So, hier kommt endlich wieder einer meiner Beris. Mir kamen nämlich endlich wieder Ideen. Trotzdem kommt es mir so vor, als müsste ich mit allem was ich je gelernt habe (in Sachen Schreibstil) von vorne anfangen... sorry, dass der nicht so toll ist...
Die ganze Welt fing an sich zu drehen… fühlte sich an als wäre meine Identität verschwunden. Meine Augen wollten zuklappen, aber ich versuchte sie offen zu halten. Von Weitem hörte ich Stimmen. „Fiona… Fiona…“, doch diese Worte schienen weit, weit weg. Vielleicht meinten sie jemand anderen. Es gab sicher noch andere Fionas auf der Welt. Mein Kopf wurde schwer und ich sackte in mir zusammen. Ich fühlte mich leblos und vor allem uninteressant…
Als ich langsam wieder zu mir kam, lag ich in einem Bett. Es war weiß. Nein Moment, das ganze Zimmer war weiß. Und beängstigend. Niemand war da und ich hatte nicht die geringste Orientierung wo ich mich befand. Angst breitete sich über meinen Körper aus. Sie rutschte von meinen Zehen hoch in mein Herz. In Panik sah ich mich um. Nichts, niemand. Nur weiß. Vielleicht war das, was ich in den letzten Stunden gefühlt hatte wirklich wahr geworden. War es so, befand ich mich irgendwo fernab der Welt. Ich sah an mir herunter. Was war das? Schläuche führten in mich herein. So sah es doch nur… so sah es doch nur… so war es doch im Krankenhaus. Ich rieb mir mit einer Hand die Augen. Langsam sah ich auf dem verschwommenen Weiß wieder Farbtupfer. Diese wurden zu Bildern. Und ich erkannte, dass meine Bettdecke rot-weiß war und nicht nur weiß. Also lebte ich noch. Aber was machte ich im Krankenhaus? Wie viel Zeit war vergangen? Und wo war Caprice? Moment! Wieso dachte ich jetzt ausgerechnet an Caprice und nicht auch an die anderen? Da war doch irgendwas gewesen. Aber was? Es fiel mir beim besten Willen nicht mehr ein. Mein Kopf dröhnte los. So stark und laut. Wie laut? Und wie stark? Ich spürte nur, dass es schmerzhaft war. Da ich irgendwo mal gehört hatte, das Schlafen gegen Kopfweh am besten war, wollte ich das mal probieren…
„Sie atmet ruhig!“, von diesen drei aufgeregten Worten wurde ich geweckt. Ich hatte nur wenige Erinnerungen an das was ich vor ein paar Stunden gemerkt hatte, aber ich wusste noch, dass ich im Krankenhaus war. Wenn ich auch nicht wusste wieso…Jetzt machte ich einen Versuch den Kopf zu heben. Es fühlte sich an als würde ich tonnenschwere Hanteln stemmen, aber ich schaffte es. „Hallo“, flüsterte ich leise. Alle Köpfe wirbelten herum. Und das waren immerhin fünf. Wow, wenn ich nicht solche Kopfschmerzen gehabt hätte, hätte ich mir selbst applaudiert. So schnell hatte ich noch nie Beachtung gefunden. „Siehst du Max! Ich wusste, dass das andere Medikament hilft.“ Sagte ein älterer Mann zu einem Mitte-dreißigjährigen. Ein dritter mischte sich ebenfalls ein. „Siehst du Jerry! Aber ohne mich wärst du nie darauf gekommen!“ Nur zwei junge Frauen kommen zu mir. Die eine hatte rotes, langes Haar und die andere hatte ihr schönes braunblondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Geht’s dir gut?“, fragte die mit den roten Haaren besorgt. Ich nickte. „Außer ziemlichen Kopfschmerzen ist alles in Ordnung“, antwortete ich. „Das ist normal nach so einem Sturz“, tröstete die mit dem Pferdeschwanz mich. Wovon redeten die? Was war überhaupt passiert? Die Verwirrung überkam mich. Vorher als ich noch im Halbschlaf gelegen hatte, war mir das egal gewesen, aber jetzt wollte ich wissen was passiert war!
Die Verwirrung war mir wohl anzusehen. „Ich glaube das können dir deine Freundinnen besser erklären“, sagte die Rothaarige. Meine Freundinnen? Welche? Becky? Lessa? Die Fragen bildeten in meinem Kopf einen Wirbel. „Könnt ihr es mir nicht jetzt sagen?“, bettelte ich. „Wir wissen nur, dass du irgendwo gestürzt bist und jemand dich im Koma liegend hierher gebracht hat.“ Erklärte die braun-blonde, die sich mir als Moni vorstellte. Gestürzt? Meine Gedanken flogen wieder zu Caprice. Gestürzt? Da war etwas gewesen. Ich wusste es… und auch wieder nicht… Moni und die rothaarige, die Anna hieß, sagten sie würden gleich das Frühstück bringen. Und ich konnte weiter nachdenken. Ja Caprice… da war irgendwas mit uns beiden gewesen… ich war geritten, ja und dann? Mir blieb offensichtlich nichts anderen übrig, als darauf zu hoffen, dass ich heute schon nach Hause durfte. Hoffentlich… kurz darauf klopfte es und Anna kam mit dem Frühstück herein. „Darf ich heute schon nach Hause?“, platzte ich mit meiner Frage heraus. Anna lachte. „Das ist meistens die erste Frage die die Gäste beim Frühstück stellen. Aber Jerry meint, wenn du in nächster Zeit seine Super-Tabletten nimmst, dürfte es gehen.“ Ich strahlte. Das war ja besser als super! Und jetzt die nächste Frage: „Wie lange bin ich denn eigentlich schon hier?“ Anna sah mich durchdringend an, so als müsste sie erst herausfinden, ob ich für kommende Nachricht bereit war… „Vier Tage lagst du im Koma…“, erklärte sie. Was?! Das konnte doch nicht sein… vier Tage? Was war denn verdammt noch mal passiert? Was war so Schlimmes gewesen. Anna ließ mich mit meinen Nachdenkereien allein. Ich öffnete den Deckel und sah ein übliches Krankenhausfrühstück. War ja eigentlich klar gewesen. Gesundes Naturjogurt, ein Vollkornbrot, eine Tasse Milch, Butter und ein bisschen Marmelade. Ich begann zu essen.
„Bitte gut aufpassen und jeden Tag eine dieser Tabletten mit Wasser nehmen“, befahl mir einer der Ärzte. Ich hörte fast nicht zu und nickte nur nebenbei. Hauptsache ich würde mal erfahren was passiert war… wie war es gewesen? Ich bekam ein Päckchen mit weißen Tabletten in die Hand gedrückt und ich steckte sie in die Tasche. Endlich, endlich konnte ich das Krankenhaus verlassen! Die letzten Stunden nach dem Frühstück war ich nur da gelegen und hatte abgewartet. Hatte mich gelangweilt und über den Sturz, was auch immer das gewesen war nachgedacht. Was war passiert? War Caprice verletzt? Und endlich durfte ich das leuchtend weiße, beängstigende Haus verlassen. Die Drehtüren öffneten sich mit einem Quietschen. Jetzt sah ich an mir herunter. Ich hatte ja noch meine Reitsachen an! Ich beschloss nicht erst ein Taxi nach Hause zu nehmen, sondern gleich in den Stall zu fahren und herauszufinden was passiert war. Zum Glück hielt sowieso gerade eines hier. Ich sauste hin und stieg ein. Eine ältere Frau saß am Steuer und klopfte nervös mit dem Finger aufs Lenkrad. „Wohin wollen Sie?“, erkundigte sie sich. „Tsubasa Stables“, antwortete ich. Erstaunt drehte sich die Dame um. „Tsubasa Stables? Da will ich auch bald mein Pferd hinstellen.“ Ich hörte das gar nicht richtig, denn als sich die Frau umgedreht hatte, verschluckte ich mich beinahe! Das war ja gar keine ältere Frau! Das war ein junger Mann, etwa in meinem Alter. Ein äußerst gut aussehender Mann sogar… wie hatte ich denken können, dass der eine Frau war! Er hatte leuchtend braune Augen und lässig zurückgekämmte lange Haare. Er fuhr an und ich musste mich erstmal von dem Anblick erholen. Noch nie war ich verliebt gewesen… aber wenn Schmetterlinge im Bauch und zitternder Augenbrauen ein Zeichen dafür waren, dann war ich es jetzt! Als wir gerade links abbogen nahm er ganz lässig das Gespräch wieder auf. „Ist es schön auf den Tsubasa Stables?“, wollte er wissen. „Ja…“, antwortete ich unsicher, aus Angst etwas Falsches zu Sagen… „Ich, ich habe dort selbst vier Pferde stehen.“ Er schien interessiert. „Was für welche denn?“, fragte er neugierig. „Einen Haflingerhengst, ein Deutsches Reitpony, eine Islandstute und ein Kleinpferdemix.“ Wenn ich von meinen Pferden sprach, war ich wieder ganz meinem Element. „Cool“, im Spiegel sah ich, dass er lächelte. „Und was ist deines für eins?“, wollte ich wissen. „Ein Welsh Cob Hengst, braun er heißt Billy…
Meine Knie zitterten ordentlich, als ich wenige Minuten später auf dem Pflaster vorm Hof stand. Ich war echt mit so einem gut aussehendem Mann in einem Taxi gewesen und mich über Pferde unterhalten. Wow… langsam trat ich durchs Tor auf den Hof. Vorne auf dem Platz ritt Lucy auf Princess. Unserem geteilten Pferd. Als sie mich sah, ließ sie Princess blitzschnell angaloppieren und kam zu mir. „Geht es dir wieder gut?“, erkundigte sie sich ziemlich aufgeregt. „Ich weiß nicht mal was passiert ist…“, flüsterte ich. „Soll ich es dir erzählen?“, Lucy sah mich fragend an. „Bitte…“, murmelte ich. „Also, du warst mit Caprice auf dem Platz, als gerade Judith mit Romance aus dem Stall kam. Das Arschloch hat sich losgerissen und ist auf euch zu gestürmt. Caprice wollte euch beide aus der Gefahrenzone bringen und ist zur Seite gesprungen. Dabei ist er aber ausgerutscht und gestürzt…“ Schilderte Lucy mir. Langsam kamen Bruchstücke des Unfalles zurück in meinen Kopf. Oh Gott! Caprice! „Wo ist Caprice? Geht es ihm gut?“, ich wollte zum Stall rennen, aber Lucy hielt mich fest. „Ja, er hat nur ein bisschen gelahmt, aber das ist schon wieder weg. Wenn du ihn bis nächste Woche noch schonend reitest, kannst du wieder ganz normal weitermachen, sagt der Tierarzt.“ Ich nickte erleichtert, war aber trotzdem noch nervös. „Ich glaube gegen Nervösität hilft reiten am Besten“, sagte Lucy entschlossen. „Ich würde sagen, du kannst Princess jetzt noch kurz haben wenn du möchtest.“ Ich nickte, „Ja, super gerne, aber ich gehe vorher noch schnell zu Caprice okay?“ Lucy nickte. Ich kehrte um und rannte in Richtung Offenstall. Auf dem Weg stieß ich mit Judith zusammen. „Oh Gott Fiona!“, rief diese. „Bin ich froh, dass du wieder da bist. Tut mir echt leid, aber Romance war echt nicht zu halten…“ ich nickte. „Du kannst ja nichts dafür. Und Romance ist nun mal einfach ein Wilder.“ Judith schien erleichtert darüber, dass ich nicht dachte sie wäre Schuld. Wir nickten uns noch zu und ich ging weiter.
„Na Kleiner“, flüsterte ich Caprice zu als ich in den Unterstand den Offenstalls kam, wo er sich gerade befand. Er stieß ein freundliches, begrüßendes Brummeln aus. Offensichtlich hatte er seinen spektakulären Sturz, von dem in mir jetzt wieder alles klar war, schon vergessen. Ich zog ein Leckerli mit Minzgeschmack heraus und hielt es meinem Kleinen hin. „Heute longieren wir mal nur, ab nächster Woche reiten wir dann wieder richtig.“ Erklärte ich ihm, während er mich so flehend ansah, dass ich ein zweites Leckerli locker machte. Ich streichelte ihm über die Nase und setzte mich dann in eine Ecke ins Stroh. Bei Caprice fiel mir mal wieder auf, dass Pferde wirklich wie Menschen dachten. Wäre ich auf Dream Diva geritten, hätte sie wahrscheinlich gebuckelt, mich abgeworfen und wäre davon gerannt. Wofür die Kleine natürlich nichts konnte! Diva war eben… Diva halt! Komisch, dass ich die kleine Zicke verteidigte. Aber irgendwie mochte ich sie. Meine Gedanken flogen wieder zu dem jungen Mann, den ich erst für eine ältere Dame gehalten hatte… er war wirklich hübsch mit seinen braunen Augen und seinem sympathischen Gesicht… aber konnte man das verliebt nennen? Vielleicht ja vielleicht nein… ich wandte mich wieder Caprice zu, der beim Kraulen entspannt den Kopf senkte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schon über zwanzig Minuten hier war…
Als ich ein bisschen später Princess am Zügel hielt und Lucy in den Stall zu Tirina rannte, hatte ich die Gedanken an den Mann schon aus meinem Kopf ins Unterbewusstsein verschoben. Wenn ich ritt, dann galt das Pferd und nicht die anderen Gedanken. Ich gurtete nach und ließ die Bügel herunter. Mein Knie zitterte als ich den Fuß in den Bügel setzte. Ich hatte Angst aufzusitzen! Wie albern war das denn. Nur weil ich einmal runtergeflogen war. Princess war doch das absolute Verlasspferd! Ich schwang mich schließlich doch hoch und kaum saß ich oben, fühlte ich mich wieder wie Zuhause. Princess streckte sich entspannt als ich den Zügel lang ließ und sie ging in einem ruhigen Tempo um die Bahn. „Ja, bist ja eine gute“, flüsterte ich und klopfte ihr den Hals. Ja, Princess war wohl mein bravstes Pferd. Fuego war ein bisschen frech und bekam manchmal Hengstmanieren, Caprice war ein bisschen aufdringlich und Branda hatte ziemliches Temperament. Aber ich liebte alle so wie sie waren. Alle waren toll, so wie sie waren. Nach ein paar Runden nahm ich jetzt die Zügel auf und ritt im flotteren Schritt vorwärts. Princess begab sich in schöne Haltung und ich ritt ein paar Zirkel und Volten, damit sie anfing sich zu biegen. Nach ein bisschen Schrittarbeit ließ ich sie antraben und trabte leicht. „Hopp!“, ermunterte ich Princess, die ein bisschen unter mir schlief. Sie ging ein bisschen flotter und ich begann mit Trabarbeit. Als ich auf beiden Händen geübt hatte saß ich in der Ecke aus und ließ sie angaloppieren. Princess warf die Beine nach vorn und machte den Hals rund. Gehorsam und flott ging sie unter mir vorwärts. Dabei schnaubte sie glücklich und gab ein bisschen Gas. Ich fühlte mich einfach nur sicher und frei. Sie ging, trotz dass sie ein Freizeitpferd war, sehr schön und ordentlich. Ich dachte an meinen Caprice, Gott sei Dank war das mit dem Sturz noch mal gut gegangen…
Nach ein paar Runden ließ ich Princess durchparieren und lobte die große Schimmelstute ausgiebig. Sie war einfach das verlässlichste Pferd, dass man besitzen konnte. Ich ritt ruhig ab und lenkte Princess dann auf die Mittellinie. Dort saß ich ab und schob meine Bügel hoch. Fröhlich führte ich sie neben mir zum Putzplatz. Dort sattelte und trenste ich ab. Princess ließ den Kopf hängen und gähnte. Ihr war das ja ein schon gewöhnter Vorgang. Ich brachte ihr Zeug in die Sattelkammer und hängte es dort an den Haken. Mit ihren hübschen und großen Augen sah sie mir schon entgegen, als ich herauskam. In mir kam ein Anfall von Zärtlichkeit. Ich ging mit schnellen Schritten auf sie zu und schlang meine Arme um ihren Hals. Ich dachte daran, wie sehr ich alle meine Pferde liebte. Jedes hatte einen eigenen Charakter. Fuego, er war mein erstes Pferd hier gewesen. Wir hatten seit unserer ersten Begegnung schon viel miteinander durchgemacht. Er war manchmal frech gewesen, aber insgesamt konnte man dem Hafihengst eigentlich in jeder Lebenslage vertrauen. Dann war Caprice gekommen und hatte sich kurzerhand in mein Herz geschlichen. Lucy hatte ihn zugeritten. Und wir hatten erst vor ein paar Tagen unsere erste Feuerprobe bestanden. Er hatte einen kühlen Kopf behalten und uns beide vor einem viel schlimmeren Unglück bewahrt… Ein paar Monate danach, hatte ich Branda entdeckt. Eigentlich ursprünglich nur, um mit Lilly zusammen Isländer zu züchten. Aber mit der Zeit war mehr aus uns beiden geworden. Sie war nicht mehr nur als Zuchtstute angesehen worden, sondern als mein eigenes Privat und Reitpferd. Und dann war Lilly weggezogen. Jetzt lebte sie nicht mehr hier in Hofling. Das war eigentlich sehr traurig, denn von den Menschen auf den Tsubasa Stables, war sie eine meiner besten Freundinnen geworden… lange hatte ich darüber nachgedacht, ob ich vielleicht allein züchten versuchen wollte. Aber schließlich hatte ich mich dagegen entschieden. Wenn überhaupt, brauchte ich wieder ein Zuchtpartnerin… von Branda gingen meine Gedanken zu Princess. Sie war mir bereits in den ersten Wochen in Hofling aufgefallen. Aber dann waren erstmal Caprice und Branda dazwischen gekommen. Und danach hätte ich mir allein kein Pferd leisten können… zum Glück war dann Lucy gekommen. Ich hatte erfahren, dass sie auch ein Princess-Fan war. Und wir hatten die Stute zusammen gekauft…
Plötzlich schoss etwas mit Schwung und schmerzhaft durch meinen ohnehin schon angeschlagenen Kopf. Ich hatte ja nicht nur Pferde! Sondern auch einen kleinen Hund. Einen kleinen Yorkshire-Terrier. Namens Cleo. Und die war als ich auf Caprice geritten war Zuhause geblieben. Und ich war im Krankenhaus gelegen. Das hieß, Cleo hatte tagelang kein Futter bekommen. Ich dachte nicht mehr, sondern band Princess blitzschnell los. Schnell riss ich sie hinter mir her. Zum Glück kam mir gerade eine junge Frau entgegen. Ohne lange nachzudenken drückte ich ihr den Strick in die Hand. „Stutenstall! Sie heißt Princess!“, rief ich und die Frau sah mich völlig verwirrt an. Aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich drehte um und raste vom Hof. Im Augenwinkel sah ich Nina auf die Frau zukommen. Die würde ihr schon alles erklären. Ich schwitzte und Tränen flogen im Rennen hinter mich. Gott sei Dank sah ich mein Haus schon da stehen. Auch meinen Schlüssel zog ich noch im laufen heraus. Ich dachte daran, dass ich Cleo wirklich über alles liebte und sie nie hergeben würde. Schnell schloss ich die Tür auf und trat in mein menschenleeres Haus. „Cleo!“, rief ich durch den Flur. „Cleo! Wo bist du?“, aber kein kleines, wuselndes Ding kam mich begrüßen… ich ging von Zimmer zu Zimmer, von Stockwerk zu Stockwerk. Aber keine Cleo. Nachdenklich setzte ich mich aufs Sofa. Dann griff sich eine eiskalte Hand um mein Herz. Cleo war auf dem Hof dabei gewesen… sie hatte am Rand zugeschaut. Und sich dann ein bisschen entfernt. Ich hatte mir eigentlich keine Sorgen gemacht, ich würde sie später sowieso wieder einfangen. Aber wenn sie jetzt zwei Tage lang herumgestreunt war… wer wusste wo sie jetzt war? Bei meiner neugierigen Hündin, war es klar, dass sie nicht am Hof geblieben war. Oder vielleicht doch? Die Hand ließ etwas lockerer, blieb aber an meinem Herzen liegen. Im flotten Joggen ging es zurück zum Hof… Die Angst, die ich um Cleo ausgestanden hatte, ließ jetzt zumindest ein bisschen nach. Nina stand am Tor und sah mich ernst an. „Sorry, das war ein Notfall.“ Japste ich. „Ist Cleo nach dem Unfall hier gewesen?“
Ninas vorherig wütender Blick wurde erschreckt. „War sie dabei?“, erkundigte sie sich. Die Hand drückte noch fester zu als vorhin. „Ja…“, flüsterte ich jämmerlich.
„Oh Gott…“, Nina wurde leichenblass.
„Also nein.“ Übersetzte ich. Nina schüttelte den Kopf. Tränen schossen mir in die Augen. Ich hatte ein Haustier verloren. Ein Tier, dass ich damals bei Gewitter kennengelernt hatte… ein Tier, dass ich damals bei Sturm zurück ins Tierheim gebracht hatte. Und jetzt sollte ich sie für immer verloren haben. „Wo… wo könnte sie denn sein?“, flüsterte ich zu mir selber von Schluchzern unterdrückt zu. Nina zuckte die Schultern. In Tränen aufgelöst lehnte ich mich an die Wand. „Was ist denn hier los?“, Lessa betrat den Hof. „Fio! Du bist wieder da. Aber wieso?“
„Cleo“, erklärte Nina für mich, da ich unter den Tränen nicht reden konnte. Die Hand drückte jetzt so fest und eiskalt zu, dass ich dachte gleich zerdrückt zu werden… auch Nina schien kurz vorm heulen zu sein. Ich sah, dass Lessa schluckte.
„Sollen wir sie suchen?“, wollte sie wissen.
“Das hat doch keinen Sinn“, erwiderte ich mutlos. „Muss es aber!“, Lessas Augen funkelten. „Oder willst du Cleo verlieren?“ Nein, natürlich wollte ich das nicht… „Nein oder? Also dann los!“ Es blieb wohl nichts anderes übrig. „Kommst du mit?“, fragte ich Nina. Diese nickte entschlossen. „Natürlich!“, rief sie. „Reiten wir?“, wollte Lessa wissen. „Klar.“ Ich nickte. „Du nimmst Branda ich Fuego.“ „Und ich Giulio!“, entschied Nina. Wir gingen nebeneinander zum Hengststall. Lessa machte sich auf den Weg zum Offenstall.
Gott sei Dank waren weder Fuego noch Giulio furchtbar schmutzig. Es reichte, den beiden mit der Wurzelbürste überzubürsten. Fuego schien den Ernst der Lage zu begreifen. Eigentlich, mussten wir uns ja nicht so stressen. Überlegte ich. Schließlich würden wir sowieso nichts finden. Im Gegensatz zu den anderen beiden war ich mir sicher, keine Spur von meiner Hündin zu finden. Aber irgendwie spürte ich, dass jede Sekunde zählte. Wieso auch immer. So sattelten wir schnell. Nina und ich gingen aus dem Stall. Im gleichen Moment kam Lessa. Da Branda so dreckig war, hatte sie kurz entschlossen nur eine Trense übergezogen. Mit meiner Fuchsstute konnte man das machen. Ich dachte nur an Cleo als wir losritten. Es war unmöglich, sie jetzt noch zu finden. Jeder Anfang hatte auch ein Ende… aber ich wollte dieses Ende noch nicht erreichen… Cleo und ich waren doch gerade erst gute Freunde geworden… die anderen gaben ziemlich Gas und Fuego lief fast von selber hinter ihnen her. „Du bist der Beste…“, flüsterte ich meinem Hafihengst ins Ohr… wir kamen in den Wald. In den traurigen Teil des Waldes. Es war der Teil, der von uns Menschen beinahe zerstört worden war… Äste lagen am Boden und wenn man darin eingesperrt wurde… dann… die Hand krampfte sich noch enger um mich. Denn unter einem Ast sah ich etwas. Keiner sagte ein Wort. Um genau zu sein hatte am ganzen Ritt noch keiner etwas gesagt. Was darunter lag, dass war ein dreckiges, jaulendes Bündel. Eines, was da offensichtlich schon ein paar Stunden hing. Blut lief aus dem Ohr und der Nase herunter. Ich sprang ab und ließ Fuego einfach stehen. Ich hockte mich vor das Lebewesen und entdeckte, was ich geahnt hatte. Das Tier vor mir war Cleo…