Ich habe es geschafft! Mein Dezemberberi ist da. Das Ende ist Schei** ich weiß. Aber ich wollte ihn unbedingt fertig bekommen und jetzt werde ich höchstwahrscheinlich ins Bett fallen und einschlafen. :D Er hat sechs Seiten ins Arial 12 (Das einzige worauf ich an ihm stolz bin)
Hier:
Als ich aufwachte fiel mein erster Blick auf den Kalender. Es war der 23. Dezember. Morgen war Heiligabend! Vielleicht gab es sogar einen besonderen Weihnachtsritt oder so? Oder gar eine Feier? Heute gab es sogar zwei Sachen zum Feiern. Es war Morgen Weihnachten und schon gestern hatte es angefangen zu schneien. Und heute bekam ich mein drittes Pferd! Mein Branda-Baby kam zu mir! Ich warf einen Blick auf mein Handy. Eine SMS von Nina.
Könntest du nach dem Reiten den Hof weihnachtlich schmücken? Du kannst selber Schmuck mitbringen aber Sarah hat auch welchen besorgt.
Natürlich wollte ich das machen! Ich liebte es zu schmücken und zu dekorieren. Was kam da näher als das große Gelände der Tsubasa-Stables zu schmücken und schön zu machen. Ich schrieb sofort eine begeisterte Antwort. Nicht das noch jemand anderes den Auftrag bekam. Ich stand auf und zog mir gleich meine Reitsachen an. „Cleo Maus!“, rief ich durchs Haus und bekam ein Bellen zur Antwort. Ich ging die Treppe runter wo mein Hund schon vor dem Schrank wo immer das Futter drin war saß. „Na du“, ich grinste und holte den Riesenkarton Hundefutter aus dem Schrank. Mein kleiner Hund sah mich erwartungsvoll an. Ich schüttete das Futter in die Schüssel und stellte es meinem Baby hin. Sie streckte ihre Nase rein und fraß. Ich spürte mal wieder unheimlich Zuneigung zu ihr. Mein eigener, kleiner Hund. Ich war für sie eigentlich noch mehr verantwortlich als für meine Pferde. Einfach weil ich sie nicht einfach den Pferdepflegern überlassen konnte.
Jetzt musste ich aber mal aus dem Fenster schauen um zu sehen wie viel Schnee schon lag. Oh man das war ja traumhaft! Es war richtig tiefer, lockerer Schnee, wahrscheinlich ohne Eis drunter. Ich jubelte fast schon los. Heute würde es einen richtig langen und ausgiebigen Schneeausritt mit Fuego geben. Nina oder Julia hatten bestimmt irgendwo Stollen. Also konnte man sicher einen langen, besser gesagt sehr, sehr langen Ausritt unternehmen. Schnell schüttete ich Milch und Cornflakes in eine Schüssel und nahm mir einen Löffel. Grinsend tauchte ich ihn ein und fing an zu essen. Es schmeckte wie… ja wie Cornflakes eben. Zum Glück war ich bald fertig. Ich schmiss nur schnell die Schüssel ins Waschbecken und nahm Cleo an die Leine. Draußen empfing mich weißer, sehr weißer Schnee. Cleo sank fast ein. Grinsend nahm ich sie hoch, damit wir noch irgendwann in den Stall kamen.
Ich kam gleich an der Stutenkoppel vorbei. Lucy lehnte am Zaun und verfolgte ein bestimmtes Pferd mit den Augen. Princess, ihr Fell war noch heller als der Schnee und ihre klugen, dunklen Augen sahen einfach wunderschön aus. Die lange Mähne flog hinter ihr, während sie durch den tiefen Schnee jagte.
„Ist sie nicht einfach schön?“, flüsterte ich, als ich mich neben Lucy gestellt hatte.
Die nickte versonnen. „Ein Traumpferd… ich habe ja ihren Sohn gekauft…“
Erstaunt sah ich sie an. „Ernsthaft? Und wie ist er so?“
„Ganz lieb. Ich hätte so gerne noch Princess dazu, aber mir fehlt das Geld.“
„Bei mir ist es genauso, ich habe ja gerade erst Branda gekauft…“
„Wieso kauft ihr sie nicht zusammen?“ Wir wurden von Catrice unterbrochen.
Lucy zuckte zusammen. „Catrice! Ich habe gar nicht gemerkt das du gekommen bist…“
„Na, darin bin ich eben Spezialistin. Aber ehrlich, wenn euch beiden das Geld fehlt, sie kann sicher auch zwei Besitzer verkraften, denkt drüber nach.“ Catrice drehte um und ging zur Hengstkoppel um ihren Sota zu holen.“
Nachdenklich sahen Lucy und ich uns an. „Wieso eigentlich nicht?“, sagten wir gleichzeitig und mussten lachen.
„Übrigens, jetzt bin ich mit Caprice vollkommen fertig wie du weißt. Probier doch heute mal aus wie es so läuft, mit euch beiden alleine.“ Begeistert nickte ich und wir hatten das Thema Princess schon wieder vergessen…
Als Lucy verschwunden war um ihre Pferde zu holen ging ich weiter zur Wallachkoppel. Caprice sah Cleo und kam sofort auf uns zugetrabt. „Na Süßer“, flüsterte ich und kraulte ihn an der Stirn. „Du bist heute gegen Abend dran, vorher kann ich nicht.“ Er spielte noch ein wenig mit Cleo und ging dann wieder zu seinen Kumpels. Die Hengstkoppel war besonders schneeig Fuego wälzte sich gerade im Schnee. Ich wollte ihn nicht stören und ging weiter. Vorne hielt gerade ein Hänger…
Man war die Fahrt wacklig. Ich wäre zweimal fast umgekippt. So was doofes, aber was tut man nicht alles um zu seinem Besitzer zu kommen. Ich bin richtig nervös. Das ist eigentlich nicht normal… Aber wer weiß wie die anderen Pferde sind? Was wenn das so alte Angeber sind die immer alle besser wissen und so. Na ja, zumindest bin ich jetzt da und muss nicht mehr im Hänger stehen. Lucy hat mich vorhin richtig reinzwingen müssen. Als ob ich nicht bis hier her laufen könnte. Ist doch kein Problem für mich durchtrainierte Stute. Ich hätte das sogar im Rennpass geschafft. Aber nein immer muss man in dieses schreckliche blaue Ding klettern. Ah Lucy kommt. Sie öffnet schon die Hängerklappe. Na dann auf geht’s neues Leben! (Aus Brandas Sicht)
„Branda!“, jubelte ich, während Lucy, also die vom Nightwing meine kleine Fuchsstute auslud.
Grinsend sah sie mich an. Ich sauste vor und übernahm das Halfter. Ich hielt mein Pferd, meinen eigenen Isländer. Lucy lächelte als sie sah, dass Branda meine Taschen gleich nach Leckerli untersuchte. Zum Glück hatten wir letztes Mal schon alles verträglich vereinbart. Jetzt noch was zu unterschreiben hätte ich nicht geschafft. Dafür war ich viel, viel zu glücklich. Sie war so wunderbar, so lieb und so gehorsam. Stolz wie Oskar führte ich meine kleine Stute in den Stall. Nina hatte bereits eine Box fertig gemacht. Da führte ich sie rein und klopfte ihr den Hals. „Leb dich erstmal ein, nachher werde ich dich dann ein bisschen bewegen.“ Ich öffnete die Tür und schlüpfte heraus. Hinter mir schloss ich sie wieder und nahm Fuegos Halfter aus meinem Spind. Es war das Schönste, das Apfelgrüne mit den Schnallen. Langsam machte ich mich auf den Weg zur Koppel von meinem kleinen Hengst.
Nachher ein bisschen bewegen. Pfa! Als ob ich nur ein bisschen bewegt werden müsste. Na ja, ich verstehe es, alles Tolle ein bisschen zu verlängern. Hoffentlich reitet sie mich und führt mich nicht nur irgendwie auf dem Platz rum oder so. Longieren wäre noch schlimmer. Immer nur im Kreis latschen und auf unterschiedliche Befehle traben oder galoppieren. Es macht doch viel mehr Spaß im Tölt durch die Gegend zu sausen. Vor allem mit Reiter auf dem Rücken. Supertempo!
„Süßer!“, schrie ich über die Koppel, ein Kopf mit dunklen Augen wurde hochgerissen und ein Pferd kam im flotten Galopp auf mich zu. Mein kleiner Fuego. Ich halfterte ihn schnell auf und führte ihn durch den tiefen Schnee zurück auf den Hof. Mit einem Pferdeknoten band ich ihn an und putzte schnell. Wenn ich noch zwei Pferde bewegen wollte und den Hof schmücken, musste ich mich ein bisschen beeilen. Schnell sattelte und trenste ich. „Nimmst du noch jemanden mit?“, ertönte einen fröhliche Stimme. Lucy hatte Madonna gesattelt und schien einem Ausritt nicht abgeneigt. „Klar!“, rief ich fröhlich. Sarah kam gerade als wir nachgurteten auf den Hof gestürmt. „Fiona! Ich wollte dir nur sagen das der Adventsschmuck in der Sattelkammer steht. Und ich habe zu viele Plätzchen gebacken. Wollt ihr ein paar mitnehmen?“ „Klar!“, rief ich und Sarah drückte mir eine Brotzeitdose Plätzchen in die Hand. Lucy war schon aufgesessen und ich beeilte mich ebenfalls auf meinen Lichtfuchs zu kommen. Leider lief Fuego dabei los und ich musste nebenher hüpfen. Lucy fiel vor Lachen fast von Madonnas Rücken. „Gar nicht witzig“, sagte ich gespielt verärgert als ich endlich oben saß. Im ruhigen Schritt verließen wir den Hof.
Als erstes ging es eine Zeit über die Teerstraße. Wir mussten eng hintereinander reiten und konnten uns vor lauter Autolärm nicht richtig unterhalten. Aber ich war sowieso zu beschäftigt, damit das Fuego nicht durchging. Die lauten Autos schienen ihn zu verunsichern. Ich war umso glücklicher als der Weg in einen Feldweg mündete. Allerdings wurde es langsam zu kalt. „Frierst du?“, fragte Lucy. Die hatte gut reden, sie trug einen warmen Mantel. „Dann wird es Zeit für einen kleinen Galopp.“ Wir ritten auf eine Wiese mit Tiefschnee. „Wer zuerst drüber ist“, rief Lucy noch, bevor sie Madonna in den Galopp trieb. Ich gab Fuego die Zügel vor. Und damit war es vorbei. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mein Pferd. Aber es machte mir überraschenderweise überhaupt keine Angst. Ich trieb Fuego noch mehr und war bald neben Madonna und Lucy. Die hatte noch Kontrolle über ihre gehorsame Stute. Leider begann Fuego jetzt auch noch zu buckeln. Ich verlor die Bügel und hatte Mühe mich oben zu halten. Lucy machte Anstalten Madonna zu bremsen aber ich winkte ab. Energisch nahm ich die Zügel an. Na gut, ich riss daran, aber wenn ein Pferd im Supertempo durchgeht bleibt dir nichts anderes mehr übrig. Fuego bremste ein wenig und ich bekam die Bügel wieder. Jetzt mussten wir aber wieder Gas geben. Lucy und Madonna waren fast schon am anderen Ende der Wiese.
Ich gab die Zügel vor und wir waren bald gleichauf. Nebeneinander kamen wir ans Ende. Lucy japste nach Luft.
Im nächsten Moment begann es allerdings dicke Flocken zu schneien. „Na bravo“, knurrte ich.
„Besser wir drehen um bevor es noch schlimmer wird“, murmelte Lucy und wischte sich mit einer Hand den Schnee aus dem Gesicht. Ich konnte nur nicken, auch wenn ich gerne noch weitergeritten wäre. „Kopf hoch“, munterte sie mich auf. „Am ersten Januar machen wir einen Neujahrsritt. Okay?“ Ich nickte und wir ließen die Pferde wenden. Im ruhigen Schritt gingen wir auf der Wiese zurück.
„Also, ich wollte dich noch was fragen“, sagte Lucy. „Wegen Princess. Ich fand die Idee von Catrice gar nicht so schlecht. Also mit dem Teilen meine ich.“ Ich nickte. „Ich habe auch schon drüber nachgedacht. Sollen wir es machen?“ Lucy und ich sahen uns an. Wir grinsten und damit war die Idee besiegelt.
Wieder am Hof angekommen, die Plätzchen waren restlos verputzt, saßen wir ab. Ich sattelte Fuego schnell ab und brachte ihn in seine Box. Jetzt wollte ich erstmal den Hof schmücken, bevor ich mich meinen anderen Pferden widmete. Ich ging in die Sattelkammer und holte dort den Schmuck. Bunt, silber und Gold war wild zusammengewürfelt in einer Kiste. Ich lief gleich mit der schweren Kiste zur Führanlage. Judith kam mir entgegen und sah mich mitleidig an. „Das macht nur Kreuzschäden“, sagte sie. Ich konnte ihr nur zustimmen, aber was blieb mir anderes übrig. Da Judith ihr Arschlochpferd Bad Romance am Zügel führte, wollte ich sie nicht weiter aufhalten. Mit einigen Tannenzeigen schmückte ich die Führanlage. Sie war hinterher recht grün und gefiel mir. Hoffentlich kam kein Pferd auf die Idee das Tannenzweige essbar sein könnten. Das gäbe sonst nämlich wahrscheinlich einen Riesenärger. Weiter zum Solarium. Zum Glück stand hier gerade kein Pferd. Ich nahm goldene und silberne Kugeln aus der Kiste und hängte ein paar an die Wände. Dann trat ich ein paar Schritte zurück. Es sah richtig schön weihnachtlich aus. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Langsam und gemütlich ging ich weiter zum Pferdepool. Erst mal das Unterwasser-Laufband. Natürlich war hier mitten im Winter kein Wasser mehr drin. Da konnte man eigentlich nicht viel schmücken aber ich hängte ein paar Pfefferkuchenmänner auf. Den Pferdepool ließ ich aus, da mir beim besten Willen nichts einfiel. Als nächstes war der Waschplatz. Cora putzte dort gerade ihre hübsche Ever Dream. Was soll man an einem Waschplatz groß schmücken? Ich hängte ein paar Schleifen an die Anbindestange. Nach einiger Arbeit beendete ich meine heutige Aufgabe, schließlich wollte ich jetzt endlich zum ersten Mal richtig auf meinem Jungpferd reiten.“
Eine gewisse Anspannung war doch da, als ich den aufgesattelten und getrensten Caprice in Richtung Reithalle führte. Julia kam mir entgegen. „Du willst ihn reiten?“, fragte sie aufgeregt und lächelte. „Darf ich dir zusehen?“ Ich nickte unsicher und freute mich aber innerlich, da hier auf den Tsubasa Stables wirklich jeder an der Arbeit von anderen mit dem eigenen Pferd teilnahm und sich freute wenn es klappte. Ich öffnete das Hallentor, zum Glück war niemand in der Halle und ich konnte den braunen Ponywallach eine Runde führen, dann nachgurten und ihn neben den Stuhl stellen. Vorsichtig setzte ich meinen Fuß in den Bügel. Ich war unsicher ob ich es wirklich tun sollte, oder es lassen. Ach Quatsch, dachte ich bei mir. Ich war schließlich schon tausend Mal auf Caprice gesessen. Aber das war jetzt irgendwie was anderes. Na gut, ich atmete tief durch und saß langsam und vorsichtig auf. Caprice blieb ruhig stehen. Was hatte ich auch anderes erwartet? Leicht gab ich ihm die Hilfen zum Antreten und er gehorchte brav. Am langen Zügel ritten wir zehn Minuten Schritt. Er entspannte sich und ich wurde auch ruhiger. Er war mein Pferd! Und er war vor wenigen Monaten noch ein kleines, freches Jungpferd gewesen. Ich war stolz, dass er sich jetzt schon so ernsthaft wie ein erwachsenes Pony benahm. Okay, auf der Koppel nicht. Aber sonst… Wo war eigentlich Cleo? Ich war für einen kurzen Moment erschrocken, bevor ich sah, dass Julia sie am Kopf kraulte. Ich gab zaghaft die Hilfen für den Zirkel. Vollkommen überrascht spannte ich mein Kreuz an. Er stand. Perfekt! Überglücklich ritt ich noch ein paar Bahnfiguren. Dann ließ ich ihn antraben. Das hatte ich bis jetzt nur an der Longe gemacht. Aber es klappte und ich fing an, dem kleinen Wallach immer mehr zu vertrauen. Nach einigen Runden und Zirkeln, ließ ich ihn durchparieren. Ich wollte abreiten. „Hat dein Pony nur zwei Gangarten?“, erkundigte Julia sich ironisch. „Ja, äh nein. Aber ich habe noch nie…“ stotterte ich. „Wann willst du es denn sonst machen? Irgendwann musst du so oder so.“ Aufmunternd sah sie mich an. Ich trabte erneut an, fühlte mich aber nicht ganz so wohl. Trotzdem saß ich bei A aus und gab die Galopphilfen. Vorher hatte ich mir sowieso gedacht, Lucy hatte das mit ihm tausende Male gemacht.
Ich war vollkommen überrascht als ich die gleichmäßigen Sprünge unter mir spürte. Er ging anders als Fuego oder Branda. Es fühlte sich höher an. Als könnte ich mit ihm bis über die Wolken reiten. Er war eben ein Springpferd. Vielleicht waren die immer so… ich hatte es geschafft! Ach so ein Quatsch! Caprice und ich hatten es geschafft. Schon wieder falsch. Lucy, Caprice und ich hatten es geschafft! So richtig. Allerdings hatten mich eigentlich alle auf dem Hof irgendwie unterstützt. Aufgemuntert wenn es nicht geklappt hatte, mich longiert, zugesehen und ihn geführt. Es war ein Gefühl als wäre ich ihn Hofling endlich, endlich richtig zu Hause. Nicht nur bei den Pferden sondern ich hatte auch viele Freunde gefunden. Lessa, Lucy, Lilly, Lisa, Nina und so, so viele mehr…
Nach einigen Runden parierte ich durch. Neben Julia stand jetzt Lucy. Ich hatte gar nicht mitbekommen wie sie reingekommen war. Ich sprang von Caprice und umarmte beide. „Danke…“, murmelte ich und versuchte nicht zu heulen. Das wäre ja sehr, sehr peinlich gewesen. Aber mal wieder war ich dem Wasser in meinen Augen nicht gewachsen. Damit niemand es bemerkte, fiel ich Caprice um den Hals und flüsterte ihm zu. „Wir haben es geschafft, Caprice wir haben es wirklich geschafft…“ Ich wusste nicht wie lange ich so da gestanden hatte, eine Minute? Oder fünf? Jedenfalls legte mir Lucy eine Hand auf die Schulter. „Was ist denn so schlimm?“, fragte sie. „Nichts, ich bin nur so glücklich…“ flüsterte ich und wischte mir auch die letzten Tränen aus dem Gesicht. Lucy und Julia lächelten. Dann saß ich wieder auf und ritt ab. Die beiden anderen verließen die Halle. Nach zehn Minuten saß ich ab und führte Caprice neben mir aus der Halle. In der Stallgasse stieß dann auch Cleo wieder zu mir. Sie hatte kurz vor Lucy und Julia die Halle verlassen und sich auf dem Hof rumgetrieben. Ihres Fells nach hatte sie ein Bad im Misthaufen genommen. „Heute Abend musst du in die Badewanne“, bestimmte ich und überlegte wie sie das aufnehmen würde. Jedenfalls hatte ich eine Abendbeschäftigung. Ich brachte Caprice Sachen weg und ging dann wieder zu ihm. Als erstes gab ich ihm eine Karotte. „Caprice ich bin so unheimlich stolz auf dich“, flüsterte ich, gewann aber diesmal den Kampf gegen die Tränen. Ich führte ihn am Halfter zurück in den Offenstall, wo er sich gleich auf den Boden schmiss. Jetzt machte ich mich auf den Weg zum Stutenstall um Branda zu bewegen. Unterwegs kam ich am Reitplatz vorbei. Ein dreizehnjähriges Mädchen ritt einen auffallend hübschen Falbschecken. Sie konnte nicht reiten und der Schecke ging zwar brav aber nicht schön und entspannt waren beide nicht. Daneben stand eine ältere Frau neben Nina. „Aber ich schwöre, Chantal hat schon A Springen gewonnen. Es muss an Ihrem Pony liegen.“ Nina schien schon reichlich genervt. „Bitte, mein Pony ist bis L ausgebildet. Und wenn sie sich einmal ansehen, wie ihre Tochter draufhängt, dann wissen sie, dass die Reitbeteiligung an Kimbara noch nichts für sie ist. Wir haben aber tolle Schulpferde und einige Reitlehrer. Also wenn sie an Reitunterricht Interesse hätten…“ Angeekelt sah die Frau Nina an und rief ihrer Tochter, die offenbar Chantal hieß zu: „Steig ab. Das Pony ist viel zu wenig für dich. Wir sehen uns lieber den Hannoveraner auf dem Gestüt dahinten an.“ Nachdem es in der Nähe nur das Gestüt Silvermoon gab, was von Lucys restlicher Familie betrieben wurde, taten mir die Davids schon jetzt sehr Leid…
Das Mädchen stieg ab und ließ den armen Schecken ohne Loben einfach stehen. „Wer ist das?“, erkundigte ich mich bei Nina. „Die Leute waren Familie Müller, sie wollten eine Reitbeteiligung, aber…“ „Nein, ich meine das Pony“, unterbrach ich sie lachend. „Ach, ach so…“, Nina wurde rot. „Das ist Kimbara. Voller Name Graf Kimbara TS. Ich kann nicht den ganzen Tag reiten, deswegen suche ich gerade für ihn eine Reitbeteiligung. Das waren die dritten Interessenten. Entweder sie waren zu groß, zu jung oder konnten eben wie diese Chantal gar nicht reiten.“ Sie seufzte tief. „Was ist mit mir?“, entfuhr es mir. „Also, ich meine, er ist so hübsch und ich kann glaube ich ein bisschen besser reiten als das Mädchen da eben“, abwartend sah ich Nina an. „Das ist die Idee!“, rief sie und wandte sich dann wieder mir zu. „Würdest du das machen?“ Sie war so glücklich und ich fand die Idee sowieso ganz gut, da der Ponyhengst hübsch war und auch sehr brav schien. Den Grund wieso ich ausgerechnet ihn als Reitbeteiligung wollte, wusste ich selber nicht. Es schien einfach als würden wir zusammenpassen. „Klar!“, sagte ich und zog mir meinen Helm wieder an. „Darf ich jetzt schon?“, fragte ich. Nina nickte und ich saß schwungvoll auf. Kimbara war wirklich ein braves Pferd. Er kam bald an den Zügel und kaute schon nach ein paar Bahnfiguren eifrig am Gebiss. Nach zehn Minuten ließ ich ihn antraben und auch das klappt prima. Er blieb gehorsam und bockte nicht im Geringsten. Man konnte ihn gut Leichttraben und nach zwei Runden traute ich mich auch, es mit Aussitzen zu versuchen. Er ging unheimlich weich und war richtig gemütlich zu sitzen. Ich ritt ihn auch jetzt einige Bahnfiguren auf beiden Händen. Dann gab ich die Galopphilfen. Er sprang sofort brav an und ich fühlte mich pudelwohl auf seinem Rücken. Nach einiger Zeit parierte ich durch, denn ich wollte ja auch noch Branda reiten. Ich ritt ordentlich ab, ließ ihn dann anhalten und sprang zu Boden. Nina kam zu mir und fragte: „Und, wie ist es? Willst du ihn?“ Ich nickte fröhlich. „Prima“, man sah Nina an das sie erleichtert war. „Wie viele Pferde musst du noch reiten?“, fragte sie. „Eins, Branda“, antwortete ich. „Was?! Du bist mit Caprice schon fertig?“, erkundigte Nina sich entrüstet. „Und ich habe deinen ersten Galopp auf ihm verpasst, wetten? Nur wegen diesen dummen Müllers!“ Ich lachte. „Beim ersten Sprung sage ich dir vorher Bescheid“, versprach ich und Nina lachte. „Unbedingt!“, sagte sie und ging dann mit Kimbara in Richtung Putzplatz. Ich machte mich jetzt aber wirklich auf den Weg zum Stutenstall.
Branda stand abwartend in der Box und aus irgendeinem Grund fühlte ich, dass sie geritten werden wollte. „Na dann Fräulein“, meinte ich und begann sie in der Box zu putzen. „Reite ich dich halt.“ Bald konnte ich satteln und machte mich dann auf den Weg zur Renn/Ovalbahn um sie dort in allen Gangarten laufen zu lassen. Zweimal Dressurreiten am Tag reichte nämlich wirklich. Ich stellte die Bügel ein, gurtete nach und saß auf. Eigentlich immer der Gleiche Ablauf. Wie immer fühlte ich mich auf dem Rücken von Branda sofort wohl und glücklich. Erst mal ritt ich im Schritt herum. Da brauchte ich nur eineinhalb Runden, da das Ding sowieso so riesig war. Dann trabte ich an. Mein kleines Mäuschen trabte flott los und ich musste sie energisch zurückhalten. „Warts ab, du darfst noch fetzen“, beruhigte ich sie und ritt erstmal ein bisschen herum. Ihr Trab war weit und angenehm. Im Leichttrab hatte man das Gefühl über ihr zu schweben. Oh je! Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gleich dunkel würde. Kurz vor halb fünf. Da musste ich mich aber beeilen. Schnell gab ich die Galopphilfen und dann war mein Pferd unhaltbar schnell. Kein Wunder, sie war den ganzen Tag nicht aus dem Stall oder Hänger bekommen. Ich spürte den Wind an mir vorüberpfeifen und fühlte mich einfach nur wohl. Nach einigen Runden parierte ich durch und ging nur noch Schritt. „Tut mir Leid“, entschuldigte ich mich leise bei ihr. „Aber es wird gleich stockdunkel. Morgen gehen wir mal ins Gelände. Ich saß ab und führte sie eilig in den Stall. Als ich mit absatteln fertig war, war es bereits fünf und sehr dunkel. Im Sommer war jetzt noch heller Tag…
„Cleo!“, rief ich meinen Hund und zum Glück kam gleich eine kleine Schattengestalt aus dem Offenstall. „Na dann komm Süße.“ Sagte ich und befestigte die Leine am Halsband. „Boah, du stinkst nach Misthaufen“, sagte ich und hielt mir die Nase zu. Dann machten wir uns gemütlich durch die Dunkelheit auf den Weg nach Hause. Ich stolperte zwar ein paar mal, aber sonst lief alles gut. Zuhause angekommen schleppte ich Cleo ins Bad, damit der Dreck nicht so in der ganzen Wohnung verteilt wurde. Ich ließ ein wenig Wasser in die Badewanne, nicht zu viel und nicht zu wenig. Tatsächlich war meine Hündin völlig begeistert davon ins Wasser zu dürfen und planschte aufgeregt herum. Sogar das Wasser von oben und das Shampoo schienen ihr zu gefallen. Wir mussten im Sommer unbedingt mal an den See reiten. Ich entschied mich das sobald Badesaison war zu erledigen. Als Cleo und ich wenig später zusammengekuschelt auf dem Sofa lagen, flüsterte ich ihr zu: „Wir gehören zusammen. Und jetzt komplettiert auch noch Branda unsere Familie…“