1. Handelt Mitte & Ende März
2. Habe ich ihn nur überflogen und nicht genau Korrektur gelesen, also sorry für Fehler und verdrehte Sätze. Bin gerade zu faul dafür ^^ :D
3. Ich finde ich habe schon besser Beris geschrieben...
4. Seiten 10-19/19
5. Viel Spass beim Lesen!


Nr. 30 - Die neue Davids-Family (Teil 2)
Cate und ich waren den ganzen restlichen Tag herum getigert. Keiner hatte was gegessen, obwohl Max extra Pizza holen gegangen ist. Er hat uns dann als es Dunkel wurde verlassen und ist in seine Wohnung über dem Stall gegangen. Colin hat die meiste Zeit geschlafen, hat dann als einziger von der Pizza gegessen und mit uns DSDS gesehen, weil nichts Besseres im Fernsehen lief. Weder Cate noch ich mochten die Sendung besonders, aber was hätten wir sonst mache können? Colin ging als erstes ins Bett und Cate und ich wollen und konnten nur wach bleiben, wir waren zu sehr aufgeregt. Irgendwann war DSDS zu Ende und Cate zappte weiter. Ich zog Mel und Liv ihre kleinen Pyjamas an und brachte sie nach oben ins Bett. Als ich wieder nach unten kam war Cate auf der Couch eingeschlafen. Ich deckte sie zu und ging in die Küche um wenigstens etwas zu essen. Ich merkte nicht wirklich, dass ich den Apfel in Scheiben schnitt. Zum Vorschein kamen Sterne. Ich lächelte. So was entging tatsächlich den meisten. Ich sah durch die Dunkelheit hinüber zum Stall. Der Tag heute kam mir viel länger vor als zuvor. Heute Morgen war ich noch mit Colin wieder drüben in Hofling gewesen. Wir waren mit Orio und Madonna wieder im Gelände gewesen. Colin hatte die Stute geritten während ich Orio geführt habe. Sobald ich wieder aufs Pferd durfte musste ich ihn einreiten, doch jemand anderem wollte ich ihn für die Ausbildung nicht geben. Na dann, dachte ich, durfte er eben noch ein wenige Weideleben geniessen. Und Tirina ging es unverändert schlecht (oder gut?). Mittlerweile durfte sie sich in der Box und im Paddock davor bewegen. Ihre Sehnen heilte zwar, aber nur langsam. Sie war eben doch schon ziemlich alt. Doch Schritt für Schritt wurde es langsam besser. Ich ging mit ihr wenn immer es mir möglich war am Strick grasen und schon bald würde sie bis zur Weide laufen können und dann dort in einem abgetrennten beriech sein, der etwa die Grösse ihrer Box und Paddock hatte. Das grosse Problem war wirklich der Weg zur Weide. Naja nur noch ein paar Tage und dann durfte meine Maus ja wieder raus...
Ich sah die Hunde über die Weide streifen und beschloss nochmals rüber zu gehen. Zoey brachte man wirklich nicht mehr gut ins Haus, sie war rundherum glücklich mit Twister und Basil draussen. Ich schlüpfte nach draussen und wurde zwischen den Weiden sofort von drei wedelnden Hunden begrüsst. Während Twister und Basil jeweils relativ schnell wieder verschwanden, blieb Zoey bei mir. Wir ging zum Stall, bei den Hengsten waren die meisten schon am Dösen. Silver und Moony streckten jedoch ihren Kopf raus. Ich gab beiden ein Stück Apfel und ging weiter. Im grossen Stall waren die meisten Pferde auch schon tief am schlafen, viele lagen. Nur Tolino nicht. Unruhig war er immer noch. Ich schlüpfte diesmal zu ihm rein, da ich kein Kind auf dem Arm hatte. Doch ich ging nicht auf ihn zu sondern stand einfach da. Plötzlich hatte ich eine verrückte Idee. Konnte ich mit ihm reden wie mit Tiri und damals ein einziges Mal mit Silver. Wie hatte Dad damals gesagt? Man könne im Prinzip mit jedem Pferd sprechen wenn man sich öffnete und das Pferd reden wollte. Meistens war letzteres in speziellen Situationen der Fall, die das Pferd nicht verstand... Ich schloss die Augen. Liess Tolino meine Liebe spüren.

Tolino? Willst du reden?
Still.
Ich bin da für dich, falls du reden möchtest.

Ich liess mich an der Boxenwand entlang nach unten gleiten. Ich liess ihn all meine Liebe spüren, versuchte ihm zu verstehen geben, dass ich nichts schlechtes wollte. Das ich ihm helfen wollte. Plötzlich begann die Luft um mich zu vibrieren. Ja, ich hatte es geschafft, dass war immer dann der Fall, wenn sich ein Pferd mir öffnete. Es zu liess, dass sich seine Gedanken bis zu mir ausbreiteten. In dem Sinn „redetet“ ich nicht mit den Pferden, sondern tauschte Gedanken aus.

Wo ist sie? Ich will nicht weg von ihr, nie mehr wieder. Wo bin ich?
Auf dem Gestüt Silvermoon.
Warum war Angelika nicht da, als mich dieser Mann holte. Warum half sie mir nicht?
Weil sie im Krankenhaus ist.
Still. Würde er die Leitung abbrechen.
Warum bin ich hier?
Weil das dein neues Zuhause ist.
Ich will aber kein neues Zuhause. Mein Zuhause ist bei Angelika. Da bin ich geboren und da geht es mir gut. Als ich weg war, hatte ich meistens grosse Schmerzen. Ich will nicht wieder weg. Ich spürte den Schmerz, die Verzweiflung, die Angst.
Hier wird dir niemand etwas tun.
Ich will zu ihr, ich will hier weg.
Das geht nicht beides.
Warum?
Weil Angelika hier ist.
Vorher war sie noch im Krankenhaus. Ich konnte spürten, dass er nun auf mich auch wütend wurde. Himmel, was richtete ich an!
Das ist sie auch noch. Aber das hier ist auch Angelikas neues Zuhause. Es wird sich nichts verändern zwischen euch, ihr habt beide ein neues Zuhause bekommen.
Ich spürte, das die Panik von Tolino nachliess. Warum ist sie dann nicht hier?
Sie ist im Krankenhaus, dass habe ich dir schon gesagt!
Aber warum, was macht sie dort? Warum ist sie nicht bei mir? Und was zum Teufel ist ein Krankenhaus überhaupt? Wann kann ich sie sehen?
Sie bekommt ihr Kind und deswegen ist sie dort. Und sobald alles vorbei ist, kommt sie zu dir. Dann kannst du sie sehen.

Ich spürte Tolinos Atem auf meinem Gesicht, sah in die dunklen Augen.

Ruh dich aus Tolino. Ich passe auf dich auf.
Bleibst du auch wirklich bei mir? Es ist alles so neu und beängstigend ohne Angelika.
Ich verspreche es dir, ich bleibe hier.

Meine Muskeln schmerzten. Ich streckte mich. Wo war ich? Ach ja in Tolino Box, ich war tatsächlich eingeschlafen. Ich sah, dass eine Decke über mich gelegt war, konnte mich aber nicht daran erinnern sie selber da hingelegt zu haben. Im selben Moment tauchste Max auf.

„Wach?“ fragte er.
Ich nickte. „Hier hast du eine Tasse heissen Tee.“
„Danke.“ Meinte ich und sah zu ihm hinüber. Er stand unschlüssig in der Tür.
„Hervorragende Leistung Lucy, deine Vater hätte es nicht besser machen können.“ Meinte er und deutete auf Tolino. Ich lächelte. Er lag in seinem Strohbett.
Ich stand auf. Oh Gott war ich steif!
Tolino wurde durch das Geräusch wach. Erst rappelte sich ebenfalls auf und kam auf mich zu. Er blies in mein Gesicht.

Du bist ja immer noch da!
Ich habe es schliesslich auch versprochen. Ist es okay, wenn ich jetzt kurz weg gehe? Ich komme wieder. Ganz sicher.
Ja.

Ich streichelte den Braunen am Hals. Andere Leute mussten mich für verrückt halten, wenn ich ein Pferd um Erlaubnis fragte, aus seiner Box zu gehen. Doch ich stand zu meinen Versprechen, egal ob mein Partner ein Pferd oder ein Mensch war.
Max stand immer noch in der Tür. Er hatte so einen seltsamen Ausdruck.
„Was ist?“
„Du bist Tim so ähnlich in diesem Moment wie Cate ihm auf dem Viereck. Ich war gestern Nacht schon hier und habe dir die Decke gebracht. Ich habe damals schon gedacht, dass du mit ihm geredet hast. So wie Tim es gemacht hätte. Hier seid wahre Pferdeflüsterer.“
„Ach was.“
„Doch, Lucy. Lass es dir von jemand sagen, der schon sein ganzes Leben mit Pferden verbringt.“
„Aber ich will niemand besonderes sein.“
„Das bist du aber – mit und ohne dieser Gabe.“
Ich dachte über Max Worte nach. Er hatte wirklich recht... Ich bin besonders, egal ob das dazu kam oder nicht. Ob ich mit Pferden reden konnte oder nicht. Ich war Lucinda Davids und auch wenn ich eine Zwillingsschwester hatte, war ich einmalig. Ich grübelte noch etwas länger darüber nach. Doch dann sah ich wieder zu Max auf.
„Bist du extra gekommen wegen dem Tee?“
„Eigentlich nicht... Tim hat angerufen...“ meinte er mit einem lächeln auf dem Gesicht.
Ich grinste ihn an. „Und?“
„Du hast heute Morgen früh einen für sein Alter grossen und kräftigen Bruder bekommen.“
„also ein Benjamin Jonathan Davids-Meyer“ murmelte ich vor mich hin.
„Tim hat dir den Namen verraten?“ fragte Tim ganz erstaunt.
„Ja, damit ich nicht den selben wähle.“
Max lachte.

Eine Stunden später, nachdem das wichtigste im Stall erledigt war, fuhren wir ins Krankenhaus um unser kleiner Bruder zu begrüssen. Als wir die Zimmertür öffneten wusste ich erst gar nicht was sagen. Angelika und Dad sassen nebeneinander auf dem Bett und hielten ein kleines Bündel. Mir lief eine Träne über die Wange. War das bei mir – bei uns – auch so gewesen? Schnell wischte ich mir sie weg. Hoffentlich hatte sie niemand gesehen. In letzter Zeit war ich echt zu nahm am Wasser gebaut! Dad sah auf und sah mich und Cate an. Sein Blick war unbeschreiblich. Da war so vieles drin, Stolz, Freude, Glück... Angelika strahlte uns auch an und vorsichtig machte ich einen Schritt auf das kleine Wesen in ihren Armen zu. Mein Bruder! Wahnsinn dachte ich. Vor 2 Jahren hatte ich weder eine Schwester noch einen Bruder und jetzt hatte ich beides. Gut eigentlich war er nur mein Stiefbruder, aber das Wort mochte ich überhaupt nicht. Als ich ihn dann das erste Mal in voller Grösser erblickte, erschrak ich. Er war fast beinahe so gross wie Liv, die aber schon 2.5 Monate älter war! Max hatte Recht, dies war ein ganz schon grosser Kerl. Sorgfältig gab Angelika ihn Cate in die Arme. Regungslos stand ich neben ihr.
„Wie heisst er?“ fragte sie.
Dad blickte sie an. „Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber er wird 2 Namen haben. Das ist in Angelikas Familie so Tradition. Alle erstgeborenen Jungs heissen Jonathan, die Mädchen Chiara.“
„Lucy und ich haben auch 2 Namen.“ Meinte Cate.
Dad lachte. „Das hat Lucy damals auch gemeint.“
„Du wusstest davon?“ fragte Cate.
„Ja, Dad hat mir ihr Namen für das Baby verraten, weil es ja ziemlich doof gewesen wäre, wenn Mel und Liv gleich geheissen hätten.“ Meinte ich zögernd.
„Ja stimmt. Aber wie heisst er nun?“ fragte Cate ungeduldig und zu meiner Erleichterung überhaupt nicht böse
„Benjamin Jonathan.“ Meinte Angelika und sah ihr Sohn liebevoll an.
„Na dann herzlich Willkommen in der chaotischen Davids Familie kleiner Ben.“
Fragend sah ich Angelika und Dad an. Ben? Wollten sie ihm diesen Rufnamen geben oder hat Cate das jetzt gerade beschlossen? Dad nickte unmerklich. Das war wohl sein Teil der Namenswahl – ein langer Name, der aber gut klingend abgekürzt werden konnte. Ich fühle mich auch als eine Lucy, aber manchmal unterstützte es mein Selbstbewusstsein, wenn ich mich Lucinda nennen konnte.

Der Tag verging sehr schnell. Cate, Colin, Max, Mel und Liv fuhren wieder nach Hause. Zuhause angekommen verging dann der Tag wie immer. Stall, Pferde, Mel und Liv, Essen und so weiter erst gegen Abend als ich mit Colin draussen auf der Terrasse sass, wurde mir bewusst, das Ben gar nicht sein Enkel war, obwohl er mein Bruder war. Wie er sich wohl fühlen mochte bei diesem Gedanken? Ben war nicht mit Colin verwandt, kein kleines bisschen. Auch mich beschäftigte dieser Gedanke lange. Als mich mein Granddad fragte, an was ich denke und ich ihm seine Frage beantwortete, sagte er mir offen und ehrlich, dass die Situation schon ein bisschen speziell se, doch der kleine Ben würde sicher nichts gegen so etwas wie einen weiteren Grossvater haben. Nein, dachte ich. Ben ist wirklich so etwas wie ein nicht verwandter Enkel. Ein Stief-Enkel? Gibt es dafür überhaupt eine Bezeichnung? Ach, was Bezeichnungen innerhalb meiner Familie waren eh komisch. Ben war schon bei seiner Geburt Onkel, überlegte ich. Onkel von Mel und Liv, oder war das nur ein Stief-Onkel? Verdammt, es war wirklich zu kompliziert. Am besten man lässt diese Bezeichnungen einfach weg.
Bis Dad heimkam, war es schon Dunkel. Cate schlief schon tief und fest und auch Colin.
Doch ich war noch wach, da Mel und Liv partout nicht schlafen wollten. Dad setzte sich neben mich aufs Sofa.
„Wie geht es Ben und Angelika?“
„Gut.“ Er lächelte mich an. Sein Blick strahlte immer noch. „Ich habe dich lieb Lucy.“
„Das weiss ich.“
„Trotzdem.“ Er küsst mich auf die Stirn. Ich konnte kaum mehr glauben, dass mir diese Geste einmal komisch vorkam.
Er drehte sein Glas hin und her. Ich merkte, dass er mit sich rang. Aber ich konnte ihm nicht helfen, denn ich wusste nicht, um was es ging.
„Lucy?“
„Mmh...“
„Meine Eltern werden morgen Benjamin besuchen kommen.“
Ich nickte. „Na und? Ich muss ja nicht auch dort sein.“
„Nein, aber ich denke es wäre besser, wenn du doch dort wärst.“
„Warum? Damit ich mir noch mehr Nettigkeiten an den Kopf scheissen lassen kann.“
Er sah mich traurig an. „Irgendwann sollte man das Kriegsbeil begraben Lucy. Nur weil ich mich nicht mit ihnen vertrage, heisst das nicht, dass du das auch nicht musst.“
„Ich habe mein Urteil unabhängig von deiner Meinung gebildet. Ich habe sie letzten Juni das erste Mal gesehen und was sie da gesagt haben muss ich nicht noch einmal zu Ohren bekommen.“
Dad seufzte. „Lucy, bitte. Mach es nicht noch schwerer als es schon ist.“
„Was schwerer?“
„Der Graben zwischen uns ist schon viel zu gross, er darf nicht noch grösser werden. Zu Teufel noch mal es sind immer noch meine Eltern.“ Dad fuhr sich aufgeregt durchs Haar.
„Sorry Dad. Ich wollte nicht...“
„Schon gut, Schatz. Ich stehe auch nicht mehr hinter ihrem Handeln, aber sie gehören trotzdem noch zur Familie und haben deswegen ein Recht es zu erfahren.“
„Was erfahren? Das Ben auf die Welt kam?“
„Das wissen sie schon, ich habe sie heute Nachmittag angerufen. Nein, ich meine, dass es Mel und Liv gibt.“
„Sie wissen es noch nicht?“ fassungslos sah ich ihn an. Irgendwie hatte ich es zwar geahnt, aber nicht wirklich geglaubt.
Dad sah mich aufgewühlt an. „Irgendwann werden sie es erfahren. Die Zeitung und Pferdehefte haben zwar, Gott sei Dank, noch nichts berichte – so berühmt sind wir nun auch wieder nicht, dass sie so was aus heiterem Himmel erfahren würden, als du her kamst, war ja zufällig oder blöderweise gerade dieses Interview... Aber wir können es nicht ewig verheimlichen und ich will das auch nicht...“
Ich sah ihn an. „Aber... das bedeute... sie werden nicht happy sein.“
„Nein das werden sie nicht Lucy. Aber ich stehe hinter dir – ich stehe zu meiner Familie und da gehörst du, Mel und Liv dazu. Sie können davon halten was sie wollen, aber wir müssen es ihnen sagen.“
Ich sah meinen Vater an. Tim Davids – der Sohn der berühmten und siegreichen Davids-Familie. Er steht für mich ein. Ich sah ihm an, dass der uns bis aufs letzte vor seinen Eltern beschützen würde.
„Tuen wir eben was getan werden muss...“ meinte ich und versuchte mir selber Mut zu zureden. Ich wollte diese Personen nicht wieder sehen. Gut es waren meine Grosselter, aber trotzdem spürte ich keinerlei Verbindung. Das einzige was da war, war Hass. Ich konnte mich noch gut an ihre Worte erinnern und jedes einzelne davon rammte mir schon bloss beim Gedanken an das Gespräch wieder ein Messer in die Brust. Dad drückte meine Hand. „Wir werden das schon schaffen Lucy.“
„Ja.“ Meinte ich. „Aber ich werde es nicht zulassen, dass sie Mel oder Liv was tun. Dass sie die beiden verletzen...“
Ich sah ihm in die Augen und sah da mich selber gespiegelt. Fühlte er dasselbe? Das er, wenn es sein musste, durchs Feuer gehen würde, wenn er uns dafür vor ihren Beleidigungen beschützen konnte. Vor ihrer Verachtung. Und plötzlich hatte ich ein riesiges Schuldgefühl. Ich würde den Graben zwischen ihm und seinen Eltern vergrössern, weil ich... Ich schloss die Augen. Nicht weinen! Verdräng es. Ich stellte mir vor, wie ich das Böse in mir mit jedem Atem zu weiter nach unten drücken würde, bis es schlussendlich durch meine Füsse im Boden verschwunden ist.

Den nächsten Morgen verbrachte ich alleine im Stall, während Colin auf seine Urenkelinnen aufpasste. Ich liess Tirina das erste Mal auf eine abgetrennte kleine Koppel. Ganz zufrieden mit der neuen Situation zupfte sie am Grass. Ich habe dann Orio longiert und Madonna auch. Ich brannte darauf mich wieder auf ihr Rücken zu schwingen – überhaupt auf irgendein Pferderücken. Noch 2 Wochen sollte ich warten. Dann wäre die Zeit endlich abgelaufen. Endlich.
Als ich dann gegen Mittag wieder heim kam, warteten die andern schon auf mich. Cate und ich würden schon rauf gehen, während Colin noch auf Mel und Liv aufpassen würde. Schliesslich müssen wir nicht gerade mit der Tür ins Haus fallen... Irgendwie konnte ich es immer noch nicht recht glauben. Nun war es so weit. Ich würde meinen Grosseltern ein zweites Mal gegenübertreten. Helene und Frederick Davids. Ich schluckte. Egal, wir würden es schon schaffen, schliesslich hat mir Dad ja gestern versprochen, dass er hinter mir stand...

Als wir ankamen, waren die besagten Personen schon da. Sie standen alle samt um Bens Bettchen: Angelika, Dad, Helene und Frederick. Ihre Kleidung sagte wieder einmal alles über sie aus. Während wir alle in Jeans und Pullover da waren, war ihre Kleidung ganz anders. Formel, edel. Mein Gott, mein Vater tat mir echt leid, wenn er unter solchen Bedingungen aufwachsen musste! Cate drückte kurz die Hand, bevor sie ins Zimmer trat.
„Grossmutter, Grossvater! Ich freue mich euch so zu sehen.“ Sie ging auf die Personen zu und liess sich breitwillig küssen und rücken. Doch als sie in meine Richtung blickte verdrehte sie nur die Augen. Sie hatte mir erzählt, dass sie dies schon Jahre lang geübt hatte. Oft traf sie zwar nicht auf sie, aber trotzdem einige Male... Dann war ich dran. Doch ich beherrschte die Show noch nicht so gut. Etwas steif liess ich mich umarmen und mir ein Kuss auf die Wange drücken. Meine Grossmutter kniff mir in die Wange und meine, dass ich gewachsen sei seit dem letzten Besuch und dass ich mehr in die Sonne gehen solle, ich sei so bleich. Pah! Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich an Colin dachte. Cate stellte sich neben mich und flüsterte mir genau dasselbe zu. Dass sie froh sein mindestens einen Grossvater zu haben, der brauchbar war. Brauchbar! Colin war eindeutig mehr als das, aber ich wusste was Cate meinte und lächelte. Bei Colin konnte man so sein wie man war, man konnte mit allen seinen Problemen zu ihm gehen.
„Na wie gefällt euch euer kleiner Bruder? Er ist ja soooo süüüüssss!“
Cate lächelte gestellt. „Ja Grossmutter, dass finde ich auch.“ Ich kniff sie für diese Bemerkung in die Seite, als Helene weg sah. Aber ich bekam postwendenden einen Kniff zurück. Lachend setzte ich mich auf einen Stuhl und Cate liess sich neben mir nieder. Angelika hatte Ben auf den Arm genommen und sich mit ihm aufs Bett gesetzt. Dad und sie warfen sich Blicke zu, die nichts gutes Verheissen konnten. Nein, warum? Dad blickte mich an. Ich sah bloss auf meine Fussspitzen.
„Na dann wollen wir euch nicht mehr lange aufhalten.“ Meinte Frederick.
„Ja, schon bald ist Ostern, wer weiss ob der Osterhase vielleicht bei uns auch was für euch drei hinterlässt. Dann bringe ich es euch selbstverständlich mit... Und auch ein kleines Geschenk für Benjamin-chen.“ Meinte Helene. Haha, als ob ich noch an den Osterhasen glaube. Und Benjamin-chen, was für ein albernen Spitznamen.“
Sie drehte sich zu Cate um und drückte ihr einen Abschiedskuss auf die Wange, das gleiche tat sie bei mir. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste, doch ich konnte nicht, ich war wie gelähmt. Mechanistisch gab ich Frederick die Hand. Die gleiche Prozedur legte sie auch bei Angelika, Ben und Dad an den Tag. Als sie sich zur Tür umdrehte, hörte ich wie Dad sich räusperte. Nein, ich hatte schon gehofft, dass er es nicht sagen würde.
„Mama, Papa ich muss euch noch was sagen. Es ist sehr wichtig, also bitte unterbrecht mich nicht.“ Meinte Tim. Mama, Papa. Das tönte ganz schräg in meinen Ohren. Sogar Cate sagte zu Dad ‚Dad’.
„Ja? Hatte es etwas mit einer Hochzeit zu tun? Dein Vater und ich haben dir ein wenig verziehen, dass du nicht schon geheiratet hast, als wir deinen kleinen Sohn sahen. Aber wir freuen uns natürlich, dass du selber zur Vernunft gekommen bist.“
„Mama, was fällt dir ein, mich zu unterbrechen, wenn ich dich extra um das gebeten habe!“ fuhr Tim sie an.
„Tim, so redest du nicht mit deiner Mutter. Wir haben dich besser erzogen.“ Oh Gott, dachte ich nur.
„Ach, Frederick, jetzt sei nicht so. Ich verzeih im. Stell dir vor, unser Tim-chen wird wieder heiraten.“ Zum Glück hat sie mich noch nie mit Lucy-chen angesprochen!
Sie ging auf ihr Sohn zu, doch Tim schob sie grob zurück.
„Nein, ich werde nicht Heiraten!“ Er sah Angelika an. „Na gut vielleicht doch irgendwann, aber das was ich euch sagen, wollte, hat nichts mit dem zu tun.“
Helene wurde erst rot und dann bleich. Sie sagte nichts mehr. Ich warf Angelika einen Blick zu. Hatte sie das mit der Hochzeit getroffen? Auf jeden Fall liess sie sich nichts anmerken.
Ich hörte wie Dad durchatmete. „Ich wollte euch sagen, dass ihr nicht nur Grosseltern geworden sind von Ben, sondern auch Urgrosseltern...“
„Was?“ ihre Stimme war nicht laut, aber extrem scharf. Ich zuckte zusammen. Sie sah uns an. Mich und Cate. Bestimmt überlegte sie nun ob wir sie verarschen und wenn nicht, dann wohl wer von uns die Mutter war. Ich zitterte unter ihrem Blick, der starr auf mich gerichtet war. „Meine Töchter heissen Melanie Colleen und Livianne Nataly und sind am 8. Januar zur Welt gekommen.“ Flüsterte ich leise.
„Tim, wie kannst du uns nur antun? Wir dachten echt, dass du erwachsen geworden bist, dass du vernünftig geworden bist und verantwortungsbewusst. Doch wie ich höre bist du das nicht. Mein Gott wie kannst du es nur zulassen, dass deine damals noch minderjähre Tochter... du weißt schon... Früher in den alten guten Zeiten hatte man noch anstand bis nach der Hochzeit zu warten! Schade, nichts als Schande bringst du über unsere Familie seit du diese Nataly Miller kennengelernt hast. Sie ist der Teufel höchst persönlich, hat dich verhext! Und jetzt auch noch ihre Tochter, aber ich hätte es mir denken können... Zum Glück hast du damals mindestens Cate vor ihr beschützen könne. Sie hat sie nicht verhexen können. Eine Schade, eine fürchterliche Schande! Alle beide, ich habe es dir schon immer gesagt.“
Es war ganz still im Raum. Keiner Sagte was. Ich kämpfte mit den Tränen. Verdammt noch mal, ich... Und vor allem Mom, sie war keine Hexe, keine Teufel, kein...
„Hat der Vater mindestens den Anstand, die Konsequenz daraus zu ziehen? Das zu tun, was eine ehrenhafter Mann tun würde?“ fragte sie schroff. Und dann an Frederick gewannt. „Nun sag doch auch was. Schliesslich ist es dein Name der verschmutz wird!“
In mir kochte die Wut, ich hätte die Frau am Liebsten ins Gesicht geschlagen, doch Cate hielt mich zurück. Ich konnte sie als nur wütend anstarren und wenn Blick töten könnten, naja dann wäre sie nicht länger am Leben. Dad, flehte ich, sag was. Doch Dad stand nur da. Bleich im Gesicht und total verängstigt. Na toll, dachte ich, doch dann ertönte Angelikas Stimme. Ruhig, sachlich und gefasst. „Lucy, bringt keines Falls Schande über die Familie. Sie ist eine bewundernswerte 18-jährige, die zwei bezaubernde Töchter hat. Und an ihrer Stelle würde ich den Vater der Töchter nicht heiraten. Erstens ist sie dafür viel zu jung und zweitens würde ich niemals meinen Vergewaltiger heiraten, er müsste natürlich erst noch gefunden werden. So und nun möchte ich, dass sie gehen.“ Angelika legte Ben weg und ging zur Tür und hielt sie auf. Helene und Frederick verliessen ohne ein weiteres Wort das Zimmer, ohne das sie Mel und Liv gesehen hatten. Ich weiss nicht, ob mich das glücklich oder traurig stimmen sollte. Glücklich, weil meine Töchter nicht mit diesen Menschen in Kontakt gekommen sind, traurig, weil sie meine Töchter nicht sehen wollten. Ihre Urenkelinnen...
Als Angelika die Tür geschlossen hatte, drehte sie sich zu mir um. „Hör nicht auf sie Lucy. Du und Cate ihr seid wirklich zwei bemerkenswerte Personen und was ich über Mel und Liv gesagt habe, meine ich auch so.“ Ich nickte. Ihre Worte waren Balsam für meine Seele. Angelika ging zu Tim hin und legte den Arm um seine Schultern. Er hatte sich zum Fenster gedreht und starrte raus.
„Alles okay?“ fragte sie. Ich sah wie Dad durchatmete, den Kopf schüttelte und sich in Angelikas Umarmung fallen liess. Tränen liefen sein Gesicht herunter. Ich stand auf und ging zu ihm hin.
„Ich habe dich lieb Dad.“ Er lächelte mich durch ein Tränenschleier an.
„Danke Lucy. Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich eingestanden bin. Ich habe es dir versprochen und ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Verdammt, noch mal.“
„Schon gut Dad.“
„Nein, nichts ist gut. Ich fühlte mich wieder wie als Kind und konnte kein Wort sagen. Dabei hätte ich was sagen müssen... Stattdessen habe ich die, die mir wichtig sind, einfach im Stich gelassen. Ich wollte euch beschützen, aber ich konnte nicht.“ er sah Angelika traurig an. „Ich fühle mich als so ein Loser.“
„Nein, das bist du nicht.“ Meinte Angelika. „Und du brauchst uns nicht alleine zu beschützen, denn gemeinsam als Familie sind wir viel stärker. Und für die, die ich liebe, stehe ich jederzeit ein."

schönes ende :)
ich finde es toll, dass ihr so eine starke familie geworden seid, auch wenn es alles bisschen kompliziert ist^^
aber die eltern von tim sind ja wirklich unfassbar, vorallem die mutter -.-
wobei das ja wirklich typisch ist, die männer halten sich schön raus, wärend die frauen das ausdiskutieren, das ist ja im echten leben auch meistens so^^

schön, dass Ben gesund und munter ist, und dass Tirina wenigstens wieder auf die weide darf... hoffentlich ist sie bald wieder fit, und hoffentlich kannst du bald wieder reiten :)
ich bewerte später, bin momentan so träge... war gestern nach nur drei stunden schlaf von fünf uhr morgens bis abends um halb zwölf unterwegs :/
bin total im arsch^^

Kein Problem, die Punkte sind mir nicht so wichtig, die Rückmeldungen schon. ;)