So hier mein erster Beri auf dem neuen Account :)
Soll ich die einfach hier rein posten in Zukunft?
Schicksal und Aufgabe gabs nicht :)
Bin nicht so richtig zufrieden, freu mich deshalb über Anmerkungen :)
Viel Spaß beim Lesen :)
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Liebes Tagebuch,
heute beginnt mein neues Leben.
Ich weiß nicht, was es mir bringen wird und ob ich glücklich werde, aber alles ist besser als die Vergangenheit.
Ich muss nach vorne blicken und das Alte hinter mir lassen.
Ich muss Abstand von den Problemen meiner Familie gewinnen und mein eigenes Ding machen.
Soweit zumindest der Plan...
Ich blickte aus dem Busfenster und betrachtete die Landschaft von Hoflingen die langsam an mir vorbeizog.
Hier also würde mein neues Zuhause sein.
Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten würde, aber ich wusste auch nicht nach was ich eigentlich suchte.
Also hielt ich mich an die Fakten: Ich wollte mein altes Leben und meine Familie hinter mir lassen und würde hier einen Neuanfang in einer WG mit einer weiteren Mitbewohnerin wagen.
Außerdem konnte ich endlich meinen Traum vom eigenen Pferd wahr werden lassen.
Warum hatte ich bisher eigentlich alles so pessimistisch gesehen?
Theoretisch klang das alles doch ganz gut! Theoretisch…
Wenn da nicht noch meine Familie wäre.
Nun war allerdings keine Zeit mehr sich Gedanken zu machen, da der Bus an der Haltestelle stehen geblieben war, an der ich aussteigen musste.
Ich packte meine große Reisetasche und machte mich auf den Weg zu meinem neuen Zuhause.
Mehr hatte ich nicht mitgenommen, außer einer Kiste mit wichtigen Gegenständen, die allerdings hauptsächlich aus Büchern bestanden und schon in der WG auf mich warteten.
In meiner Tasche befanden sich meine Lieblingsklamotten, Sachen für das Bad, ein Handy, mein Geldbeutel und wichtige Unterlagen für das Haus und die Box meines zukünftigen eigenen Pferdes.
Wie gesagt, ich wollte nochmal komplett von Null anfangen.
Schon bald war ich in der richtigen Straße angekommen, da Hoflingen nun wirklich kein großer Ort war.
Ich suchte die Häuser nach der Nummer 9 ab und gelangte schließlich zu einem dreistöckigen Haus mit tannennadelgrünem Anstrich und dunklem Dach.
Von außen machte es einen recht gemütlichen Eindruck und war mir sehr sympathisch.
Doch als ich durch das braune Gartentor trat und die Treppenstufen zur Haustür nahm, spürte ich doch ein leicht beklemmendes Gefühl.
Egal!
Ich hatte das doch alles so gewollt!
Also klopfte ich.
Mein Mund wurde trocken, meine Glieder fühlten sich an wie Blei und am liebsten hätte ich doch auf dem Absatz kehrt gemacht.
War ich denn überhaupt schon bereit für dieses Leben? Doch bevor mein Fluchtdrang siegen konnte, wurde die Tür geöffnet.
„Hallo! Ich bin Jessica und du musst Annabella sein, richtig? Herzlich Willkommen daheim!“, begrüßte mich eine junge Frau.
Sie war einen guten Kopf größer als ich, was zum einen daran lag, dass ich gerademal 1,60 m war, aber auch daran, dass sie ziemlich groß war.
Außerdem hatte sie eine schlanke und sportliche Figur.
Ihre Haare waren braun und hatten einen leicht rötlichen Schimmer, wenn die Sonne darauf schien, was ihre blauen Augen besonders zur Geltung kommen ließ.
„ Hallo! Ja, das ist richtig!“, beeilte ich mich zu sagen.
„ Na dann komm doch rein!“, schlug Jessica vor.
Mir fiel auf, dass sie nervös auf ihrer Lippe kaute, vermutlich war sie genauso unsicher wie ich und diese Erkenntnis verschaffte mir etwas Selbstsicherheit.
„ Danke“, antwortete ich mit einem Lächeln und betrat das Haus.
Der Flur war großzügig geschnitten und weiß gestrichen.
Auf dem Weg zu meinem Zimmer zeigte Jessica auf verschiedene Türen und nannte mir die Namen der Zimmer doch ich konnte sie mir nicht alle merken.
Später würde ich noch Zeit haben alles zu erkunden, aber jetzt wollte ich erstmal in mein Zimmer und meine Sachen abstellen.
„ Also hier wären wir an deinem Zimmer. Ich würde vorschlagen du kommst erstmal an.
Ich wohne gleich nebenan, mein Bad ist gegenüber von mir und dein Bad ist gegenüber von deinem Zimmer. Ansonsten gehören uns alle anderen Räume zusammen.
Soweit klar? Sieh dich später ruhig um! Ich muss jetzt leider in den Stall fahren, weil der Hufschmied zu uns kommt, aber wenn du was brauchst, kannst du mich gern anrufen.
Meine Handynummer hast du ja“, erklärte sie und verabschiedete sich dann: „ Bis heute Abend!“
Nun war ich allein in meinem neuen Zuhause.
Es war ein komisches, aber auch schönes Gefühl.
Ich atmete tief durch und betrat meinen Bereich.
Das Zimmer gefiel mir auf Anhieb sehr gut.
Die jeweils gegenüberliegenden Wände waren entweder weiß oder in einem wohnlichen und zum Glück überhaupt nicht verkitschten Lila gestrichen.
Es gab einen Kleiderschrank, einen Fernsehschrank mit Musikanlage, und ein großes Bett.
An der nebenliegenden Wand hing eine Lichterkette, die den Raum noch wohnlicher machte.
Als Bücherregal waren ein paar Bretter an die Wand geschraubt worden und es gab auch einen Schreibtisch auf den ich einen Computer stellen konnte.
Ich fühlte mich von Anfang an wohl.
Da ich nicht viel außer ein paar Klamotten und meinen Büchern oder wenigen persönlichen Gegenständen wie Fotoalben mitgenommen hatte, war auch das Einräumen schnell erledigt.
Also beschloss ich den Rest des Hauses zu erkunden.
Im obersten Stockwerk gab es ein weiteres Zimmer für einen Mitbewohner, in dem momentan aber niemand lebte und einen Raum, der bis an die Decke mit Gegenständen vollgestopft war.
Später würde ich Jessica fragen, ob das Gerümpel ihr gehörte.
Im Erdgeschoss waren das Wohnzimmer mit anschließendem Esszimmer und schließlich die Küche.
Dort blieb ich dann auch, um mir einen heißen Kakao zu machen.
Das war mein Lieblingsgetränk und erinnerte mich stets an daheim, weshalb ich meinem Vater eine SMS sendete, dass ich gut angekommen war.
Ich wusste nicht ob er sie lesen würde, aber es beruhigte mein Gewissen.
Bald würde Jessica wieder vom Stall zurück sein, aber ich nutzte noch die Zeit vor dem Essen, um zu duschen.
Ich öffnete die Badezimmertür und trat ein.
Das Bad war wirklich in Ordnung. Es gab genügend Platz für Kosmetikartikel, ein großes Waschbecken, eine Toilette und eine Badewanne, die man auch als Dusche nutzen konnte.
Ich trat an das Waschbecken und blickte in den Spiegel.
Es waren anstrengende Tage gewesen, weshalb ich dunkle Schatten unter den Augen hatte.
Na gut, anstrengende Jahre traf es besser.
Kritisch betrachtete ich mein Gesicht.
Ich hatte hüftlanges blondes Haar, das stets aussah als wäre es gekreppt worden, dunkelbraune, große Augen und eine Stupsnase.
Außerdem hatte ich volle Lippen, auf die manche vielleicht stolz gewesen wären, doch mich erinnerten sie zu sehr an meine Versagerin von Mutter.
Ich musste endlich lernen die Vergangenheit hinter mir zu lassen.
Also zog ich mich aus und schlüpfte unter die Dusche.
Es war als würde das warme Wasser eine Schicht meiner Vergangenheit von mir abwaschen.
Auch wenn noch nicht alles verschwunden war, fühlte ich mich dennoch besser.
Ich stieg aus der Dusche und föhnte meine Haare, sodass sie nun etwas an die Mähne eines Löwen erinnerten.
Dann zog ich ein schwarzes Top zu einer engen, hellblauen Röhrenjeans an, die sich perfekt an meine Beine anschmiegte.
Als Make-Up trug ich meine standardmäßige, schwarze Wimperntusche auf und benutzte noch etwas dunklen Kajal.
Ich war gerade rechtzeitig fertig geworden, da ich hörte wie Jessica nach Hause kam.
„ Hallo!“, rief ich und kam nach unten.
„Hey!“, begrüßte mich Jessica. „ Hat doch ein wenig länger gedauert, als ich dachte, da der Hufschmied sich verspätet hat. Deshalb hab ich mal Pizza mitgebracht! Ich hoffe du magst Margaritha?“
„ Das ist ja toll! Ich liebe Pizza! Vielen Dank! Und Margaritha ist auch perfekt, da ich Vegetarierin bin“, antwortete ich erfreut.
Wir deckten gemeinsam den Tisch und redeten über ein paar Kleinigkeiten.
Wir gaben aber beide noch nichts zu persönliches von uns Preis.
Nicht weil wir uns nicht mögen würden, sondern einfach nur aus dem Grund, weil wir uns erst kennenlernen mussten.
Trotzdem erfuhr ich, dass das Gerümpel im obersten Stockwerk nicht Jessica gehörte, sondern noch von den Vormietern war.
Bisher hatte sie jedoch keine Lust und Zeit gehabt die Sachen zu verkaufen.
Die Pizza schmeckte fantastisch und es wurde noch ein schöner Abend.
Am nächsten Morgen erwachte ich schon, bevor der Wecker mich aus meiner Traumwelt reißen konnte.
Vielleicht lag es daran, dass heut ausnahmsweise die Realität besser war, als zu träumen.
Denn heute war der Tag an dem mein erstes eigenes Pferd auf den Hof kommen würde.
Es war mir wichtig gewesen, mir bei meinem Neuanfang diesen großen Wunsch zu erfüllen.
Das Pferd, das ich mir ausgesucht hatte, war das dritte gewesen, dass ich mir angeschaut hatte.
Es war ein Apfelschimmel namens Mister Right, der direkt vom Züchter kam, aber nun wegen der Auflösung des Betriebes verkauft werden musste.
Er machte seinem Namen alle Ehre und war sehr verschmust gewesen.
Als er dann auch noch sehr schön zu reiten war, war mir klar gewesen: Der oder keiner!
Also zog ich meine schwarz, grau karierte Reithose an und schlüpfte in meinen roten Pullover, damit ich in den Stall fahren konnte, um endlich mein Pferd zu bekommen.
Als ich den Stall erreicht hatte, begrüßte mich schon Nina, die Stallbesitzerin, freundlich und beschloss mit mir auf den Transporter zu warten.
Sie hatte genauso lange Haare wie ich mit dem Unterschied, dass ihre dunkelbraun waren und sie war sieben Jahre älter als ich.
Trotzdem verstanden wir uns gut. Ich war sehr froh über ihre Hilfe, denn das war nicht selbstverständlich.
Fünf Minuten später kam ein roter Pferdehänger auf den Hof gerollt.
Der Fahrer parkte so, dass man das Pferd gut ausladen konnte, stieg aus und sah sich suchend um.
Nina und ich gingen auf ihn zu.
„ Hallo“, begrüßte sie ihn. „ Ich bin Nina, die Hofbesitzerin und das ist Annabella, sie hat Mister Right gekauft.“
Den Mann, einen Stallburschen der Verkäufer, schätzte ich auf circa 50, außerdem war groß und kräftig.
Er war froh uns gefunden zu haben und plante mit uns gemeinsam das Abladen.
Mit Herzklopfen schlüpfte ich vorne in den Hänger und kroch in das Abteil zu meinem Pferd.
Als ich endlich bei dem Schimmel war und ihn begrüßen konnte, durchströmte mich ein sehr glückliches Gefühl.
Nun war es so weit, ich hatte mein eigenes Pferd! Ich ließ ihn meine Hand beschnuppern und gab ihm ein Leckerli, das er sofort annahm und genüsslich darauf herumkaute.
Dann befestigte ich den Strick am Halfter und gab Nina und dem Stallburschen das Signal, die Hängerklappe zu öffnen.
Mister folgte mir brav nach draußen und stakste in seinen Transportgamaschen zum Putzplatz.
Dort musste ich ihn leider kurz allein lassen, um noch den Fahrer zu verabschieden.
„ Ich wünsche Ihnen im Namen des ganzen Stalls eine schöne Zeit mit Mister Right! Er ist wirklich ein tolles Pferd!“, meinte der Mann, streichelte den Schimmel ein letztes Mal und fuhr vom Hof.
„ Ich glaube, ich lasse euch beiden erstmal Zeit zum Ankommen. Wenn du was brauchst, ich bin im Büro!“, verabschiedete sich nun auch Nina.
Jetzt war ich allein mit meinem ersten eigenen Pferd.
Obwohl ich Mister nur am Strick hielt, fühlte es sich an, als wäre mir eine große Ehre zugekommen.
Sorgfältig machte ich ihm die lästigen Transportgamaschen ab und führte ihn zu seiner Paddockbox.
Neugierig folgte er mir mit gespitzten Ohren und begrüßte die anderen Pferde mit einem Brummeln.
Als wir an seiner Box angekommen waren, ließ ich ihn erstmal alles von außen beschnuppern, dann stellte ich mich in die Box und wartete, bis er eintreten wollte.
Ich nahm Mister das abgenutzte Transporthalfter der Vorbesitzer ab und kraulte seine Stirn.
„ Willkommen daheim, Süßer!“, flüsterte ich ihm zu, aber dann ließ ich ihn ein wenig in Ruhe, auch wenn es mir schwer fiel.
Jetzt hatte er endlich Zeit, um im neuen Stall anzukommen und seine Boxennachbarn zu beschnuppern.
Da sie sich relativ gut zu verstehen schienen, beschloss ich, dem hofeigenen Reitladen einen kleinen oder wahrscheinlich doch größeren Besuch abzustatten.
Von Nina wusste ich, dass er, auch wenn er ziemlich klein war, doch eine gute Auswahl an Dingen für die Grundausstattung hatte, die ich nun dringend brauchte, da sich bis jetzt kein guter Zeitpunkt für die Einkäufe ergeben hatte.
Gespannt betrat ich das Geschäft und wurde nicht enttäuscht.
Bis an die Decke stapelten sich Decken und Halfter, Bandagen und Bürsten waren in verschiedenen Regalen ausgestellt und es gab sogar einen Teil, der der Sattlerei gehörte, in dem Trensen und Sättel mit Anpassung angeboten wurden.
Es war einfach perfekt!
Die Verkäuferin empfing mich mit einem freundlichen Lächeln: „Guten Tag! Kann ich Ihnen helfen?“
„ Hallo! Nein, danke, aber ich würde mich gern erstmal umsehen“, antwortete ich und begann den Laden zu durchstöbern.
Ich hatte mir extra eine Liste geschrieben, um nichts zu vergessen, aber auch nicht zu viel einzukaufen.
Denn diese Gefahr bestand bestimmt!
Als erstes ging ich zu den Putzsachen und entschied mich für ein schwarzes und schick aussehendes Modell eines Putzkoffers.
Des Weiteren kaufte ich eine Winterdecke in blau mit rotem Rand, ein passendes Halfter, Longierzubehör und eine Trense, die weiß unterlegt war.
Als ich alles beisammen hatte ging ich zur Kasse.
Der Preis war sogar noch überschaubar und es gab noch eine kostenlose Tüte Leckerlies dazu.
Zufrieden verließ ich den Laden und beschloss wieder zu meinem Pferd zu gehen.
Heute würden wir das erste Mal gemeinsam den Hof erkunden.
Ich zog Mister sein neues Halfter an und ging mit ihm nach draußen.
Zuerst spazierten wir an den verschiedenen Ställen vorbei, dann gingen wir in Richtung der Trainingsmöglichkeiten.
Mister fand das alles fruchtbar interessant, war aber brav und lief ruhig neben mir her.
Der Hof hatte unzählig viele Trainingsmöglichkeiten.
Es gab eine kleine Longierhalle, eine große Reithalle, einen Springplatz, einen Dressurplatz, eine Führanlage, aber auch eine Rennbahn und sogar ein Pferdeschwimmbad.
In so einem tollen Stall war ich noch nie gewesen!
Nach einer guten halben Stunde hatten wir alles besichtigt und ich merkte, dass ich ziemlich müde war.
Deshalb brachte ich Mister in seine Box und gab ihm noch einen Abschiedskuss.
Es war ein schöner, aber anstrengender Tag gewesen.
Sollte es mir tatsächlich vergönnt sein glücklich zu werden?
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LG :)