nicht alles 100% super ist. Wenn das Immunsystem etc. schon angeschlagen ist.
Das mit der Kernseife. Ich würde es, einmal gründlich waschen - mit welcher Methode auch immer - und dann mal in Ruhe lassen soweit es geht und die nächsten Tage natürlich "trocken" stellen im Sinn von nicht auf den Matschpaddock etc. Und da drauf eine antibakterielle Salbe schmieren (bekommst du in der Apotheke, z.b. die Silbersalbe, aber es gibt das sehr viele). Stell dir eine Schürfwunde an deinem Arm vor. Dreck da drin ist nicht toll, aber wenn du jeden Tag die Rüfe (Die Verkrustung über der Wunde, das hochdeutsche Wort fällt mir jetzt gerade nicht ein) wieder weg krazt und dazu reibst und krazt, verletzt du die Haut nur noch mehr...
Ich würde die Salbe auch nicht zu dick auftragen, weil dann darunter die Bakterien geschützt wachsen können. Eine dicke Fettschicht - z.b. Melkfett - wäre eben eigentlich im Sinne gut, weil es dadurch den Dreck weghält, aber die Bakterien freuen sich auch. Eine komplexe Gesichte.
Oh je... Bei Mauke gibt es so viele Meinungen, wie Personen, die du fragst. Grundsätzlich ist bei allem immer zu beachten:
Mauke = Bakterien. Bakterien mögen es feucht, also müssten man die Stelle theoretisch austrocknen, ABER dann ist die Haut so stark irritiert, dass sie noch besser von den Bakterien angegriffen werden könne. Ich würde über die Kruste nur 2-3 mal mit der flachen Hand drüber fahren, was abfällt ist super, sonst die Kruste lassen, weil darunter ist die Haut sonst - wenn man sie abrubbelt - verletzt und somit super Angriffspunkt für die Bakterien...
Man muss also das Gleichgewicht zwischen feucht und trocken, Krusten wegmachen und dalassen,... finden.
Aber Mauke kommt "von innen". Die Folge kannst du von aussen behandeln, aber die Ursache musst du von innen behandeln, weil sonst kommt sie immer und immer wieder.
Ich habe gehört, dass die Verabreichung von Propolis (-> Bienen) helfen soll. Ist ein natürliches Antibiotikum, kann mir deshalb schon vorstellen, dass es nützt. Schliesslich entsteht Mauke durch Bakterien. Ansonsten von aussen eine antibakterielle Salbe auftragen. Behang je nach dem etwas kürzen - ganz weg machen würde ich ihn nicht, weil dann die Stelle keinen Schutz mehr hat und somit wieder stärker Ausgesetzt ist und bessere Angriffsfläche.
Von Melkfett (feucht halten) bis Puder (trocken), Zinksalbe, Jod, Silbersalbe (Antibakterielle Salbe),... alles schon gehört. Ich denke zu vielen kannst du im Google ganz einfach Infos finden. Was ich jetzt noch am ehesten nehmen würde, wäre die Silbersalbe und Propolis (eine Freundin von mir schwört darauf).
Und Thema von innen bekämpfen. Meistens ist Mauke die Folge von einem Stoffwechselproblem. Also Stichwort Fütterung. Was bekommt das Pferd so?
So endlich habe ich den nun fertig geschrieben. Hat so lange gedauert, weil ich in Gedanken immer schon beim nächsten Beri war und der auch schon zu einem grossen Teil steht! Trotzdem viel Spass beim Lesen. Vielleicht eher etwas langweilig und kürzer als sonst (7 Seiten)...
Nr. 44 - Mit Vertrauen. (Teil 3 ...denn nun sind wir eine Familie)
Meine Hand zitterte. Noch konnte ich alles ändern, noch war nichts fest. Ich atmete tief durch. Sah Dad an, der mich gespannt an sah, blickte dann in die Augen von Angelika, die mich freundlich anblickten. Irgendwie fand der Schreibe aber doch nicht den Weg aufs Blatt, ich blickte meine Schwester an. Stumm unterhielten wir uns. Cate lächelte mich an und blickte dann wieder auf das Blatt vor hier. Ohne zu zögern setzte sie den Stift auf das Blatt und Blatt Papier und schrieb ihr Namen hin. Catherine Davids. Ich wartete, bis sie den letzten Schlenker des S unter ihrem Namen durch zog. Und dann war es plötzlich ganz einfach. Es ging, als hätte ich nie etwas anderes in meinem Leben gemacht.
Lucinda Davids.
Ich hatte eingewilligt. Unsicher sah ich auf und blickte in die Runde. Cate, Angelika, Dad, mit Ben auf dem Arm, Colin mit Melanie im Kinderwagen neben sich. Angelika legte den Arm auf meine Schulter und ich machte einen Schritt auf sie zu. Cate auch. Sie drückte uns kurz an sich. Jedes Wort wäre hier fehl am Platz gewesen. Ihr Gesicht sagte alles aus. Nun waren wir auch auf dem Papier eine Familie und sie nun offiziell meine Mutter.
Aber nun kam noch der eigentlich Höhepunkt des Tages. Die Hochzeit meiner Eltern – ich zuckte zusammen, als ich erkannte, was ich da gerade dachte. MEINER ELTERN! Doch, Lucy, sagte ich mir, dass stimmt seit wenigen Minuten! Meine Eltern, Tim und Angelika. Ich lächelte. Angefangen hatte heute Morgen alles ganz besonders. In einen grossen Teil war ich eingeweiht worden, aber ich war auch überrascht, als plötzlich eine ganz lange Limousine vor unserm Haus stand. Sie brachte uns hier ins Amt, wo Angelika, Cate und ich die Adoptionspapier unterschreiben musste und danach Angelika und Dad noch die Hochzeitspapier. Eine kirchliche Trauung anschliessend gab es nicht wie bei einer normalen Hochzeit, aber war diese Hochzeit überhaupt normal? Schliesslich waren gleich 3 Kinder und 2 Enkelkinder oder anders gesagt 2 Erwachsene Töchter und 3 Schreihälse auch dabei. Eine Freundin von Angelika hatte ihr, nachdem sie die Einladung für die Hochzeit bekam, die Staffel „Ich heirate eine Familie“ gesendet. Gesehen habe ich sie nicht, schliesslich wuchs ich nicht in Deutschland auf und in England wurde die nie ausgestrahlt. Aber der Titel, passte perfekt. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, dass fast alle von meiner Familie den Raum schon verlassen hatten. Denn die standesamtliche Trauung fand in einem andern Büro statt – doch vermutlich war das ein weniger grosser Papierkrieg. Hoffentlich. Denn bis jetzt hatte diese Adoption von Cate und mir durch Angelika jede Menge Papier produziert. X-Unterschriften musste ich schon vor diesem Tag heute auf Papier setzen und dann heute noch die Endgültige. Die letzte, die schlussendlich zählende.
Ich folgte den andern den Gang hinunter. Da standen schon alle Hochzeitsgäste meiner Eltern. Tamara, Angelikas Freundin und Betreiberin des Hofes in der Schweiz, auf dem Angelika früher ihre Pferde hatte, war auch anwesend. Ich hatte sie noch nie gesehen, aber ich erkannte sie sofort, als sie uns begrüsste. Ihr „Grüezi“ war einfach unverwechselbar. „Na wiä gaht’s?“ fragte sie. Ich musste mich beherrschen um nicht los zu lachen. Ihr Dialekt war so... Ich weiss auch nicht. Herzig? Lustig? „Guät, guät.“ Meinte Angelika und umarmte Tamara. Ich sah Angelika verwirrt an. An ihr kranzendes ‚ch’, das sie vom Schweizer Dialekt übernommen hatte, hatte ich mich mittlerweile gewöhnt, aber, das sie solche Schweizerdeutsche Wörter kann...? „Lucy, lueäg nöd so! Ä paar Schwiizerdütschi Wörtli chani au .“ Ich lachte. „Schon gut schon gut.“ Tamara drehte sich zu mir um. „Freut mi eui z’känne lernä. I bi Tamara und du müäsch d’Lucy si.“ „Äh ja.“ Ich verstand sie nur begrenzt. „Und du müäsch Zwischwö si?“ meinte sie zu Cate. „Zwi... was?“ „Zwischwö.“ Cate sah man die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. „Tamara, jetzt verwirre mir meine Kinder nicht so! Zwillingsschwester meint sie.“ Sagte Angelika lachend. Meine Kinder! Es war ungewohnt, aber nicht beängstigen... „Ach jo stimmt, me cha eui ez jo gratulirä zum Mueti Angelika.“ Ich nickte unsicher, ich wusste nicht genau, ob ich alles richtig verstanden habe. Um genau zu sein verstand ich weniger als in den ersten Tagen in Deutschland. Ich war dann beinahe etwas erfreut, als Angelikas Eltern ihre Tochter in Beschlag nahmen und ich mich zu ihnen stellen konnte. Elia und Gustav Meyer umarmten mich und Cate zur Begrüssung herzlich. „Schon komisch, nun seid ihr beide schon offiziell mit unser Verwandt, aber euer Vater nicht.“ Meinte Elia schmunzelnd. „Aber nur für wenige Minuten.“ Meinte Cate. „Ja und, ein paar Minuten sind auch eine gewisse Zeit. Geniesst diese Privileg.“ Meinte Gustav lachend. Ich sah mich im Vorraum um. Und zuckte zusammen, als ich sah, wer da im Anmarsch war. Cate sah es auch. „Achtung Lucy, auf 9 Uhr Anmarsch unseren Lieblingsgrosseltern.“ Flüsterte Cate in dem Moment. „Geht ruhig und begrüsst sie.“ Meinte Elia. Ich musste einen gequälten Gesicht aus druck drauf haben. „Sie werden dich schon nicht auffressen.“ Meinte Elia lachend. Wie viel lieber ich bei meinen neuen Grosseltern geblieben wäre, doch Cate flüstere mir ein „Rückenstramm, Augen zu und durch zu“ zu. Und setzte ich total künstliches Lächeln auf. „Grossmutter, Grossvater, schön euch zu sehen!“ meinte sie und liess sich von Helene und Frederik drücken und auf die Wange küssen. Ich verhielt mich viel kühler und distanzierte und hielt, ehe sich mich umarmen konnten die Hand hin. „Hallo Frederik, Hallo Helene.“ Grossmutter, Grossvater – nein das kam mir nicht in die Tüte. Colin war mein Granddad und Elia und Gustav würden vielleicht irgendwann etwas Ähnliches werden, aber Helene und Frederik? Gut biologisch, ja, aber abgesehen davon warn sie einfach Personen die ich – leider – immer bei Familiendingen zu Gesicht bekam. So schnell es ging, ging ich weiter. Neue Personen begrüssen. Es war ein ganzer Haufen. Und plötzlich erblickte ich Liam. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Lucy, schlag ihn dir aus dem Kopf, du hast es gründlich verdorben mit ihm, rief ich mich zur Ordnung. Ich wollte mich abwenden, als Marelle mich entdeckte. „Lucy!“ hörte ich sie nach mir rufen. Freudig begrüsste sie mich. Cate mit Natascha an der Seite stiessen zu uns und sofort fingen die drei über Turniere zu plaudern – Cate und Marelle als aktive Reiter, Natascha als aktiver Zuschauer. Mir sagte diese Turnierwelt immer noch nicht so zu, auch wenn ich mittlerweile vieles ob ich nun wollte oder nicht durch Cate, Dad und das Gestüt mitbekam. So stand ich nun hilflos und verloren neben Liam. „Und geht’s dir gut?“ „Ja, eigentlich schon und dir?“ „Besonderer Tag heute... Aber sonst, wie immer halt.“ Liam nickte. Es kam nicht wirklich ein Gespräch zwischen uns auf. „Letztes Wochenende, warst ihr auch auf dem grossen Turnier in... Ach jetzt ist mir der Ort entfallen...“ „Meinst du das auf dem Hof Sulzenberger?“ „Genau.“ „Ja, Marelle ist da mit Unido auch gestartet.“ „Und du?“ „Ja.“ Ich nickte. Es entstand ein unangenehmes Schweigen zwischen uns, deshalb fragte ich „Und wie lief es?“ „Naja, Cate war für Marelle eine harte Konkurrenz, umgekehrt natürlich auch.“ „Oh, ja zum Glück verstehen sich die beiden so gut, sonst müssten sie sich ja auf den Tot hassen.“ Liam lachte. „Ja.“ „Und du?“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Turnierwelt ist nur begrenzt meine Welt, Marelle ist da viel ambitionierter und auch talentierter...“ „Ach was.“ „Doch!“ „Aber Spass macht es dir schon oder? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich deine Eltern dazu zwingen.“ „Nein, nein... Das würden sie nie. Ich starte nur selten und dementsprechend sind wir auch platziert. Ich gehe gerne hin und wieder auf ein Turnier, aber ich habe nicht solche Träume wie Marelle. Ich habe andere Träume...“ „Welche?“ Er sah mich an. Er zögerte. „Ich hätte gerne ein kleiner Stall, nicht gross, aber gross genug. Ich habe eine Schwäche für Ponys, ich kleiner desto besser. Miko, der kleine braune Wallach, der Marelle jeweils mitnimmt, wenn Unido sonst alleine in den Hänger müsste. Er gehört mir.“ „Oh ja, ich habe den wohl auch schon gesehen, der hat eine sehr üppige Mähne.“ „Genau.“ Liam strahlte übers ganze Gesicht. Nun waren es nicht nur ein paar Schmetterlinge, die in meinem Bauch tanzten, sondern gleich tausende. „Ich kann zwar nicht reiten, aber er ist der Beste. Er ging jahrelang in einem Schulbetrieb, aber dann erblindete er auf dem rechten Auge, deshalb sollte er zum Schlachter... Aber dann habe ich ihn gekauft, seit dem ersten Augenblick hat er sich tief in mein Herz geschlichen. Und mein Traum ist es einen Hof zu haben für Pferde, bevorzugt Ponys, wie Miko der ihnen eine zweite Chance gibt. Ein Hof zu haben, der ihnen wieder ein Zuhause gibt. Ein Ort, an dem sie so genommen werden wie sie sind und je nach ihren Fähigkeiten und Gesundheit noch gearbeitet werden oder einfach nur ihr Lebensabend auf der Weide geniessen dürfen.“ „Das wäre toll.“ „Ja, das wäre es, aber ich bräuchte dafür viel Geld. Sehr viel.“ Ich sah Liam an. Wie er von diesem Hof sprach, da war er für mich real geworden. „Ich drück dir die Daumen, dass du es irgendwann einmal schaffst.“ Er lächelte mich an, dass ich das Gefühl hatte, gleich in Luft auf zu gehen. „Danke.“ Dann entstand eine Pause, doch dieses Mal war es keine unangenehme Stille. Ich blickte in Liams wunderschöne blaue Augen. Warum nur Lucy, warum konntest du nur so blöd sein? „Ähm.. Ich glaube wir sollten dann mal.“ Ich nickte, als ich sah, dass die meisten Leute schon drinnen sind. Auf dem Weg zur Tür traf ich auf Tobias. Ich umarmte ihn freudig. „Endlich sehe ich dich mal wieder.“ Er lachte. „Ja und dann komme ich extra und bin ganz abgemeldet.“ „Entschuldigung. Es ist nur so...“ „Schon gut Lucy, ich freu mich ja für dich.“ „Aber... Es ist ja gar nicht so...“ beschwerte ich mich „Paperlapap.“ Ich murrte. „Dich als beste Freundin im Sinn von besten Freund zu haben ist, das Beste, was mir je passieren hätte können. Ich kenn dich viel zu gut!“ „Danke, aber um nochmals zurück zu kommen, du brauchst dir keine Gedanken zu machen über Liam und mich. Das habe ich ganz gründlich verbockt bevor es richtig angefangen hat.“ „Hat aber gerade eben nicht so ausgesehen...!“
“Wollen Sie, Herr Davids mit Ihrer hier anwesenden Verlobten, Frau Meyer, die Ehe eingehen? - dann antworten Sie bitte mit Ja” fragte der Zivilstandesbeamte. Dad lächelte Angelika an. „Ja.“ “Wollen Sie, Frau Meyer mit Ihrem hier anwesenden Verlobten, Herr Davids, die Ehe eingehen? - dann antworten Sie bitte mit Ja” fragte der Zivilstandesbeamte erneut. „Ja.“ Antwortete auch Angelika. Mein Herz pochte, als ich sah, wie Theo Ebnet, Marelle und Liams Vater und heute Dads Trauzeuge Dad die Schachtel mit den Ringen übergab. Ich sah zu, wie Dad Angelika den Ring angsteckte. Plötzlich merkte ich wie Cate meine Hand ganz fest drücke. Ich lächelte sie an und als ich mein Blick wieder nach vorne richtete sah wie sie sich küssten. Dieses Mal zwang ich mich nicht weg zu schauen. Heute nicht, ermahnte ich mich!
Ich wusste, dass ein Umzug mit den Pferden zurück zum Gestüt geplant war. Dad auf Silvermoon, Angelika auf Tolino, Cate natürlich mit ihrer Carry Me und ich würde mit den Twins und Ben in der Kutsche fahren. Madonna würde sie ziehen und Tiri würde als Handpferd mitlaufen. Doch nun staunte ich nicht schlecht, als ich die vielen Pferdeanhänger auf dem Parkplatz sah. Mein Gott! Alle Reiter hatten ihre Pferde dabei. Einige Angestellte von meinem Vater hatten unsere Pferde fertig gemacht und hielten sie und alle andern holten nun auch ihre Pferde raus. Sogar meine ach-so-lieben Grosseltern hatten ihre Pferde dabei! Die, was ich ehrlich zugeben musste, wirklich toll waren. Angelikas Eltern, die vier eigene Pferde hatten, luden eine hübscher Brauner und ein Rappe aus. Ich ging hinüber. Er meinte nur, dass sich doch das so gehöre. Meine Eltern hätten schon nicht in der Kirche geheiratet und schliesslich seien doch beide Pferdenarre und da gehöre sich doch so was einfach! Ich lachte. Max hat wieder einmal mehr im Hintergrund die Fäden gezogen. Langsam setzte sich der Tross in Bewegung. Ich weiss nicht wie viele Pferde es waren, aber viele. Da waren nicht nur die Pferde von den Personen die mit drinnen im Standesamt gewesen sind, sondern auch noch einige mehr. Personen aus dem Ort, die ihre Pferde hier in der Umgebung hatten. Auch von Tsubasa waren einige hier. Ich habe nicht gezählt aber an die 25 Pferde waren es bestimmt, oder noch mehr? 30? Und dahinter waren alle nicht Reiter, die den Zug zu fuss begleiteten. Mein Herz wurde ganz warm. Vor mir Dad und Angelika nebeneinander, die den Zug anführten, dann ich und hinter mir Cate, Marelle, Liam... mein Herz machte gerade wieder einen Sprung, sobald ich an ihn dachte... die Eltern Ebnet, Elia und Gustav, Tim’s Eltern, einige Reiter von Tsubasa, Natascha,..
Es wurde schon dunkel. Der Tag war viel zu schnell vergangen. Die Pferde, der Gäste standen auf dem Paddocks, die Max davor von uns unbemerkt abgetrennt hatte. Drinnen in der Reithalle hat uns zuerst ein grosses Buffet erwartet und danach gab es Musik. Ich sah Cate mit Mike tanzen. So wie es aussah, wurde es doch etwas ernster! Ich freute mich ja für meine Schwester, aber wenn ich sie neben Mike sah, wurde mein Herz zu Stein. Liam. Er war da, doch trotzdem war er so unerreichbar weit weg.
„Hey, Liv, lass das!“ Ich nahm meiner Tochter die Gabel aus der Hand. Traurig sah sie mich aus ihren braunen Augen an. Ich drückte sie fest an mich. Mein Blick schweifte durch die Menge hinüber zu Colin, der Melanie auf dem Arm hielt. Mein Herz wurde wieder warm. Livianne und Melanie, manchmal konnte ich es immer noch nicht fassen, dass es meine Töchter waren... Und mittlerweile sind sie schon so gewachsen. 9 Monate. Ich konnte mir das Leben ohne meine Twins kaum noch vorstellen, auch wenn es anstrengend war. „Ist hier noch frei?“ „Ja, klar.“ Meinte ich. „Ich glaube wir sind uns noch nie so richtig begegnete.“ „Nein, stimmt. Nur von weitem. Im letzter Zeit war viel los.“ „Wem sagst du da! Der Umzug hier hin war anstrengend. Ich bin Jule, Jule Nelson.“ „Lucy Davids, freut mich. Und nun gut eingelebt?“ „Ja, so langsam... Das Haus von Ottos Mutter ist sehr schön. Sie musste nun ja endgültig in ein Heim.“ Ich dachte an die alte Frau Nelson. Sie war die erste gewesen, die mich hier in Sonntal gesehen hat. Alle hatten das Gefühl gehabt damals, dass das was sie erzählt wieder völlig falsch sei. Doch damals hatte sie wirklich mich gesehen, da war es nicht der Alzheimer, der ihr einen Streich spielte. Die alte Frau wurde immer unselbständiger und jetzt, nun musste sie in ein Heim und in das Haus zog ihr Sohn mit seiner Frau ein. Das Leben geht unaufhaltsam weiter... Ich nickte. „Ja, ich habe sie zwar nur flüchtig gekannt... Sie lebte sehr zurückgezogen.“ meinte ich „Und kommen sie ihr zurecht?“ Sie lachte. „Naja es ist ganz anders als München. Wir haben in der Stadt gewöhnt, also mitten drin. Abgase, Lärm, Autos, Menschen, aber man war nie alleine, es lief immer irgendetwas...“ „Oh, ja Grossstadt ist was ganz anders als Sonntal! Ich wuchs ja mitten in London auf, von dem her kenne ich es nur zu gut.“ „Ja, am meisten vermisse ich die gewisse Anonymität. Hier wird gleich über alles getratscht und Gerüchte in die Welt raus gesetzt.“ Jule sah Liv an - ein Moment zu lang. „Zwei süsse Kinder hast du, Melanie und Livianne heissen sie?“ Ich nickte. „Ja.“ „Und Benjamin ist dein Bruder?“ Ich nickte. „Ja, Halbbruder wenn man es genau nehmen will.“ „Ja das ist mir auch zu Ohren gekommen, kurz nachdem ich hier her zog. Ganz ehrlich, anfangs konnte ich es kaum glauben. Aber dann lernte, ich dass diese Gerücht wohl kein Gerücht war.“ Meinte Jule machte eine kurze Pause. „Was nicht heissen soll, dass ich alle Gerüchte glaube...“ meinte sie entschuldigend. „Was meinst du damit?“ „Naja...“ Sie sah mich. „Über den Vater von deinen Kinder.“ Meinte sie zögernd.“ Mein Herz zog sich zusammen. „Aber keine Angst, ich glaube den Gerüchten nicht. Ich kann gut verstehen, dass dein Freund das Tiermedizinstudium und seine Familie nur schlecht unter einen Hut bringt... Ich würde mich zwar für meine Familie entscheiden, aber das muss jeder selber wissen...“ Ich lachte. „Tobias? Nein, der ist bloss mein bester Freund im Sinn von bester Freundin. Jules Gesicht wurde traurig. „Also doch...“ murmelte sie. „Also stimmt wohl doch das Gerücht, dass dein Freund Engländer ist und in London lebt. Das tut mir echt Leid für dich. Dass muss echt hart sein, so getrennt zu leben. Es heisst, dass du das letzte Mal vorletzten Frühling in England gewesen bis. Also vor gut eineinhalb Jahre...“ Mein Herz zog sich zusammen und ehe ich es realisiert, was ich da sagte, meinte ich schon bissig „Darüber das wir so weit auseinander wohnen bin ich froh!“. Verständnislos sah mich Jule an und erst da merkte ich, was ich angerichtet hatte. Ich schloss die Augen. Drückte Liv ganz fest an mich. „Lucy, alles okay?“ Ich wollte erst nicken, doch dann schüttelte ich den Kopf und stand ganz schnell auf und lief mit Livianne auf dem Arm nach draussen. Ich war erst einige Meter aus der Hallen Tür raus, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Lucy, dass wollte ich nicht. Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du ihn so stark vermisst...“ „Vermissen?!“ meinte ich wütend. Jule machte einen Schritt zurück. „Du vermisst ihn etwas nicht?“ Mit dieser Bemerkung war in mir dir plötzlich etwas gebrochen. „Ich glaube niemand vermisst seinen Vergewaltiger!“ meinte ich bitter. Und dann umhüllte uns Stille, nur Livianne babberlte munter irgendwelche zusammenhangslose Silben vor sich hin.
Ich weiss nicht, wie lange ich zitternd da stand und in die Dunkelheit hinaus starte. „Try to be happy, try to enjoy the rest of this special day.“ Ich hörte ihm gar nicht zu. Ich drehte mich meinem Granddad zu und liess meinen Kopf auf seine Schultern fallen. Das war gar nicht so einfach, weil er Melanie noch immer auf dem Arm hatte. „I’ve told her.“ „I know.“ Antwortete er bloss und legte seinen Arm um meine Schultern. „You must lern to accept it Lucy.“ „I can’t I’m not strong enough“ „You are, Lucy.“ Melanie griff nach meinen Haaren. Ich lächelte sie an. Hier standen wir. Mel, Liv, Colin und ich. Die Londoner. Wir war zwar ein Teil der Davids Familiy und wollte es für immer sein, aber das hier, so realisierte ich, war meine Familie im engeren Sinn. Für meine Kinder würde ich alles tun, genauso für Colin. Er war meine Kindheits-Familie. Die Person, die schon mein ganzes Leben lang auf mich aufpasst. „Okay, I trust you.“ Obwohl es dunkel war, sah ich Colins lächeln auf dem Gesicht.
Die Musik lief und es wurde getanzt und gefestet. Es war schon spät geworden, ich war schon ziemlich müde. Melanie und Livianne lagen im Kinderwagen und schliefen tief und selig. Nur klein Ben war quietsche Fiedel. Er hielt seine Grossmutter Elia ganz schön auf Trab. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt lauschte ich der Musik und passte mit einem Auge auf meine Twins auf. Auch wenn Elia mir angeboten hatte auch noch auf meine Kinder aufzupassen, wollte ich nicht tanzen gehen. Die Kraft hatte ich nicht mehr. Jule hatte sich vor einiger Zeit neben mich gestellt. Wir hatten zwar kurz gequatscht, aber das heisse Thema nicht mehr angesprochen. Mir war’s recht. Mit halb geschlossen Augen hörte ich eine Gruppe Personen auf uns zukommen. Zwar hatte Jule nicht mehr genügend Zeit um „Tratschtanten-Alarm“ zu rufen, aber ihre stumme Warnung nahm ich auf. Ich sendete ihr ein lautloses Danke zurück und dann hatten sie uns auch schon in beschlag genommen.
„Keine Lust zu tanzen Lucy?“ meinte die Frau mit einer blauen Bluse. Ich kannte sie flüchtig. „Sollte man in deinem Alter nicht noch ein bisschen abfeiern, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt? Fragte ihre Begleiterin in einem schwarzen Kleid, dass man problemlos auf einer Beerdigung tragen hätte können. Ich verstand ja nichts von Mode, aber...! Ich zuckte mit den Schultern. „Ich passe auf Livianne und Melanie auf.“ „Das machst du doch schon den ganzen Abend. Echt eine Schande, dass sich der Vater – dieser Tiermedizinstudent Tobias – sogar jetzt drückt.“ Meinte die im schwarzen Kleid. Und plötzlich war ich Jule dankbar, dass sie mit mir vorhin dieses Gespräch geführt hatte. Nun hatte ich meine Gefühle einigermassen unter Kontrolle. Doch auf Tobias so eine Anschuldigung lasten zu lassen, ging mir auch gegen den Strich. „Tobias ist bloss der Pate von meinen Töchtern, dass heisst nicht, dass er ständig auf sie Aufpassen muss. Er macht schon genug und ist wohl der beste Pate, den ich finden konnte.“ Das sass. Jule zwinkerte mir zu. Puh, nochmals Glück gehabt. „Siehst du Ingrid, ich habe es dir ja gesagt. Dieser Herr Brown ist bloss der Pate, ihr Mann lebt in England!“ MANN?! Dachte ich entgeistert, doch ehe ich etwas sagen konnte, drängte sich Jule in das Gespräch. „Ja, der Vater der Zwillinge lebt in England.“ meinte Jule und fügte zu mir gewandt hinzu. „Nun komm Lucy, jetzt muss ich dich endlich meinem Mann vorstellen.“ Ich nickte verständnislos, doch ich folgte ihr zögernd. Tatsächlich führte sie mich geradewegs auf ihr Mann zu, der mit Tobias quatschte. Tobias lächelte mir entgegen. Ich lächelte zurück. „So, Lucy. Ich habe dich heute noch gar nie tanzen gesehen. Hast du Lust?“ Ich schüttelte den Kopf, weil ich daran dachte, was für Gerüchte dann wohl wieder ihren Lauf nehmen würde. „Na komm schon...“ meinte Tobias lachend. „Ich kann doch nicht Melanie und Livianne alleine lassen.“ Meinte ich. „Elia passt bestimmt auf sie auf oder Colin.“ Meinte Tobias „Aber...“ meinte ich. „Lucy die Gerüchte sind eh schon in der Welt. Jetzt geh schon!“ meinte Jule lachend und zog ihren Mann davon. „Okay.“ Zusammen gingen wir rüber zur Tanzfläche. Bilder schwirrten mir durch den Kopf, wie Chloe und ich so zur Tanzfläche gingen in London, an Schulpatrys, Geburtstagspartys... Und jetzt hatte Tobias ihre Stelle eingenommen. Auch wenn wir uns nicht so oft sahen, wie Chloe und ich uns damals. Ich wusste von Tobias noch viel stärker, dass er alles stehen und liegen lassen würde, wenn ich seine Hilfe brauchte. Es war ein gutes Gefühl, ein solcher Freund an der Seite zu haben. Irgendwann in England hatte ich einmal den Spruch „Gute Freunde sind wie Sterne, auch wenn du sie nicht siehst, sie sind immer da.“ gehört. Zu meiner Freundschaft mit Chloe passte der Spruch nicht. Damals dachte ich, dass der Spruch falsch ist. Gute Freunde, sollten doch immer an deiner Seite sein. Doch nun verstand ich ihn... Gute Freunde sind wirklich wie Sterne, man kann darauf vertrauen, dass sie da sind, auch wenn man sie nicht sieht. Während dem ersten Song tanzten wir schweigend. Ich sah zu Cate hinüber, die natürlich mit Mike tanzte. Schon das ganze Fest waren sie immer Seite an Seite anzutreffen. Ich freute mich für meine Schwester, dass sie einen Freund gefunden hat, den sie liebte, auch wenn er nicht mein Typ ist. Das Lied wechselte, es wurde leiser, ruhiger. Fragend sah mich Tobias an. Doch ich lachte ihn nur an. Wir tanzten weiter. „Du Lucy?“ „Ja?“ „Was hat Frau Nelson vorher gemeint mit, „die Gerüchte sind eh schon in der Welt“?“ „Wir sind kurz auf den Vater von Melanie und Livianne zu sprechen gekommen.“ Augenblickblich blieb er stehen. „Alles okay?“ Ich nickte. Erst zögerlich, dann immer heftiger. „Ja, ja.“ „Tönt nicht wirklich überzeugend, was war los?“ „Naja sie sagte es gäbe Gerüchte über den Vater von meinen Twins, aber sie würde denen nicht glauben, schliesslich sei es doch klar, dass du der Vater bist.“ Tobias, der sich wieder zu bewegen begonnen hat, blieb erneut stehen. „Ich?“ Ich nickte „Aber keine Angst, ich habe ihre gesagt, dass du der beste Pate der Welt bist, aber nicht ihr Vater.“ „Danke.“ „Wofür? Für die Entlastung der Vaterschaft oder das mit dem besten Paten?“ „Dafür das du einfach du bist. Als ich dir das erste Mal begegnet bin, da habe ich nicht gedacht, dass ich einmal eine weibliche Person als allerbester Kumpel haben kann.“ Ich lachte. „Ich auch nicht. Auch wenn nun einige Personen, zum Beispiel dies beiden doofen Frauen von vorhin das Gefühl haben werden, wir seinen mehr als bloss beste Freunde!“ Tobias lachte, wurde dann aber wieder ernst. „Und was hat Jule darauf geantwortet?“ „Sie meinte, dann sei es wohl doch wahr und es würde ihr Leid tun. Sie hat aber gemeint, dass mein Freund in England wohnt und ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Also seit ich das letzte Mal dort war, also seit...“ meinte ich etwas aufgebracht „Schon gut Lucy, es passiert dir hier nichts.“ Ich nickte und merkte erst jetzt, wie stark ich mich eigentlich aufgeregt hatte. „Tobias lass uns das Thema nun auf die Seite legen und lass uns die restliche Feier einfach geniessen, okay?“ „Kling nach einem guten Plan!“