Ich musste so lachen eh... "[...]ging nochmal auf die Toilette und bewaffnete mich mit einem Wachlappen.[..]" Ein Wachlappen, soso, den Zweck hat er ja wohk erfüllt :D
Der Arzt war eh Beste :D Super Timing und so xD Obwohl es mir ja gefallen, dass du und Joe euch geküsst habt :P Aber das kannst du dir ja denken. Der Teil mit Chris dagegen... hm. Nicht so meins:D Aber naja naja, vielleicht ist er ja gar nicht sooo übel. Haha :D
"[..]Judith war entweder noch nicht wach, im Stall oder ich hatte sie einfach übersehen[...]" Na danke. Ich bin so klein man übersieht mich -.- :D
Jao, was sage ich nun zu dem Beri...?;) Karlos war ja echt... heftig drauf. Mies, dass ihr so gestürzt seid... hoffentlich gehts ihm bald wieder besser :x Und dir natürlich auch! Sonst kann ich nur sagen, dass es klar manche Stellen gab, wo ein bisschen mehr Gefühl oder bessere Beschreibung schön gewesen wäre, aber meistens war der Beri super so wie er war! Mach deine armen Beris doch nicht alle immer runter :( Gefällt!! *-*
Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich im Moment meine Facharbeit schreibe - sprich ich habe keinen Nerv und keine Zeit, einen Beri zu tippen bzw meinen weiter zu tippen... Da ich allerdings den neuen schon angefangen habe, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ich kein neues Schicksal und keine Aufgabe kriegen würde(wenn das machbar ist), damit ich den angefangenen Beri weiter schreiben kann. Der ist nämlich sehr schicksalsorientiert(eben noch von Oktober...) Eine neue Aufgabe würde ich sogar noch nehmen, aber es wäre eben gut, wenn das Schicksal so bleiben könnte...;)
Meine Facharbeit muss ich am 3.12. abgeben, danach hab ich dann wieder Zeit :)
Als Belohnung fürs Level hab ich im letzten Beri "Leben." ein Reitset bekommen, dass ich mit Geny einlöse ;)
Englische Trense mit Sperrriemen (schwarz; mit weißem Leder unterlegt) (Levelbelohnung)
Knotenreithalfter(grün) 10 T
Kappzaum (schwarz) 50 T
Wassertrense einfach gebrochen (silber) (Levelbelohnung)
Olivenkopftrense doppelt gebrochen (silber) 20 T
Stirnriemen "Classik"(schwarz; goldenes Band) 30 T
Vielseitigkeitssattel mit Steigbügeln (schwarz) (Levelbelohnung)
Dressursattel mit Steigbügeln (schwarz) 500 T
Longiergurt (schwarz) 100 T
Schabracke (weiß) 20 T
Schabracke mit Zierrand (grün) 20 T
Satteldecke (weiß) 20 T
Satteldecke (grün) 20 T
Sattelgurt aus Neopren mit Lammfellüberzug (schwarz) (Levelbelohnung)
Martingal (schwarz) (Levelbelohnung)
Dreieckszügel (schwarz) 30 T
Bandagen 4 Stück (grün) (Levelbelohnung)
Bandagen 4 Stück (weiß) 40 T
Gamaschen vorne (schwarz) 20 T
Springgamaschen (schwarz) 20 T
Streichkappen (schwarz) 20 T
Springglocken (schwarz) 20 T
Knotenhalfter (grün) 10 T
Nylonhalfter mit eingesticktem Namen (grün) 10 T
Strick 1 Meter (grün) 10 T
Strick 3 Meter (grün) 10 T
Longe (schwarz) 20 T
Sommerweidedecke (dunkelblau) 100 T
Winterweidedecke (dunkelblau) 150 T
Stalldecke (dunkelblau) 150 T
Abschwitzdecke 2 mit eingesticktem Namen (schwarz) 50 T
Putzkoffer mit Inhalt (grün) 50 T
Ohrenschutz (grün) 10 T
Ohrenschutz (weiß) 10 T
Hier ist es auch nur arschkalt -.- schnee ist erstmal nicht in sicht, ich weiß nicht ob mich das traurig oder froh macht :D
Lucy, bei uns muss mal Punkte für die Abizulassung sammeln(ich meine 100 oder so? :/ auf jeden falll kriegt man die punktzahl, wenn man in jedem fach ne glatte 4 hat) in den beiden Jahren der Qualifikationsphase, also in meinem Fall 11 und 12. Man bekommt da halt in jedem Fach 4 Noten für die 4 Halbjahre. Daraus resultiert sich dann auch die Note, mit der man fürs Abi vorbenotet ist. Die zählt dann letzendlich ich meine 60 oder so prozent zur gesamtabinote. Die eigentliche Abiklausurnote hat also einen eher geringen Einfluss, allerdings darf die Note nicht mehr als 3 Punkte von der vornote abweichen....
Beispiel:
Du hast jedes Halbjahr in Englisch 14 Punkte, also eine glatte 1. Das heißt, du bist mit 14 Punkten vorbenotet, vergeigst aber dann die Abiklausur total und kriegst nur 10 Punkte, also eine 2 -. Ist das der Fall, musst du in ne mündliche Nachprüfung und die Note davon zählt dann letzendlich:D alles etwas kompliziert....
Uff, schwere Frage... Mir ist es wichtig, dass es eine aktive Community gibt, dass sich nicht alles eben nur in den Berichten abspielt... Ich finde es wichtig, dass man immer wieder was neues erreichen kann(Level, einen neuen Status, Lizenzen, was auch immer), eben das man auch einen Ansporn hat neues zu schreiben. Ich lege Wert darauf, dass es eine breite Auswahl an Pferden/Tieren gibt, dass wirklich für jeden was dabei ist. Ich finde es ganz, ganz wichtig, dass man nicht zu sehr eingeengt wird(die Chance hat, Freunde zu erfinden, andere Personen, die Chance, sich auch eigene Sachen auszudenken, wie z.B Häuser oder Klamotten, Geschäfte, Gelände ect). Des weiteren finde ich es wichtig, dass nicht alles ewig liegen bleibt(das man auch selber sieht, dass die Hofleiterin/der Hofleiter/die Hofleiter/die Hofleiterinnen arbeiten xD) Und außerdem finde ich es wichtig, dass Rücktsicht auf das private Leben gelegt wird, d.h aussetzen der Berichtepflicht ect bei zu viel Streß. Mir gefällt es, wenn ein Vrh sich weiter entwickelt, wenn man sieht, dass jemand mit viel Energie dahinter steckt, wenn man merkt, dass auch die anderen Spaß an der Sache haben. :)
Och, quatsch, ich finde Lucys Argument voll ok & so, ich hab halt bloß nicht die Logik verstanden, weil ich eben deine Rechnung kannte, Nina :D Ich find das total ok so :)
Ahaaa, ich verstehe :D Ich baue nur immer so viele Personen ein, weil ich es unlogisch finde, wenn außer Nina und Julia keiner mehr auf dem Hof ist bei so vielen Leuten die da rum rennen xD
und ich habe eine frage... wenn ich das richtig verstanden habe, kriegt man pro person 3 punkte(das war wenigtens ninas rechnung beim letzten beri...) und ich gerade mal durchgezählt weil ich wissen wollte, wie viele personen ich drin hab und bin auf 12 gekommen... warum dann nur 28 punkte?:D
haha :D
ne, ich fand als ich in der 9/10. war die stufen nicht soo schwer... ich hab einfach nur bammel, weil jetzt meine letzten beiden stufen vorm abi sind, also sammel ich jetzt punkte, um zum abi zugelassen zu werden :O
Doch, ich hab in einem Monat geschrieben :D Haha Nina du bist süß xD
Luucyyy, daaaanke :* ja, schicksal ist drin.. das war "wie magie" und "Ein Knall entsteht nicht von allein" das wie magie war bei dem ritt von romance drin, das mit dem knall so ein bisschen bei dem telefonat mit mit meiner adoptivmama ;)
Zurück auf dem Hof stellte ich erleichtert fest, dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, bis es dunkel wurde. Langsam zog die Dämmerung über das Land, breitete das schwarze Tuch der Nacht aus, aber das war mir egal, immerhin war ich jetzt am Hof. Wie auch vor dem Ausritt brachte ich Montresol auf die Stallgasse, tauschte Trense gegen Halfter, nahm ihm dann den Sattel und die Gamaschen ab und verstaute alles wieder ordentlich in der Sattelkammer. Dreckig war der Hengst nicht geworden, aber trotzdem bürstete ich sein Fell noch einmal kräftig durch, kratzte die Hufe aus und ordnete Mähne und Schweif. „Bist ein tolles Pferdchen“, erklärte ich dem Dressurstar nebenbei, verfrachtete ihn dann in die Box und gab ihm zur Belohnung einen Apfel. „Gleich gibt’s auch Futter“, murmelte ich ihm leise zu und auch wenn ich gerne nach Hause wollte, nahm ich mir die Zeit, mit ihm zu kuscheln, bis Montresol selber genug hatte und sich an seinem Heunetz zu schaffen machte. Ich beschloss, Romance noch eben von der Weide zu holen, aber vorher schaute ich in der großen Halle vorbei, wo Nina mit Theo ritt. Ich beobachtete die beiden eine Weile, dann meldete ich mich vorsichtig zu Wort. „Hey Nina, ich bin mit Montresol wieder wohlbehalten angekommen, wollte nur kurz Bescheid geben“ Nina trieb Theo in meine Richtung und parierte ihn kurz vor dem Tor durch. „Schön, dass du Bescheid sagst. Und wie ist er so?“ „Ein Traum“ gab ich grinsend zu. „Und wenn es über Stoppelfelder geht auch gar nicht mehr so faul“ Nina lachte „Ja, das stimmt wohl. Klingt so, als hättet ihr Spaß gehabt“ „Definitiv“ lächelte ich. „Naja, ich will auch nicht stören, ich hole jetzt noch Romance rein und mache mich dann auf den Weg nach Hause“ „Ich würde auch gerne, aber heute Abend hat sich noch ein Herr zum Pferd angucken angekündigt“ Nina verdrehte leicht die Augen. „Na dann viel Spaß“, grinste ich und hastete dann weiter zur Koppel.
Mir kam es einerseits zu Gute, dass Romance Hunger hatte und in seine Box wollte, andererseits aber auch nicht. Es half mir, weil das Pony sich erstaunlich leicht einfangen ließ, aber dafür wollte er auch die ganze Zeit voraus rennen, Hauptsache schneller an der Box sein. „Du bist so ein Arsch manchmal!“, schimpfte ich und drehte zur Strafe noch eine Extrarunde mit meinem Pony über den Hof. Und Romance hatte neben mir zu gehen, nicht vor mir, sonst gab es einen Klaps. „Du tust besser daran, mitzumachen, sonst drehen wir noch eine Runde“, drohte ich. Ob Bad Romance es wirklich verstanden hatte oder nicht, auf jeden Fall hielt er sich an die Führregeln und blieb neben mir. Erleichtert stellte ich ihn in seine Box. „Du kriegst gleich deine Silage“, vertröstete ich meinen Welsh. Kraftfutter hatte er ja eben schon bekommen. Das einzige was er von mir noch bekam war ein Halsklopfen.
Vor dem Stall traf ich Rose. 'Hey, wie war der Ausritt?', fragte ich neugierig. 'Ohne Karlos wäre es wohl eine Katastrophe geworden, aber Days hat sich von seiner Ruhe meistens anstecken lassen', gebärdete die Angesprochenen fröhlich. 'Also gab es keine Probleme?', hakte ich nach. 'Doch, klar. Days hat jede Menge rosa Elefanten gesehen, er hat sich dauernd erschrocken und das als Anlass zum los rennen genommen. Meistens hat er sich dabei wirklich nur vor rosa Elefanten, also ganz absichtlich erschrocken. Hätte Karlos sich anstecken lassen, wäre es vorbei gewesen, aber der ist ganz cool geblieben und so ließ sich Days auch wieder runterschrauben. Und als wir dann mal ein paar Kilometer getrabt sind, war er danach auch viel ruhiger, konnte da ja ordentlich Dampf ablasen. Auch wenn er am Anfang viel zu hektisch war. Haben das mit dem Trab dann nochmal wiederholt, also sind die meiste Strecke des Ausrittes wirklich getrabt, und das hat es wirklich gebracht. War im großen und ganzen echt ein schöner Ausritt', lächelte Rose und ich freute mich für sie. 'Und bei Romance so?' In aller Kürze berichtete ich von unserem Training und vom dem Ausritt mit Montresol. 'Hört sich an, als wärt ihr auf einem guten Weg, also du und Romance', stellte Rose zufrieden fest. 'Apropos, ich hab ein paar Möhren übrig. Kann Romance was mit einem Kilo Möhren anfangen?' 'Wenn du schon so fragst: Ja' Ein bisschen Saftfutter würde meinem Kleinen gar nicht schaden, also ließ ich mir von Rose den fast leeren Möhrensack in die Hand drücken und anstatt nach Hause zu gehen, saß ich noch eine ganze Weile vor Romances Box, schnibbelte die Möhren in kleinere Stücke, schnitt faule und matschige Stellen weg und lagerte dann die ganzen Möhren in einem Eimer. Fütterung war erst in einer halben Stunde, also schnappte ich mir den Zettel an der Boxentür, strich die Bitte Romance mit Silage zu füttern durch und schrieb stattdessen, dass man Romance doch bitte den Eimer Möhren vor seiner Box geben sollte. Da ich gerade schon mal dabei war, mixte ich direkt sein Frühstück, dass hauptsächlich aus Müsli bestand zusammen und füllte das ganze in den kleinen Eimer wo „Bad Romance Frühstück“ drauf stand. Manchmal hatte ich einfach das Bedürfnis, Romances Futter selber zu mixen. Auf den Zettel schrieb ich schon flink, dass sein Frühstück auch schon vor der Box stand, warf Romance dann noch eine Kusshand über die Boxentür zu und verschwand endlich vom Hof Richtung Wg.
*** Zu hause angekommen hatte ich das Bedürfnis nach einem ruhigen Abend. Nachdem ich mir ein paar Brote geschmiert hatte, holte ich meinen Laptop ins Wohnzimmer, machte es ihm auf dem Tisch und mir selber auf der Couch bequem, wickelte mich meine Kuscheldecke. Aufgerüttelt durch die Erinnerungen an Dreamer und Olympia – die Rappstute, die bis S Dressur gegangen war – fand ich nun endlich den Mut, mir alte Bilder anzugucken. Mir war im Moment einfach danach, jetzt, wo ich das Gefühl hatte, hier endlich zu Hause zu sein, wo ich diese Magie mit Romance gespürt hatte. Ich hatte damals wirklich alles sehr genau datiert und so konnte ich mir die Bilder jetzt hintereinander angucken, außerdem gab es zu besonderen Pferden wie Dreamer oder Olympia auch noch extra Ordner.
Die ersten Bilder entlockten mir nicht selten ein Lachen. Es fing natürlich mit meinen ersten Reitversuchen an und auch wenn meine Adoptivmama nie wie die anderen Mütter am Rand gestanden hatte, hatte sich immer jemand gefunden, der gefilmt oder wenigstens Fotos gemacht hatte, meistens war es Saskias Mutter gewesen. Ich sah mich selber auf den ganzen Pferden im Schulbetrieb, auf meinem besonderen Liebling Highland, einem etwas stureren aber unheimlich lieben Hafi, auf dessen Rücken ich immer ganz stolz in die Kamera grinste. Auch Bilder von Saskia waren dabei, zuerst in meiner Gruppe auf dem Reitponywallach Prinz, später dann im Einzelunterricht auf der schlanken Warmblutdame Ratinka, ihrem absoluten Liebling. Es war Luxus gewesen, auf dem Gestüt reiten zu lernen, denn der Unterricht war teuer, aber dafür sehr gut. Wir hatten zwar in einer Gruppe von 8 Leuten reiten gelernt, aber waren nur ganz am Anfang in einer Abteilung geritten, später dann nur noch durcheinander und für jeden gab es persönliche Kommentare und Anweisungen. Auf den Bildern konnte man sehr gut sehen, wie Saskia und ich größer wurden, wie wir immer besser ritten. Bilder von Saskia und Ratinka in Dressurprüfungen und im Parcous, auf Ausritten und bei der Bodenarbeit kamen Hand in Hand mit Bildern von mir auf allen möglichen Pferden, denn bei mir hatte die Zeit angefangen, wo ich immer mehr Problempferde unter den Sattel bekam. An manche Pferde konnte ich mich nur schwach erinnern, andere wie zum Beispiel Ocean, eine verrückte Vollblutdame hatten sich tief in mein Gedächtnis gegraben. Dabei fiel mir wieder auf, wie gut Saskia und Ratinka harmoniert hatten. Natürlich war Saskia auch andere Pferde geritten, teilweise auch auf Turnieren, aber mit der sensiblen Stute war sie immer am Besten klar gekommen.
Mit einem gewissen Stolz auf mich selber sah ich mir die letzten Bilder des Allgemeinen Ordners durch, staunte noch mal über die Veränderung von der kleinen Judith, die gerade mit dem Reiten angefangen hatte, vor Stolz fast geplatzt war und dauernd nur gegrinst hatte zu der 17 jährigen, die ernst, aber um Längen besser ritt und sich nicht selten dabei vor Konzentration die Lippe kaputt biss. Eine Angewohnheit, die ich bis heute beibehalten hatte. Etwas zögernd öffnete ich den Ordnern mit Bildern von Olympia. Die Rappstute sah unheimlich edel aus und von Bild zu Bild wurde unsere Zusammenarbeit harmonischer, man sah uns zusammen schmusen, beim Reiten auch schwere Lektionen ausführen, auf einem Turnier der Klasse M. Mit Olympia hatte ich nicht alleine gearbeitet, dafür war ich Anfangs noch nicht fein genug geritten und es gab da auch noch Dreamer, aber mit Olympia verband mich dennoch einiges und dieser Stute verdankte ich sehr viel. Tränen sammelten sich in meinen Augenwinkeln. Die Kraft mir auch die Bilder von Dreamer, meinem ein und alles anzugucken, hatte ich nicht. Dreamer war ein Sensibelchen gewesen, ein junger Trakehnerhengst, der es richtig in sich gehabt hatte. Und trotzdem er mir sein Vertrauen geschenkt. Mit Romance war er dennoch nicht zu vergleichen, denn Dreamer hatte wenigstens die Hilfen angenommen, wenn er sich auch vor allem erschrocken hatte, auf jede grobe Hilfe sehr ungemütlich reagiert und sich manchmal wie ein echter Arsch benommen hatte. Ich lächelte sanft, während mir die Tränen die Wangen runter rannen. Sinnend betrachtete ich das letzte Bild in Olympias Ordner, von unserem M Turnier. Das einzige Bild, was mir bis jetzt unter die Augen gekommen war, wo meine Adoptiveltern drauf zu sehen waren.
Und auf einmal packte mich Wut. Eine grenzenlose, heftige Wut. Warum hatten sie sich so wenig um meine Fortschritte beim Reiten gekümmert? Warum war meine Adoptivmama nie zu Turnieren gekommen, hatte nicht wie anderen Mütter am Rand gestanden? Warum hatte ich den Mutterersatz in meiner Reitlehrerin Laura gesucht und gefunden? Laura hatte mir jedes Pferd anvertraut, auch ihren eigenen Araberwallach Sundance, sie hatte mir mehr Liebe geschenkt als meine Adoptiveltern, hatte immer an mich geglaubt, war für mich da gewesen. Fast alles was ich konnte, konnte ich von ihr. Sie ritt nicht technisch einwandfrei, für diesen Teil war immer Kathy zuständig gewesen, die Saskia trainiert hatte und öfters auch mich, aber Laura verstand es, dass letzte aus einem Pferd zu holen, intuitiv zu reiten. Wenn es den Pferden half hatte sie ihre ganz eigene Vorstellung, hatte manchmal die Hände oder Beine ganz wo anders als der perfekte Dressurreiter und doch waren bei ihr die Pferde immer super gegangen. Sie verstand es, auf das Pferd einzugehen und ihm angepasst zu reiten und hatte all ihr Wissen an mich weitergeben. Nur ihr hatte ich es zu verdanken, dass ich mit Romance einigermaßen klar kam. Sie war es gewesen, mit der ich all die Problempferde Korrektur zu reiten gelernt hatte, die mich angeleitet hatte und für talentierter als sich selber hielt. Laura fehlte mir einfach unglaublich und ich war unendlich dankbar, dass wir weiter Kontakt hielten, dass ich sie immer anrufen konnte, wenn ich wollte. Ganz im Gegensatz zu meinen Adoptiveltern, die sich noch nicht einmal gemeldet hatten... Ehe ich lange drüber nachdenken konnte, klappte ich den Laptop zu, griff nach meinem Handy und wählte die Nummer von meinem alten Zuhause.
„Tuuuuut. Tuuuuuut“ War dieses Tuten schon immer so Nerven zerreißend gewesen? „Tuuut“ Noch zweimal klingeln, dann würde ich auflegen. „Tuuuut“ Wie es aussah, würde ich nochmal davon kommen. War sowieso eine doofe Idee gewesen... „Judith?“ Einen Moment lang sagte ich nichts, sondern starrte nur mein Handy aus, aus dem die Stimme meiner Adoptivmama ertönte. „Judith?!?“ „Ja“, krächzte ich leise. „Hallo“ Meine Mutter schien selber überrascht, denn als ich nach dem Hallo nichts mehr sagte, schwieg auch sie. „Wie geht’s dir?“, fragte ich leise. „Als ob dich das interessieren würde“, brummelte meine Adoptivmama. Ich stutzte. Wäre das nicht eigentlich mein Part gewesen? „Mich interessiert viel mehr, womit wir die Ehre verdient haben, dass du dich auch mal meldest“ Ich schluckte „Ihr hättet ja auch anrufen können“, pampte ich etwas unfreundlich zurück. „Du bist doch einfach verschwunden, hast uns nichts gesagt, hast beschlossen, erst von Zuhause weg zu ziehen und dann einfach nach Deutschland zu gehen: Warum hätten wir bitte anrufen sollen?!“
Mir platzte der Kragen. „Um zu beweisen, dass ihr nicht die seid, für die euch gehalten habe! Das ihr euch Sorgen um mich macht, dass es euch interessiert, was ich mache! Das ich euch wichtig bin und nicht das Kind von einer verstorbenen Freundin, dass man aufnimmt, um der einen Gefallen zu tun“ Meine Adoptivmama holte tief Luft, um etwas zu sagen, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. Zu meiner Wut stauten sich jetzt noch Tränen an, die heiß in meinen Augen brannten. „Immer war ich nur der billige Ersatz für Leonie und selbst als sie tot war, bin ich nur noch mehr von euch gehasst worden. Wo wart ihr, wenn ich Reiten war? Wenn ich gelobt worden bin? Wo wart ihr, als Olympia verkauft worden ist, wo wart ihr, als Dreamer uns verlassen musste? Und wo zur Hölle wart ihr, als ich euch am dringendsten gebraucht habe, als Saskia gestorben ist?! Ihr hattet immer nur euch im Kopf, eure Termine, eure Sorgen, euren Kummer. Alle anderen Eltern kamen zu den Turnieren, kamen auch mal zu den Stunden, wenigstens ab und zu. Ihr wart nur auf einem einzigen Turnier, weil Laura euch praktisch dazu gezwungen hat! Sie hat gesehen, wie weh ihr mir tut, wie sehr mich das verletzt, dass ich euch nicht interessiert hab. Ich war gut in der Schule, ich war beliebt auf dem Gestüt, aber selbst wenn ich irgendwo negativ aufgefallen bin, war es euch fast egal. Am Besten war es doch für euch, wenn ich einfach nicht auffiel. Wenn ihr euch nicht ärgern musstet, aber wenn auch niemand auf der Straße zu euch kam und euch gratuliert hat, weil er mich auf einem Turnier gesehen hat oder als ich den Bio Wettbewerb gewonnen habe. Ich habe es nicht mehr ausgehalten bei euch zu wohnen! Und als ich dann weg war, kamen diese nichtssagenden Anrufe. Dieser Smalltalk. Als wäre ich nicht eure Adoptivtochter, sondern eine flüchtige Bekannte, die ihr am Samstag im Theater kennengelernt habt. Ich hatte es satt, ich habe es immer noch so satt! Und jetzt fragst du ernsthaft, warum ich mich nicht gemeldet habe?!!!“ „Komm wieder runter. Dann kannst du nochmal anrufen. So kann man ja nicht mit dir reden“, bemerkte meine Adoptivmama trocken. „Das ist alles, was dir dazu einfällt?!“, schrie ich, aber mir antwortete nur noch das gleichmäßige Tuten der Leitung. Meine Mama hatte einfach aufgelegt.
Blind von Wut, vor Tränen, vor Verzweiflung stürzte ich aus dem Wohnzimmer, schlüpfte in meine ausgelatschten Chucks, riss meine Jacke vom Haken, verließ fluchtartig das Haus. Kaum stand ich auf dem Bürgersteig, da fing ich an zu laufen. Es regnete in Strömen, aber das war mir egal. Joggen hatte mir schon vorher geholfen, wenn nichts mehr gestimmt hatte, hatte mir geholfen einen klaren Gedanken zu fassen. Doch das hier hatte nichts mehr mit Joggen zu tun. Ich rannte, rannte meine Wut weg, ließ meine Tränen weit zurück. Trotz guter Kondition bekam ich Seitenstiche, rannte nur noch schneller, keuchte, riss eine Grenze nach der anderen nieder, kämpfte weiter auch wenn mein Körper mir sagte, dass er nicht mehr konnte. Ich hetzte weiter, wurde nur ganz allmählich langsamer, verfiel in ein ruhigeres Tempo, joggte mit schmerzenden Beinen weiter. Das Laufen half mir, wie so oft. Den dämlichen Reflex zu rennen, einfach alles hinter mir zu lassen hatte ich schon immer gehabt und mit der Zeit war es noch ausgeprägter geworden. Einige lösten ihre Probleme durch Reden, andere durch Mobben oder schlagen, ich durch Rennen. Mein Kopf wurde leer, so herrlich leer. Meine Gedanken kamen nicht mehr mit. Ich lief und lief und lief. Es war dunkel, aber das kümmerte mich nicht. Ich wusste auch nicht, wohin ich lief. Ich lief einfach, lief für den Moment, für die Sekunde. Nicht für die Zukunft.
Erst als meine Muskeln nicht mehr konnten, ich von Regen und Schweiß klatschnass war und ich das Gefühl hatte, jeden Moment umzukippen, wurde ich langsamer und fiel schließlich in meinen gewohnt schnellen Gang. Jetzt fand ich auch die Zeit, mich umzublicken um verwundert zu bemerken, dass ich fast bis zum Hof gelaufen war. Dabei war das ein sehr, sehr weiter Weg. Es war sicher schon 21 oder gar 22 Uhr, aber auf dem Hof schien noch etwas los zu sein. Ich erinnerte mich dunkel daran, dass Nina etwas von einem Herrn gesagt hatte, der sich ein Pferd angucken wollte. Atemlos betrat ich den Hof und machte einen Abstecher ins Reiterstübchen. Ich musste dringend was trinken und dann rausfinden, wie viel Uhr es war, um den nächsten Bus zurück zu nehmen.
Als ich das Stübchen wieder verließ, begegnete ich Lucy, Sarah und Julia, die mich entgeistert anstarrten. „Was machst du denn hier?“ „Wer?“, fragte eine Stimme hinter mir und eine Sekunde später stand auch Nina neben mir, die mich nicht minder entgeistert anstarrte. Ich musste wirklich ein herrliches Bild abgeben: Gehetzter Blick, verheultes Gesicht, durchgeschwitzt, nass. Das ist eine längere Geschichte“, murmelte ich leise und wischte mir durch das Gesicht. Ich zitterte. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie kalt es durch die nasse Kleidung geworden war. Lucy reichte mir kommentarlos eine Fleecejacke, die ich dankbar gegen meine eigene, nasse Jacke tauschte. „Ein paar Minuten haben wir noch, der komische Typ wollte um halb 10 kommen“, stellte Sarah mit einem Blick auf die Uhr fest. Ich ergab mich meinem Schicksal und erzählte so kurz wie möglich, was passiert war. Irgendwie hatte ich ja auch Schuld.. Ein Knall kommt nicht von allein & ich hatte nicht gerade dazu beigetragen, den Knall zu verhindern... Während ich erzählte, knetete ich meine Finger und als ich geendet hatte und von meinen Fingern aufblickte, sah ich in 4 mitleidige Gesichter. Na super, das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Zum Glück verkniffen sich alle einen Kommentar. „Warum guckst du dir nicht mit den Typ an und dann fahre ich dich nach Hause?“, schlug Nina vor. „Das ist nett“, flüsterte ich. „Naja, so lustig das mit dem Typ auch werden kann, ich hab noch zu tun“, seufzte Sarah. „Ich würde auch gerne bleiben, aber ich war schon viel zu lange hier, ich muss nach Hause“ , murmelte Lucy und nach einer kurzen Verabschiedung, standen wir nur noch zu dritt da. „Jetzt heißt es warten“, murmelte Nina. „Ich glaube, lange müssen wir nicht mehr warten, da kommt er“, stellte Julia fest.
Tatsächlich fuhr ein Mercedes auf den Hof und parkte direkt vor uns, was Nina und Julia dazu veranlasste, sich mit hochgezogenen Brauen anzuschauen. „Na jetzt bin ich aber gespannt“ Da war sie definitiv nicht die einzige. Gespannt verfolgten 3 Augenpaare – meins eingeschlossen – wie die Fahrertür des Mercedes aufging und ein ungefähr 35 jähriger, hochaufgeschossener Mann auf uns zu kam, schleimig lächelte und Nina seine ausgestreckte Hand reichen. „Sie müssen Nina sein“ Er schüttelt euphorisch ihre Hand, reicht dann auch Julia seine perfekt gepflegte Pranke. Die beide Hofleiterinnen guckten etwas überrascht. „ich bin Herr Brenner, Paul Brenner. Wir hatten telefoniert“ Er ließ noch ein schleimiges Lächeln vom Stapel und ich stellte fest, dass ich ihn absolut nicht leiden konnte. Ich war immer recht schnell mit diesen Einschätzungen und lag in 99 % der Fälle auch richtig, weshalb sich Laura beim Verkaufen der Pferde meistens auf mein Urteil verlassen hatte. Zwar konnte ich nicht gut mit Menschen umgehen und sie generell auch nicht gut einschätzen, aber was Pferdeverstand betraf, war mein Blick sehr geschult.
„Na dann wollen wir Ihnen unser Prachtstück mal zeigen“, lächelte Julia, aber das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. „Das ist übrigens Judith“, ließ Nina beiläufig fallen, als sie neben Herr Brenner Richtung Stall ging. „Sie hat ihr Pferd hier bei uns stehen und bereitet unsere Jungpferde“ Herr Brenner warf mir einen besonders schleimigen Blick zu. „Bereiter, wie schön!“, er strahlte mich an. „In meinem alten Stall gab es auch ein paar Bereiter, aber die hatten eher so Star Klasse, wissen Sie, auch Pferde bis Klasse S in Dressur und Springen, tolle Pferde eben“ Ich lächelte säuerlich. Dieser Mann wurde mir immer unsympathischer. „Nun, bevor ich hier war, habe ich auf einem Gestüt in der Schweiz gearbeitet“, erklärte ich kühl. „Ich hatte dort eine Rappstute, Olympia, die bis S Dressur ging. Aber wissen Sie, mein Aufgabengebiet war dort eher, mit Pferden zu arbeiten, die durch auf den Sieg fixierte Menschen, die in einem Pferd nur die Klasse und nicht das Wesen sahen, kaputt gemacht wurden.“ Herr Brenner verstand wohl nicht, dass ich das auch auf ihn bezogen hatte, denn er lächelte freundlich wie eh und je, aber in seinen Augen sah ich sogar etwas wie.. Respekt? „Olympia?“, fragte er nach. „Ja, Olympia. Von Don't Worry und Never Mind“ Herr Brenners Auge zuckte. „War das nicht die Stute, der man eine erfolgreiche Karriere vorhergesagt hat`“, mischte Nina sich jetzt verwundert ein. „Die noch sehr jung aber sehr talentiert war, mit einem unbekannten aber sehr guten Reiter, der sich mit ihr einen Namen machen wollte? Die beiden sind mehrmals auf großen Turnieren gestartet, dann hatte Olympia eine Verletzung und die beiden waren weg vom Fenster“ „Ach, die Stute war das?“, fragte Herr Brenner erstaunt. „Ganz genau“, bestätigte ich leise. „Mit dem kleinen Unterschied, dass sie nicht verletzt, sondern sehr unzufrieden war und dadurch Verhaltensauffälligkeiten gezeigt hat, sie hat gebissen, getreten, wollte sich nicht reiten lassen, wollte von niemandem angefasst werden, all solche Späße. Sie war einfach völlig überfordert. Olympia ist eine äußert sensible Stute, man braucht Geduld, um ihr Vertrauen zu gewinnen und auch wenn sie unglaublich talentiert ist, hätte sie viel mehr Zeit für ihre Ausbildung gebraucht. Die wollte sich aber keiner nehmen und hat sich keiner genommen, denn man hat gesehen, dass Olympia Leistung bringen kann. Eine Saison hat die Stute im Spitzensport mitgemischt, danach war Schluss mit lustig. Und so ist sie bei uns gelandet und hat mittlerweile eine neue, einfühlsame Besitzerin, die es langsam mit der Hübschen angehen lässt und nur selten auf Turnieren aufkreuzt und auch immer nur aus Spaß an der Freude“ Ich fühlte, dass Julias Blick auf mir ruhte. Das war wohl einer die längsten Reden gewesen, die ich je gehalten hatte. „Deshalb legen wir ja auch so viel Wert darauf, dass unsere Pferde in gute Hände kommen“, ergänzte Nina meine Ausführungen. „Unser Kleiner hatte vor ihnen schon eine Besitzerin, die hat ihn aber wieder zurück gegeben, weil sie mit ihm kaum zurecht kam und eine andere, die krank wurde und keine Zeit mehr hatte“ Jetzt konnte Herr Brenner wieder lächeln. „Gehorsam ist nicht das Problem. Pferde lieben mich“ Ich verkniff mir ein verächtliches Schnauben. Zum Glück erreichten wir endlich die Box von Herr Brenners Auserwählten, sodass ich mir den Kommentar ebenso wie das Schnauben verkneifen konnte.
„Das ist unser Gentle Touch“, stellte Nina stolz. „Wow“, entfuhr es mir leise. Zum Glück hatte es nur Julia gehört, die mich angrinste. Herr Brenner musterte ihn wohlwollend. „Er ist wie weit mit seiner Ausbildung? Was genau machen sich bei ihm für Schwierigkeiten bemerkbar?“ Das interessierte mich allerdings auch. Gentle Touch war ein bildhübscher Dunkelfuchs, trotz seiner jungen Jahre schon gut bemuskelt, intelligente Augen. Ein richtiges Pferd zum verlieben. „Er wurde von seiner alten Besitzerin allmählich an die Longe gewöhnt, wie weit er da ist, können wir Ihnen nicht sagen, er ist erst seit knapp einer Woche wieder bei uns. Natürlich kann er das Fohlen Abc und ist alt genug, dass man auch mit Sattel, Trense und dem einreiten beginnen kann. Er lässt allerdings jetzt schon sehr deutlich durchblicken, dass er nichts von Anfängern oder Fortgeschrittenen hält, wer mit ihm arbeiten will, muss Profi sein, das hat er seiner ersten Besitzerin sehr deutlich gezeigt. Beim reiten wird er sicher genauso anspruchsvoll werden. Außerdem muss man aufpassen, denn wenn der Große erst einmal anfängt zu rennen, ist es schwer, ihn wieder zu stoppen“ Herr Brenner nickte nachdenklich mit dem Kopf. „Potenzial?“ „Wir vermuten, dass er es in der Dressur weit bringen wird, Grand Prix ist vielleicht drin, S aber sicher bei den Anlagen, Springen schätzen wir bis A oder L, im Freispringen zeigt er sich bis jetzt recht talentiert“ „Hört sich alles ganz gut an. 2000 sagten Sie? Ich denke, wir sind im Geschäft“ „Nicht so schnell“, bremste Julia. „Wir wollten natürlich sehen, was Sie können, wie gesagt, wie verkaufen ihn nicht einfach an den erstbesten. Wir haben uns das so vorgestellt, dass Sie auf einem unserer Pferde ein paar Runden in der Halle drehen und uns zeigen, was Sie reiterlich können und wenn wir denken, dass Sie zu unserem Geny passen, dann können Sie mit ihm noch eine kleine Stunde in der Halle einlegen.“ Ich schmunzelte über die clevere Methode. Sollte Herr Brenner ein Nichtskönner sein, dann würde das wenigstens nicht Geny zu spüren bekommen.
Herr Brenner hatte noch etwas auszusetzen und die drei diskutierten eine Weile. Ich dagegen sah mir Geny an, bewunderte seinen Stern und seine Schippe, die ihn noch hübscher machten, den frechen Blick. Ihm sah man das Temperament an. Ich war ganz versunken in den Anblick des Hengstes, bis Julia mir leicht gegen die Schulter tippte. „Wir wären soweit, willst du mit in die Halle?“ Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die drei nicht nur zu Ende diskutiert, sondern auch noch Montresol fertig gemacht hatten. „Ihr macht es ihm aber einfach“, beschwerte ich mich. „Nein, ganz und gar nicht. Montresol ist ein super Pferd, aber bei ihm muss man es verstehen, dass letzte aus einem Pferd herauszukitzeln. Wenn man ihn nicht anständig und einfühlsam reitet, dann passiert da wenig. Insofern ist Montresol eine gute Wahl. Uns tut es zwar ein bisschen Leid, ihn schon wieder aus der Box zu holen, aber ihm macht das wenig“
So kam es, dass wir wenige Minuten später zu dritt auf der Tribüne saßen und Herr Brenner zu sahen. Ich verzog abfällig über seine maßgeschneiderten Stiefel und seine weiße Reithose das Gesicht, während Julia und Nina schon leise flüsterten über das, was sie da geboten kriegten. Es war offensichtlich, dass Herr Brenner guten Unterricht genossen hatte, sein Sitz war perfekt, seine Zügelhaltung korrekt. „Sieht so aus, als könnte er zumindest reiten“, murmelte ich leise. „Warten wir mal ab“, flüsterte Julia zurück. Herr Brenner ritt Montresol nach allen Regeln der Kunst warm, bemühte sich um eine Verbindung mit dem Hengst, ritt viele gebogene Linien, Handwechsel und wollte anscheinend, dass Montresol sich schön stellte und bog. „Er treibt zu wenig“, stellte ich fest, von den beiden Hofleiterinnen kam nur ein Nicken. Herr Brenner saß zwar schön locker wie ein alter Meister im Sattel, setzte auch Schenkel, Kreuz und Gerte ein, aber die letzten drei Sachen einfach nicht genug. Als Herr Brenner in den Trab wechselte, war Monty im Schritt noch keinesfalls als gelöst zu betrachten und das Drama zog sich weiter durch den Trab. Zwar fuhr der Herr weiter mit seinem Warmreitprogramm fort, zeigte dabei aber keine Bereitschaft, auf Monty einzugehen. So kam es, dass nach einer kurzen Galoppphase für Herr Brenner das lösen und Warmreiten wirklich beendet war, Monty aber noch nicht das Bild eines gelockerten Pferdes zeigte. Und so unglaublich schwer war Montresol nun auch wieder nicht zu reiten. Julia warf ihr Gesicht sorgenvoll in Falten, als Herr Brenner nun mit Dressurlektionen begann. Montresols Hinterhand war nicht aktiv genug, er reagierte nicht fein genug auf Paraden, er war nicht motiviert genug und dementsprechend klappte es auch. Seitengänge gingen schief, einfacher Galoppwechsel sowieso, von Mitteltrab und Mittelgalopp ganz zu schweigen, der fliegende Galoppwechsel war nur noch zum davon laufen. Herr Brenner wurde immer wütender, immer grober, bis Nina es nicht mehr aushielt und Herr Brenner zum Trockenreiten aufforderte.
Der Entschluss stand fest: Herr Brenner würde Geny nicht bekommen. „Er reitet gut, aber er hatte perfekt trainierte Pferde unterm Sattel, die auf Knopfdruck funktioniert haben und wenn er die nicht geritten ist, dann auf bockigen Pferden, deren Widerstand er leicht brechen konnte“, stellte ich ungerührt fest und sah zu Herr Brenner, der sich gerade durch die mit Gel an den Kopf geklatschten Haare strich. Nina und Julia sahen mich nur erstaunt an. „Wahrscheinlich hast du Recht“ stimmte Julia zu. „Wenigstens damit kenne ich mich aus“, grinste ich. „Wir hatten dauernd potenzielle Käufer auf dem Hof.
*** 20 Minuten später waren wir Herr Brenner losgeworden, der sich natürlich beschwert hatte, Montresol stand wieder sauber und zufrieden in seiner Box und Julia, Nina und ich saßen mit Sarah im Reiterstübchen, wärmten uns die kalten Finger an Tee auf und erzählten Sarah von Herr Brenner. Beziehungsweise Nina und Julia redeten, ich schwieg dazu, dachte an Gentle Touch. „Mir tut es nur so Leid um Geny“, seufzte Nina. „Er ist ein tolles Pferdchen, nur ein bisschen schwierig. Ich hoffe, wir finden bald einen Käufer für ihn, der auch mit ihm klar kommt“ „Sonst nehmen wir ihn für die Zucht.“, murmelte Julia. „Auch wenn ich ihm einen lieben Menschen total gönnen würde. Naja, wir müssen erst einmal sehen, wer ihn weiter trainieren kann, vielleicht verkauft sich ein eingerittenes Pferd besser. Und dann gucken wir mal, wer sich so meldet, um ihn zu kaufen“
„Ich!“, platzte ich heraus. Erstaunte Blicke von drei Seiten. „Du magst ihn bereiten? Finde ich eine gute Idee, du kommst sicher mit ihm klar“ Julia lächelte. „Nein“, flüsterte ich. „Was nein?“, fragte Julia irritiert. „Ich will ihn nicht bereiten, also nicht wirklich“ Verlegen zupfte ich einen losen Faden aus Lucys Jacke und machte mir am Rande gedanklich eine Notiz, dass ich Lucy diese noch zurück geben musste. Noch mehr erstaunte Blicke. Ich holte tief Luft. Ich wusste, dass es verrückt war. Ich hatte mit Romance genug zu tun, er war schwierig genug, ich brauchte kein neues Pferd, kein neues Sorgenkind. Mein Verstand schrie lauter Nein, als ich es je gekonnt hätte. Doch Geny faszinierte mich, er war hübsch, er war talentiert und es war eine Herausforderung, mit ihm zu arbeiten. Und manchmal muss man etwas wagen. Man kann nicht immer nur auf Nummer sicher gehen, sich verstecken. Manchmal muss man auf sein Herz hören. „Ich will ihn kaufen“
Was darauf folgte, kann man sich sicher denken. Erstaunen, Freude, tausend Nachfragen, ob ich mir sicher war, eine genauere Auseinandersetzung mit dem Charakter von Geny. „Ja, ich bin mir sicher. Ich habe mir das auch gut überlegt. Er ist ja noch nicht lange wieder hier, wenn ich das richtig verstanden habe, dann kam er als Fohlen schon hier weg, von einer Besitzerin dann direkt zur nächsten und ist jetzt erst wieder eine Woche hier?“ Julia nickte. „Ich gebe ihm erst einmal viel Zeit zum eingewöhnen, 2 – 3 Wochen. Er soll sich hier ganz wohl fühlen, kann auch ruhig immer auf die Weide, aber wenn ich das richtig verstanden habe am Besten mit Beinschutz. Und wenn er sich wirklich, wirklich eingelebt hat, fange ich an, mich mit ihm vertraut zu machen, ihn zu trainieren“ „Hört sich gut an“, musste Nina zugeben. „Also gut, dass du reiten kannst und mit Problempferden klar kommst, wissen wir. Natürlich werden wir euch auch in der Anfangszeit etwas beobachten und du hast die Möglichkeit, ihn innerhalb von 2 Wochen zurück zu geben, wenn es nicht klappt mit euch beiden. Natürlich fangen die Wochen erst dann an, wenn du auch anfängst, mit ihm zu arbeiten“ Ich nickte dazu nur stumm, immer noch etwas fassungslos von meinem Entschluss. Nina eilte ins Büro, machte einen Vertrag fertig und keine 5 Minuten später war ich stolze Besitzerin des Hengstes Gentle Touch.
Ich war froh, dass Nina mich anschließend ohne weitere Kommentare und Zwischenfälle nach Hause fuhr. Es war halb 12, ich war müde und freute mich auf eine gemütliche Stunde auf der Couch. Dort sank ich auch sofort hin, als ich in der Wg angekommen war, nahm mir das Buch „Unversehrt“ zur Hand und fing an zu lesen.
****** Es klingelte. Verwirrt rappelte ich mich vom Sofa hoch und warf einen Blick auf die Uhr: Es war kurz vor Zwölf, wer kam um diese Zeit denn noch vorbei? Davi schlief heute auswärts, wo wusste ich selber nicht genau, und außerdem hatte sie einen Schlüssel. Etwas unschlüssig blieb ich vor der Tür stehen. „Wer ist da?“, rief ich leise. „Ich bins... Leisha“ Mir stockte der Atem. Leisha? Hier? Um die Zeit? Nach dem Gespräch heute Mittag? Ich fuhr mir durch die Haare, aber zu retten war da auf die Schnelle nichts mehr. Etwas verlegen öffnete ich die Tür. Leisha sah ziemlich aufgewühlt auf, ihr Haar hing strähnig runter, ihre Jacke war offen, dabei war es ziemlich kühl geworden und sie starrte mich mit dem eigentümlichen Eindruck von heute Mittag an. Doch auch wenn er dieses Mal länger blieb, gelang mir eine Deutung nicht. „Darf ich reinkommen?“, fragte Leisha leise. „Klar“, murmelte ich und trat einen Schritt zur Seite, „Willst du was trinken?“ „Ein Tee wäre super, aber ich nehme auch Saft“ Pflichtschuldig nahm ich Leisha ihre Jacke ab, zeigte ihr, wo sie ihre Schuhe hinstellen konnte und verschwand dann in die Küche. „Setz dich ruhig ins Wohnzimmer. Ich schmeiße nur eben den Wasserkocher an, dauert nicht lange“ Leisha brummelte eine Zustimmung. Ich hörte, wie sie es sich auf dem Sofa bequem machte. „Was für ein Tee darf es sein?“, fragte ich ins Wohnzimmer, als das Wasser kochte. „Pfefferminze wäre super“ Also schnappte ich mir zwei Tassen, zwei Teebeutel, den Zuckerstreuer, einen Unterteller und zwei Löffel, kippte das kochend heiße Wasser in die beiden Tassen, schmückte diese mit Teebeuteln und Löffeln und trug dann Zucker, Unterteller und Tassen zu Leisha ins Wohnzimmer.
Wir saßen lange schweigend nebeneinander, so kam es mir jedenfalls vor. Leisha hatte die Hände um die Teetasse geschlossen, nippte vorsichtig dran. Lächelnd stellte ich fest, dass sie ihren Tee auch ohne Zucker trank. Trotz des warmen Getränks schien Leisha noch zu frieren, weshalb ich meine Kuscheldecke aus der Sofaecke zog und Leisha um die Schultern hängte. „Danke“, murmelte diese leise und wir schwiegen weiter.
Schließlich holte Leisha tief Luft, stellte die Teetasse auf dem Tisch ab und spielte mit einem Deckenzipfel. „Du fragst dich sicher, warum ich hier bin?!“ Ich nickte nur. „Judith, was heute Mittag passiert ist, unser Gespräch... Pass auf, das gibt es etwas, was ich dir verschwiegen habe“ Sie knete den Deckenzipfel zwischen den Fingern. „Ich habe es versucht, ich habe es wirklich versucht, wieder und wieder. Judith, ich bin eine schlechte Partnerin. Mit mir ist es ein ständiges auf und ab, weil ich schreckliche Bindungsängste habe. Ich bin einmal ganz fies betrogen und sitzen gelassen worden, von meiner ersten großen Liebe. Das habe ich nie ganz überwunden. Ich sage dir das nur, weil ich ganz offen mit dir sein will: Ich habe mich in dich verliebt. So, wie vorher noch nie in meinem Leben. Aber ich habe Angst. Ich will dich nicht verletzen. Du bist zu schade dafür, zu schade für mich!“ Leisha brach ab und starrte nur stumm auf den Boden. „Kennst du das Lied auf the L word, Staffel 3, episode 9? Bette ruft bei Tina an, die klassische „I want my life back“ Szene, kurz danach kommt Dana ins Krankenhaus“ „Bleeding Rivers“, murmelte ich. Leishas Geständnis hatte ich mich mehr geschockt als mein Kauf von Gentle Touch. „No matter how hard I try, I can't seem to win this fight...“ Zu meiner Bestürzung sah ich, dass Leisha bei diesem Satz Tränen über die Wangen rollten. „Es ist wirklich so. Ich bin ein Wrack Judith. Ich verletzte Menschen, Menschen verletzen mich. Ich und eine Beziehung, das ging schon lange nicht mehr gut. Und du bist schon so oft verletzt worden. Ich will nicht die nächste sein...“ Sie schluchzte. „Glaubst du, dass verletzt mich nicht, wenn ich weiß, dass du mich liebst, dass ich dich liebe und wir trotzdem nicht zusammen sind? Leisha, ich bin froh, dass du so ehrlich zu mir warst. Ich sage dir mal was: Ich habe heute ein Pferd gekauft. Weil mir mein Herz dazu geraten hat, nicht mein Verstand. Manchmal muss man sich Dinge trauen. Sich aus der Sicherheit herauswagen, was neues probieren. Leben. Wenn man nur das tut, wo man keine Rückschläge bei erleben kann, dann lebt man nicht, dann ist man so gut wie tot. Leben ist keine Sicherheit, Leisha. Das Leben ist ein einziges Risiko. Ich habe mir schon oft bei Pferden gedacht, dass ich es nicht schaffe und ich habe es doch geschafft. Weil ich gekämpft habe!“
Leisha sah mich wieder so an. Und endlich, endlich konnte ich den Blick deuten: Liebe. Verlangen. Angst. „Du meinst, wir sollen es versuchen?“ „Ja“, erwiderte ich fest. Leisha biss sich auf die Lippe. „Ich hab Angst“, flüsterte sie. „Ich auch“, murmelte ich. Einen Moment lang starrten wir uns an, dann legte ich meine Hände auf ihre Schultern, zog sie etwas näher zu mir heran. Wir sahen uns tief in die Augen, ich drohte zu versinken. Und dann küssten wir uns. In diesem Kuss lag alles. Verzweiflung, Angst, Verlangen, Hoffnung, Glück. Wir klammerten uns an den Kuss wie ein Ertrinkender an einem Baumstamm. Leishas Tränen mischten sich zwischen unsere Lippen, verliehen dem Kuss einen salzigen Beigeschmack. Ich hätte Leisha ewig so weiter küssen können. Langsam wurde unser Kuss sanfter, Leisha löste sich von mir, sah mich kurz liebevoll an, um mich dann erneut zu küssen, ganz sanft und behutsam. Dabei streichelte sie vorsichtig mein Gesicht. Ich dachte an all das, was ich heute erreicht hatte, mit Bad Romance, dass ich Gentle Touch gekauft hatte, mit Montresol einen tollen Ausritt gehabt hatte, jetzt auch noch Leisha. Ja, es hatte auch Rückschläge gegeben, wie den Streit mit meiner Mutter, aber das gehörte dazu. Seit Saskia gestorben war, fühlte ich mich das erste Mal wieder geborgen. Wieder am Leben.Ich war angekommen, ich war endlich angekommen.