Ich war total aufgeregt. Ich, Lisa Velten, würde Kiss Colonel MW, den Nachwuchsstar des Monte Cassino, reiten.
„Krass, das ist ja echt unglaublich!“ Emma wieder holte sich.
„Oh, das bekommt unserer armen Georgina bestimmt gar nicht gut“, grinste Eddy und rieb sich schadenfroh die Hände.
Emma boxte ihn auf den Oberarm, „Sei nicht so gehässig!“, ermahnte sie ihn.
„Jaja, ist ja gut“, brummte Eddy und zog den Kopf ein.
„Ich geh mich umziehen!“, rief ich den anderen zu und sauste in mein Zimmer. Oh. Mein. Gott. Ich würde noch mehr versagen, als auf dem braven Crescendo. Was der Maestro wohl von mir erwartete?
„Tanja....“, jammerte ich wenig später in mein Handy.
„Ich soll ein anderes, sehr schwieriges aber genauso talentiertes Pferd reiten!“
„Ist doch super, ne neuer Herausforderung und so!“ Tanja ließ mein Gejammere kalt. Wie immer.
„Na, das nächste mal rufe ich dann vom Krankenhaus an“, meinte ich sarkastisch. Dann überfiel mich wieder ein Aufregungsanfall, und ich legte rasch auf, um mich in Windeseile umzuziehen.
Ich war zwar erst um neun an der Reihe, und es war gerade mal halb acht, aber ich hatte trotzdem Angst, dass ich zu spät kommen würde. Wenn Kiss sich zum Beispiel von mir nicht satteln ließ oder ähnliches.
Wenig später eilte ich in den Stall. Emsig wuselten andere Reiter durch den Stallgang, die ihre Pferde für die acht Uhr Stunde fertig machten. Darunter auch Emma, die überglücklich war, dass sie auf der Geländestrecke trainieren durfte. Ebenso wie Robby, der sich auch schon freute.
Ich ging den Gang entlang, und steckte „meinem“ Crescendo im Vorbeigehen ein Leckerli zu, dann öffnete ich Kiss' Boxentür.
„Hallo du Hübsche!“, redete ich ihr zu. Und hübsch war sie wirklich, mit ihrem rotbraunen Fell, den exakt gleich gestiefelten Beinen und der Blesse, die bis über die Nüstern reichte. Wie alle Pferde war sie top gepflegt, und ihre schwarzer Schweif glänzte ebenso seidig, wie die Mähne. Allerdings konnte ich einzelne Strohhalme darin entdecken, sie hatte sich scheinbar hingelegt, die Süße.
Gleichmütig betrachtete sie, wie ich in die Box trat, und mit einem Halfter in der Hand auf sie zuging.
Ich halfterte sie auf und band sie an. Sie schien an mir vorbei zu schauen, und ließ sich auch mit einem Leckerli, dass sie hochmütig verschmähte, nicht aus der Reserve locken.
Also unterließ ich meine Anfreundungsversuche, und fing an sie zu putzen. Sie ließ alles über sich ergehen, aber so wirklich zu genießen schien sie die Aufmerksamkeit nicht. Ich ließ mir ganz viel Zeit mit dem Putzen, fettete extra ordentlich die Hufe ein, und schließlich tauchte auch Georgina auf. Sie würdigte mich keines Blickes, als sie Crescendos Box direkt neben mir betrat. Zügig putzte sie ihn, und fing dann an, zu satteln. Ich warf einen Blick auf die Uhr, und holte ebenso den Sattel. Wie alle Pferde hatte Kiss einen Dressur und einen Springsattel. Da wir ja auf den Dressurplatz gehen würden, nahm ich natürlich den Dressursattel.
Kiss machte keine Zicken, sodass ich rasch für die Stunde bereit war. Ich führte Kiss hinter Georgina mit Crescendo her nach draußen, wo wir vor dem Stall aufsteigen wollten. Die Bügel waren noch von gestern auf meiner Länge, als ich Kiss kurz im Schritt geritten war.
Als ich meinen Fuß in den Bügel setzte, tänzelte Kiss zur Seite, sodass ich nicht hochkam.
„Ruuuhig“, versuchte ich sie, zum Stillstehen zu bringen. Sie tat mir gnädigerweise den Gefallen, und ich konnte aufsteigen. Gemeinsam mit Georgina, Anita und Eddy, die auch in meiner Gruppe waren, ritten wir runter zum Dressurplatz. Auf dem Weg dahin stießen wir auf die Geländegruppe, die gerade aus dem Wald zurück kam. Kiss erschreckte sich total, als das erste Pferd aus dem Wald auftauchte, und machte einen riesen Satz zur Seite. Sie wollte lospreschen, aber dass wusste ich zu verhindern. Ich hielt die Zügel kurz und redete beruhigend auf sie ein, aber sie schien sich in die Situation ganz schön hineinzusteigern. Sie hibbelte auf der Stelle und starrte die Reiter mit ihren Pferden an, die aus dem Wald kamen.
„Ist doch gut, dass sind doch deine Freunde!“, versuchte ich sie zu beruhigen. Aber es dauerte lange, bis Kiss wieder runter kam. Erst als wir auf dem Dressurplatz angelangt waren, hörte sie auf zu tänzeln.
„Sooo ist fein!“, lobte ich sie und ließ die Zügel wieder etwas lockerer, aber von nun an war ich auf der Hut.
Und dann kam der Maestro. Ich dachte, dass dies wohl die anstrengendste Stunde meines Lebens werden würde, aber weit gefehlt. Der Maestro rief mich zu sich. Sofort rutschte mein Herz ein Stockwerk tiefer, am Ende war es doch ein Fehler gewesen?
Nein, war es nicht. Der Maestro gab mir die Anweisung, mit langen Zügeln Schritt zu reiten. Und ja nichts mit den Zügeln machen, ermahnte er mich streng, dann widmete er sich den anderen.
Ich ritt also Schritt. Kiss kannte den Dressurplatz, und es war alles ruhig, sodass es für sie zum Glück keinen Grund gab, sich aufzuregen. Nach ein paar Minuten kamen andere Reiter, die der Stunde zuschauen wollten. Und ich ritt im Schritt außen herum, beobachtete Georgina auf Crescendo. Sie ritt wirklich sehr gut, aber sie schien nicht zufrieden mit der Situation. Sie lobte Crescendo nie, und wirkte alles in allem so, als sei sie nicht mit dem Herzen dabei.
Nachdem alle – bis auf mich, ich ritt Schritt – die Pferde aufgewärmt hatten, ließ Georgina Crescendo viele, anspruchsvolle Aufgaben bewältigen, sodass ich nur staunte, wie dieses Pferd laufen konnte! Er war wirklich ein ganz tolles Pferd.
Ich beugte mich vor, um Kiss über den Hals zu streicheln. Am Anfang war sie mit hoch erhobenem Kopf in einem sehr flotten, schon fast hastigen Schritt gegangen, aber mit der Zeit war sie ruhiger geworden, sodass sie jetzt entspannt den Kopf fallen ließ und den Rücken aufwölbte.
Ihr Hals fühlte sich samtweich an, und als ich sie streichelte, schnaubte sie zufrieden.
Anita und Eddy mussten, genau wie Georgina, Lektion um Lektion reiten. Ich ritt Schritt.
Als eine halbe Stunde vergangen war, kamen die Reiter, die vor uns geritten waren. Also unter anderem Robby und Emma. Sie setzten sich ins Gras und schauten zu. Es wurde jetzt rasch warm, Pferd und Reiter fingen an zu schwitzen. Bis auf mich, ich ritt Schritt.
So langsam fühlte ich mich ganz schön überflüssig. Der Maestro ließ mich komplett links liegen! Warum? War dass der Grund, warum ich Kiss reiten sollte; sie sollte eh nur Schritt gehen? Georgina taute langsam auf, sie vollführte die schwierigsten Lektionen vom Maestro und heimschte sogar Lob ein. Ein selbstzufriedenes Grinsen huschte über ihr Gesicht, und ihr überheblicher Blick traf mich. Blöde Pute!, dachte ich mir.
Tja, war wohl nix mit anstrengender Reitstunde. Mittlerweile waren vierzig Minuten vergangen, und ich ritt immer noch Schritt.
„Lisa, antraben, leichttraben. Langer Zügel!“
Huch, er meinte mich! Erschrocken schaute ich auf. Ich hatte mittlerweile gar nicht mehr damit gerechnet, überhaupt zu traben, und plötzlich sagte der Maestro meinen Namen. Ich schaute zu ihm, aber er war schon wieder auf Eddy konzentriert. Also fasste ich die Zügel minimal nach; nur zwei Zentimeter, spannte mein Kreuz ein wenig an, und gab einen leichten Druck mit dem inneren Bein. Durch die zwei Zentimeter Zügel nachfassen war Kiss vorbereitet, und trabte schwungvoll an. Und was für einen Schwung sie hatte! Ich spürte die enorme Schubkraft ihrer Hinterhand, und trotzdem waren ihre Gänge weich. Ich schwebte wie auf Wolken, es war ein wunderbares Gefühl!
Doch nach ein paar Tritten spannte Kiss sich an, hob den Kopf und wurde schneller. Sie klappte die Ohren nach hinten, und spannte Hals und Rücken fest an.
„Laaangsam!“, versuchte ich sie zu beruhigen, und wollte die Zügel ein wenig annehmen.
„Zügel lang!“, rief da der Maestro, „trabe ruhiger leicht, langsamer aufstehen und hinsetzten!“, kommandierte er weiter.
Ich ließ die Zügel wieder ein Stück aus meiner Hand gleiten, und bemühte mich, ruhiger leichtzutraben. Zunächst kam keine Reaktion, aber nach ein paar Runden wurde Kiss merklich ruhiger. Sie schien erwartet zu haben, dass ich sie arbeiten will, und war deshalb angespannt. Als sie jetzt aber merkte, dass sich gegenüber dem Schritt nichts änderte, entspannte sie sich wieder mehr und mehr. Schließlich ließ sie den Hals wieder fallen und das wunderbare „Wolkengefühl“ stellte sich wieder ein, als sie den Rücken locker schwingen ließ. Am Ende schnaubte sie sogar ab, und der Maestro ließ mich wieder zum Schritt durchparieren.
Damit war die Stunde auch schon zuende. Es war die erste Stunde seit ich hier war, die nicht übelst anstrengend war. Eigentlich war sie sehr entspannend gewesen. Auch wenn ich so gesehen nichts geleistet hatte, nicht wirklich gearbeitet hatte, hatte ich ein gute Gefühl und streichelte Kiss glücklich über den Hals. Georgina hatte wieder ihren abweisenden, hochmütigen Blick aufgesetzt, wenn sie mich ansah, aber das war mir egal. Zum ersten Mal fühlte ich mich nach dem Reiten nicht elend, und wie der größte Versager. Das war doch immer hin etwas!
„Lisa!“, rief mich da der Maestro. Oh je, hoffentlich würde jetzt das gute Gefühl nicht zunichte gemacht werden!
„Ja?“ Ich ritt zu ihm herüber.
„Versorg sie gut und geh danach mit ihr über die Geländestrecke spazieren!“, befahl der Maestro, dann drehte er sich um und verließ den Dressurplatz.
Ich tat, wie er mir es gesagt hatte. Da ich endlich mal ein wenig Kraft übrig hatte, machte es beinahe Spaß, Kiss herauszuputzen. Sie beobachtete hochmütig, wie ich hin und her wuselte, mal mit Sattel, mal mit der Trense und mal mit Putzzeug in der Hand. Georgina machte still Crescendo fertig und war schnell weg. Auch Anita und Eddy waren schneller als ich, aber Eddy kam zu mir rüber geschlendert und plauderte ein wenig mit mir, während ich Kiss mit Feuereifer schrubbte, versuchte ihr wieder ein Leckerli anzudrehen, was sie abermals verschmähte, und steckte es dann stattdessen Crescendo zu.
Als alles zu meiner Zufriedenheit war, führte ich Kiss aus dem Stall hinaus. Eddy ging Emma suchen, und ich machte mich auf in den Wald.
„Hey, Babe! Warte auf mich!“, hörte ich da Robbys Stimme hinter meinem Rücken. Ich drehte mich um, und sah wie er auf mich zu lief. Kiss nahm das zum Anlass, wieder einen ihrer Hysterieanfälle zu bekommen, aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken, sondern hielt sie ruhig fest und lachte Robby entgegen.
Er nahm mich sofort fest in den Arm und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
„Das war super heute!“, lobte er mich, „du kommst echt gut mit diesem schwierigen Biest zurecht!“
„Danke“, sagte ich überglücklich, „aber sie ist kein Biest!“, verteidigte ich dann Kiss.
„Na, besonders nett ist sie aber auch nicht!“, lachte Robby, und wir gingen los, die Geländestrecke entlang. Ich ließ Kiss alle Hindernisse in Ruhe betrachten, und sie benahm sich anständig. Zwar wollte sie immer noch kein Leckerli, und auch Streicheleinheiten schienen keinen Anklang bei ihr zu finden, aber das machte nichts. Ich konnte es schließlich nicht erzwingen, dass sie mich mochte. Schade fand ich es aber schon, und dachte sehnsüchtig an Soul, dem die Freude schon aus den Augen lachte, wenn er mich sah. Liebe auf den ersten Blick, und zwar von beiden Seiten, das bildete ich mir wenigstens ein.
Wir gingen etwa eine halbe Stunde, dann brachte ich Kiss wieder in ihre Box. Es war richtig heiß geworden, was man im Wald gar nicht so extrem bemerkt hatte. Alle Pferde waren jetzt in ihren Boxen, und die Reitstunden waren fast alle beendet.
Robby und ich gingen in den Pool, ließen uns im kühlen Wasser treiben und küssten uns viel. Bald stießen ein paar der anderen zu uns.
„Na, ihr Turteltauben!“, rief Anita von weitem und sprang zu uns in den Pool, sodass sie uns komplett bespritzte. Robby spritzte zurück, und schon bald war eine weitere Wasserschlacht im Gange. Ich ließ mich etwas abseits treiben, und bewunderte wieder einmal die Aussicht. Verträumt ließ ich meinen Blick über saftige Wiesen, karge Bergkuppen und weitläufige Pinienwälder gleiten. Die Sonne fühlte sich jetzt angenehm auf meinem nassen Gesicht an, und ich lächelte glücklich. Ich dachte an Soul, dass er zuhause auf mich wartete, und an die Reitstunde mit Kiss. Ob ich sie wohl wieder reiten dürfte? Ich würde es direkt nach dem Mittagessen erfahren...

Ich durfte. Am Nachmittag drehte ich wieder meine entspannten Runden mit Kiss, während die anderen; Robby, Emma und Eddy, hart vom Maestro dran genommen wurde. Auch wenn Georgina mir so gesehen nichts getan hatte, war ich doch froh, diesmal nicht mit ihr in einer Gruppe zu sein. Nach einer halben Stunde sollte ich wieder antraben, und das Spiel vom Morgen wiederholte sich. Diesmal aber beruhigte sich Kiss schon nach zwei Runden wieder, und trabte locker durch den Rücken schwingend vorwärts.
„Stell eine leichte Verbindung her, Lisa!“, gab es ein neues Kommando vom Maestro. Ich strengte mich an, alles richtig zu machen, und fasste ganz vorsichtig die Zügel kürzer, sodass sie nicht mehr durch hängten.
„Feiin!“, lobte ich, als Kiss ruhig weiter trabte und auf dem Gebiss kaute. Ich hielt eine weiche Verbindung zum Pferdemaul und bemühte mich, die Hände ruhig zu traben. So ritt ich ein paar Zirkel und Handwechsel.
„Genau so!“, rief mir der Maestro zu, als ich an ihm vorbei ritt. Erstaunt schaute ich mich um. Hatte er tatsächlich mich gemeint? Scheinbar, denn er schaute mich an und nickte. Wow. Ein Lob war es jetzt nicht gerade, aber immerhin war ich scheinbar auf dem richtigen Weg.
Nach und nach ließ er mich die Zügel mehr aufnehmen, bis ich eine normale „Arbeitsverbindung“ aufgebaut hatte. Kiss spielte unruhig mit den Ohren, fand sich aber rasch mit der neuen Situation ab. Ich traute mich nicht, sie mit der Hand zu loben, da ich dann ja etwas an den Zügeln verändern wurde, also redete ich ihr nur gut zu, was sie mit einem Ohrenspielen quittierte. Der Maestro ließ mich jetzt an Stellung und Biegung arbeiten, indem ich viele Schlangenlinien und andere gebogene Linien reiten sollte, immer im Leichttraben. Hier merkte man, dass Kiss noch sehr jung war, denn sie war noch nicht komplett ausbalanciert und tat sich ein wenig schwer mit den vielen Wendungen. Im Laufe der Zeit wurde sie aber sicherer und immer lockerer im Hals.
„Übergänge einbauen!“, lautete der knappe Befehl vom Maestro, und ich saß weich ein und parierte Kiss durch. Sie reagierte sensibel auf jede Hilfe, und ich fühlte mich großartig.

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Robby. Wir gingen durch den Wald Hand in Hand spazieren und redeten. Es war ein wunderbarer Tag, ich fühlte mich so befreit. Endlich hatte ich mal nicht versagt, sondern es war richtig gewesen, wie ich geritten war. Außerdem fühlte ich mich Robby so nah wie nie.
Nach dem Abendessen studierten wir die Punkteliste, und ich stellte fest, dass ich es zum ersten Mal geschafft hatte, nicht misten zu müssen! Auch Eddy hatte sich mehr angestrengt, und so waren alle zufrieden. Ich erinnerte mich an mein Vorhaben, mit Tom über das Thema reiten zu sprechen, und nahm mir vor, trotzdem etwas früher aufzustehen, um ihn vor dem Joggen anzusprechen.

Also stand ich am nächsten Morgen früh auf, gab dem noch schlafenden Robby einen Kuss auf die Stirn und ging über den Stillen Hof zum Stall. Nur das muntere Plätschern des Springbrunnens und das Zwitschern der Vögel durchdrang die morgendliche Ruhe. Ich traf Tom, wie er gerade den Futterwagen auffüllte.
„Guten Morgen!“, rief ich ihm fröhlich schon von weitem zu.
„Oh, Darling, so früh wach? Musst du doch heute gar nicht. Aber du hast mich wohl vermisst“, zwinkerte er mir gut gelaunt zu.
„Klar hab ich!“, bestätigte ich lachend und setzte mich auf einen Strohballen.
„Wie kam's eigentlich, dass du hier arbeitest?“, fragte ich dann.
„Naja, ich bin von klein auf in Texas auf der Farm meines Vater geritten. Wir sind viel mit den Westernpferden unterwegs gewesen, und ich fand das schon immer toll. Dann habe ich einen Austausch in Italien gemacht, und wurde auf das Monte Cassino aufmerksam. Ich habe mich sofort in die Gegend und die Pferde hier verliebt, et voilá, hier bin ich“, grinste er. Seine französische Aussprache war hmh.. sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig.
„Oh ja, hier ist es wirklich toll“, stimmte ich ihm zu, und wir schwiegen einen Moment.
„Und, reitest du hier auch?“, fragte ich dann weiter.
„Nö“, wieder verdüsterte sich sein Gesichtsaudruck.
„Oh“, machte ich überrascht, über seine knappe Antwort.
„Darf ich fragen, warum?“, tastete ich mich dann vorsichtig vor.
Tom seufzte schwer.
„Es war erst geplant, dass ich hier auch reiten würde. Ich bin zwar nicht einer der „Außerwählten“, also kein talentierter Reiter, ich kann nicht mal englisch reiten, aber im Gegenzug für meine Arbeit hier war es geplant, dass der Maestro mir Reitstunden gibt. Aber dann ging das doch nicht, da er einen neuen Reiter dazubekommen hat, und mehr als zwanzig Reiter kann er nicht aufnehmen.“
„Oh, das ist ja doof“, sagte ich bedrückt. Tom nickte, „Ja, aber der Maestro hat seine klaren Strukturen, von denen er nicht abweicht.“
Nach einer kurzen Denkpause fragte ich weiter.
„Und, wer war der neue Reiter?“
Tom runzelte die Stirn. „Georgina. Und sie war nicht besonders nett.“
Ich konnte heraushören, dass noch etwas anderes dahinter steckte.
„Tja, dass ist sie wirklich nicht“, nickte ich.
„Was hat sie denn gemacht?“, bohrte ich dann weiter.
„Du neugieriges Ding!“, beschimpfte Tom mich zum Spaß, bevor er wieder ernst wurde, und mir erzählte, wie es damals abgelaufen war.
Er hatte seine erste Reitstunde, und ritt eines der älteren, erfahrenen Pferde. Er hielt sich gut, aber kam natürlich nicht auf Anhieb mit der neuen Reitweise zurecht. Seine Reitklamotten waren auch eher Westernstil, was aber den Maestro nicht störte. Er hatte schon angekündigt, dass eine neuer Reiterin bald einziehen würde, und es dann sein könnte, dass es knapp wird mit dem Unterricht, aber zu dem Zeitpunkt war er noch optimistisch, dass man Tom's Stunden irgendwie unterbekommen würde.
Dann traf Georgina ein, früher als geplant. Sie kam zum Platz, und schaute bei der Reitstunde zu, mit ihr noch ein anderes Mädchen.
„Was für ein Cowboy“, meinte sie verächtlich, gerade als Tom vorbei ritt. Das Wort Cowboy sprach sie dabei so aus, als sei es ein Schimpfwort. Zwei Tage waren vergangen, ohne dass sich wieder die Gelegenheit für Tom's Stunde ergab. Dann aber hatte der Maestro Nachmittags Zeit, und wollte eine Reitstunde für Tom dazwischen schieben. Am Morgen aber bekam Tom mit, wie Georgina den Maestro ansprach. Sie bat ihn, ihm Extrastunden zu geben, da sie mit ihrem Pferd Seiltänzer noch härter trainieren wollte. Da der Maestro in Georgina ein großes Talent sah, willigte er ein. Sie aber wollte von nun an regelmäßig Extrastunden, und Tom musste von nun an auf seine Stunden verzichten.
Georgina erzählte wenig später – als sie bemerkt hatte, dass Tom sie hören konnte – lautstark einer Freundin, dass sie Extrastunden bekommen würde, und dass sie diese Stunden viel mehr verdient hätte als dieser „einfältige Cowboy“, der die Pferde sowieso nur versauen würde.
Tom's Traum, den Maestro zu beeindrucken, und irgendwann einmal auf Turnieren zu starten, war damit nicht nur geplatzt, sondern Georgina machte sich auch noch am laufenden Band lustig über sie. Das Thema Reitstunde wurde nie mehr angesprochen.
Nun verstand ich auch, weshalb Tom nicht so froh war, wenn jemand ihn darauf ansprach. Er gab es nicht offen zu, aber ich glaube, er hatte sich viel erhofft aus diesen Reitstunden. Er war scheinbar ebenso ehrgeizig wie ich, und wollte es an die Spitze schaffen, auch wenn er mit der Reitweise nicht vertraut war. Ich glaubte, Tom wäre auch bereit gewesen, hart dafür zu kämpfen. Und Georgina hatte ihm die Möglichkeit dazu genommen. Es war einfach nicht fair. Tom war immer so sanft und freundlich zu den Pferden, er hatte seine Chance echt verdient!
Aber ich konnte ihm nicht helfen, und so saß ich nur schweigend neben ihm, während er seine Arbeit verrichtete.
„Aber von hier weggehen willst du trotzdem nicht?“, fragte ich schließlich.
Tom schüttelte den Kopf.
„Eigentlich nicht, es ist wirklich etwas besonderes hier. Aber ich bin am überlegen, ob ich mir nicht lieber einen Stall suche, in dem ich auch reiten kann.“
„Verständlich.“

Während dem Joggen grübelte ich immer wieder darüber nach, wie ich Tom helfen konnte, aber mir viel beim besten Willen nichts ein.

Tja, und mir fällt gerade auch nichts ein, wie ich diesen Bericht weiterschreibe, deshalb lasse ich es lieber so, und höre erstmal auf mit schreiben..
schreiblaune ist vorbei :/
& dann höre ich echt lieber auf, sonst wird das nix mehr^^
aber bisschen weiter gekommen in meiner geschichte bin ich ja immer hin schon :)

Schon wieder würde ich mich wahnsinnig gerne in deine Berichte schleiche (das passiert bisher nur bei deinen Beris, weil ich bei denen beim lesen am besten "hinein" komme). Ich hätte eine Lösung für Tom, ich sag nur "mein" resp. Lucy Vater ^^ Aber naja ich kann mich mal wieder nicht in dein Beri einschleichen und deine Geschichte verändern... :(

das ist süß von dir :)
da würde Tom sich auch bestimmt sehr freuen... mal sehen was sich machen lässt^^

geht auch bestimmt bald weiter, ich verspreche es dir ;)
vlt sogar morgen schon, schreiblaune hat sich soeben zurück gemeldet :D

Ja gel, wenn man mal drin ist, dann schreibt es sich von alleine, nur die Hausaufgaben machen sich dann nicht... :(

Darfst mich gerne einbauen wegen Tom und so...^^ :D

Hab ich ja zum Glück nicht mehr :D

Mach ich wenns passt auf jeden Fall, danke :)

Mano... Stimmt ja.... Ich noch min. 2 1/3 Jahre *seufz* aber dann habe ich endlich die Matura. Was ich dann mache weiss ich zwar noch nicht wenn ich studiere gehe, muss ich auch wieder büffeln. ;) Ansonsten wenn ich arbeiten gehe, hat sich die Matura nur bedingt gelohnt. :D Naja egal, jetzt muss den Abschluss erst einmal machen.

Okay.

also, bei mir ist Studium seeehr gechillt :D
muss halt nur viel arbeiten zwischendurch, Pferde finanzieren :/

Deutschland ist eh anders als die Schweiz. Habe zur Zeit ohne extra Lektionen 41 Stundenpro Woche & Lernen, Hausaufgaben...

krass, wie machst du das nur alles? o.O
mit Pferd noch... also, ich hatte so 25stunden in der schule... und in der uni nur ca. 20 stunden^^
aber dafür arbeite ich an 6 tagen in der Woche von 18:00 bis 22:30...
das wird hart, am montag geht's wieder los, ich hoffe ich bekomm mein Pferd da immer unter, hab halt auch einen einstündigen weg zur uni :/

Das frage ich mich manchmal auch ^^ :D Aber irgendwie geht es schon. Hatte jetzt aber 2 in meiner Klasse die haben nach Deutschland gewechselt (in 40 min ist man mit dem ÖV an der Grenze) und die gehe jetzt da in die Schule und die haben es sooooo schön... Mmh... Aber meine Eltern würden mir das nie erlauben. *seufz* Manchmal glaube ich die haben irgendwie einen Spinner. Das sind täglich jeweils 8-9 Lektion (meistens 5 am Morgen und 3-4 am Nachmittag)....

oha, da kann man sich doch irgendwann auch gar nicht mehr so gut konzentrieren oO
bin ich froh, dass ich in Deutschland wohne^^

Ja, ich hasse es auch, aber es gibt auch tolle Sachen an der Schule wie meine beste Freundinnen (die alle auch reiten, davor wurde ich immer blöd angesehen so nach dem Motto: "Pferde-Tussi"). Aber naja ein bisschen weniger wäre schön. ;) Ich sag mir einfach immer, wenn du es nicht mehr aushaltest, ziehst du eben zu deiner Cousine nach Deutschland^^ Wirklich machen würde ich es nie, aber verlockend ist es schon.

das glaube ich...
aber zuhause ist es doch am schönsten :)

Ausführlichkeit: 35/50
Personen 20/30 ("Monte Cassino-Perosnen", Robby, du )
Schicksal des aktuellen Monats: -/20
Aufgabe des aktuellen Monats: -/10
Handlung: 46/50
Gesamt: 101 Punkte

Level / neue Punktzahl beim letzten heute bewerteten Beri von dir.