„Flavio, kannst du dich nicht einmal in Ruhe hinsetzen?“, fragte Jason, der seinem Chef und besten Freund gegenübersaß. Pah! Hatte der gut reden! Er schaute seinen Freund böse funkelnd an und sog die Luft ein. „Ich bekomme es nicht in meinen Kopf, Jason!“, fuhr er seinen Freund an und sprang wieder vom Stuhl auf. „Ich war so blöd und blind… Und warum muss diese blöde Kuh von Josi ihr es erzählen!“ „Flavio“, setzte Jason langsam und ruhig an, „Du hättest ihr früher schon sagen sollen, dass sie dir am Herzen liegt. Dann hättest du nie mit Josi geschlafen, sondern vielleicht mit ihr!“ Diesen Gedanken nur auszumalen, war für ihn unerträglich. Seufzend ließ er sich wieder auf den Chefsessel zurückfallen und schaute wehmütig seinen Freund an. Dieser schaute ihn direkt ins Gesicht und stützte nun sein Kinn in beide Hände ab. „Ruf sie doch einfach an und erzähl ihr, was du empfindest“, sagte dieser dann nach einer kurzen Denkpause und rieb sich die Stirn. „Was meinst du was ich schon alles versucht habe! Ich hab sie jetzt mindestens 30 mal angerufen und sogar bei den Hofbesitzerinnen. An ihr Handy geht sie einfach nicht ran und bei den Hofbesitzerinnen kommt man erst recht nicht weiter. Sie hat die Beiden bestimmt um den Finger gewickelt, denn die erzählen mir nur, dass sie gerade unterwegs ist mit Cody oder schon nach Hause gefahren ist!“ „Dann fahr doch einfach hin!“ „Aber ich habe noch jede Menge Meetings. Was soll mit den werden, Jason?“, fragte er verzweifelt seinen Freund und spielte nun unruhig mit dem Stift. „Dann hast du Pech gehabt. Du schiebst immer noch die Arbeit vor diesem Mädchen. Dann kannst du es gleich lassen“, antwortete dieser ihm und schaute ihn gleichgültig an. Das konnte er nun nicht fassen! Hatte sein Freund das gerade wirklich gesagt? „Ach du spinnst doch!“, fuhr er ihn an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Dann spinne ich doch. Aber ich würde um sie kämpfen, wenn ich du wäre, bevor sie das Warten satt hat oder meinst du sie wartet ewig auf dich?“ Damit hatte er verdammt nochmal recht. Aber wie sollte er es in seinen ganzen Meetings unterbringen? Er könnte sie noch einmal anrufen, vielleicht ging sie nun ran. Dann könnte er sie fragen, ob sie ihr Pferd am Wochenende abholen würde, dann könnte er sie zum Essen einladen oder...


„I’d hold you, we can feel this, with your hands in mine. I’m need what you to listen, just in one time. And hold me, like a miner...“, sang ich leise vor mich her und massierte das Ohr von Cody in T-Touch-Massage. Ich möchte diese Lieder und ehrlich gesagt hatte ich im Moment keine Lust meinen Musikgeschmack in das alte Schema zurückfallen zulassen. Cody genoss meine abwesende Massage sichtlich, denn dieser hatte den Kopf gesenkt und hatte die Augen leicht geschlossen, ab und an konnte man ein leichtes Schnauben von ihm hören. Ich hatte mich auf das Gatter geschwungen und einige Zeit den hübschen Fuchs beim Grasen zugeschaut. Irgendwann hatte er sich vom Gras abgewandt und ist zu mir rüber gekommen. Wahrscheinlich war er wohl eher auf ein paar Leckerlies aus gewesen, die hatte er auch kurzerhand bekommen und hatte sich dabei überlegt, dass er nun doch da bleiben wollte, um gekrault zu werden.

Mein Handy klingelte wieder – leise, aber dennoch gut hörbar, doch ich ignorierte es - seit gestern. Aber den Klingelton lautlos zustellen, brachte ich nicht über’s Herz, denn ich wusste wer es war und irgendwo tröstete es mich, dass er sich um mich bemüht. Ich kraulte den Wallach weiter am Ohr und ließ meinen Gedanken freien Lauf. „Jessi… Jessi!“, dies war nun deutlicher und ich schreckte auf. „Geh an doch endlich mal an dein doofes Handy! Das klingelt schon den ganzen Tag!“ Erschrocken drehte ich mich zu der doch deutlichen Frauenstimme um und blickte direkt in Nina’s Gesicht. „Was ist denn los? Bist du taub?“, fragte sie noch einmal eine Spur sanfter mich und kam auf mich zu. „Nein. Taub bin ich nicht. Aber manchmal würde ich es gerne sein“, gab ich zurück und schenkte ihr ein leicht verkorkstes Lächeln. „Dein Handy klingelt den ganzen Tag schon irgendwie in irgendeiner Form. Möchtest du nicht endlich einmal rangehen? Scheinbar bist du jemanden sehr wichtig“, antwortete sie und lehnte sich an das Gatter. Ich schaute etwas verwirrt zu ihr runter. Nina hatte etwas an sich, was meiner Ich-rede-nicht-so-gern-mit-anderen-die-ich-nicht-so-gut-kenne-Charakter etwas aus der Reserve lockte und ich freute mich teilweise echt darüber, gerade jetzt wo ich nicht unbedingt Josi vollheulen konnte, da sie eigentlich mit drin steckte. Ich seufzte laut. Ich hatte eh das Gefühl, dass ich den Leuten hier oder wenigstens ein paar davon eine Rechenschaft schuldig war und sagte dann mit gedämpfter Stimme: „Man kann einem nicht so wichtig sein, dass der beste Freund mit deiner besten Freundin ins Bett springt.“ „Achso. Da liegt das Problem“, brummte Nina vor sich her und strich dem halbschlafenden Cody über die Nase. „Vielleicht solltest du mit ihm reden. Du solltest mehr über dich reden, dann würden dich auch die Anderen besser verstehen. Auch wenn du es nicht gerne machst“, sagte sie und ich sah ihr zu, wie sie anfing Cody an den Lippen zu ärgern. Ich schaute sie eine Weile schweigend an und nickte dann etwas langsam. In weiter Ferne hatte sie da irgendwo Recht, gestand ich mir ein und verzog sogleich das Gesicht. „Nun schau nicht, wie sieben Tage Regenwetter. Seh zu, dass du den Kleinen etwas bewegst – sonst rostet ihr beide ein und zum Wochenende wolltest du doch nach Hause fahren… Vielleicht solltest du ihn dann einmal drauf ansprechen“, entgegnete sie, bevor sie sich vom Gatter wegstemmte und sich von mir verabschiedet. „Ich wollte noch eine Runde Ausreiten – bevor es regnet, also… Bis denn.“ Ich nickte noch einmal kurz und wandte mich nachdenklich zu Cody wieder um.

„Komm Cody, bewegen wir uns nun etwas!“, sagte ich eifrig und mit einem Mal mit Tatendrang bestückt zu dem entspannten Fuchs. Schnell griff ich nach dem Strick und klickte ihn ins Halfter ein. Der Wallach sah mich erst verwirrt an und dann glaubte ich, etwas Funkelndes in seinen Augen erkannt zu haben, als sei er nun eingeschnappt, dass ich die Massage so plötzlich beendet hatte. Ich führte den Fuchs zum Anbindeplatz und holte seine Putzsachen aus seinem Spind. „I need your guardians…“, fing ich wieder dieses Lied an zu singen und vertiefte mich in meine Putzeinheit. Mit gleichmäßigen aber kräftigen Bewegungen strich ich dem Wallach über einen etwas dunkleren Fleck am Schinken und ärgerte mich darüber, dass dieser Fleck einfach nicht aufgeben wollte und nahm nun die Wurzelbürste, um diesen hartnäckigen Fleck loszuwerden.

„Wenn du weiter so auf den armen Kerl ein putzt, verliert er sein Fell nochmal“, gab eine freundlich amüsierte Stimme hinter mir von sich und ich drehte mich schlagartig um. Es war Samatha, die gerade ihre Stute neben mir anband und mir ein freundliches Lächeln zuwarf. Ich schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln und ließ dann die Bürste zurück in den Putzkasten fallen. „Ok. Ist ja gut. Ich gebe mich gegenüber des Fleckes mich geschlagen...“, gab ich abwehrend zurück und hob die Arme kurz hoch. Dann machte ich mich wieder an die Hufe, dabei vernahm ich nur aus dem Augenwinkel, das Samantha kurz den Kopf schüttelte und sich dann mit ihrer Stute beschäftigte. Nachdem die Hufe sauber waren, machte ich mich auf den Weg seine Ausrüstung zu holen und ihn für eine kleine Trainingseinheit fertig zu machen. „Komm, Großer!“, forderte ich ihn auf und schlug den Weg zur Halle ein.

Ich führte ihn in die etwas größere Halle, gerade ritt noch keiner – scheinbar nutzten alle das noch gute Wetter aus. Cody hielt schon von alleine in der Mitte an und kaute etwas auf dem Gebiss herum. „Heute keine Lust auf Arbeit – was?“, fragte ich ihn und musterte ihn von der Seite, weil ich gerade die Steigbügel hinunterzog. Danach überprüfte ich noch einmal den Gurt, da meine Gedanken wieder etwas abtrieben. Dann schwang ich mich schwungvoll in den Sattel und gab ihm die Hilfe zum Schritt. Direkt nachdem der Wallach losschritt, wanderten meine Gedanken wieder zurück zu Flavio, auch wenn es mich fast innerlich zerriss.

Ach nun reiß dich zusammen, Jessi! Cody möchte nun gearbeitet werden und er wird dich dabei ablenken! Der Fuchs schreitet mit eifrigen Schritten voran und ich ließ ihn erst einmal noch etwas nach unten strecken. Nach einigen Minuten nahm ich die Zügel auf, trieb ihn an meine Hand heran und stellte ihn etwas. Cody zeigte sich heute recht willig und ich spürte direkt gleich, dass er die Anlehnung suchte, ob das wohl mit meiner Massage zusammen hing? Dann löste ich ihn weiter mit Viereck verkleinern und vergrößern. Er versuchte mich zuerst zu verarschen und kreuzte nur die vorderen Beine, da dies ja eindeutig weniger anstrengend war, als wenn man die Hinterhand mitnehmen muss. Doch ich ließ dies nicht durchgehen und trieb ihn hinten vermehrt, sodass er hinten kreuzen musste. Die ersten Bahnen mit Seitengängen waren etwas holprig, aber dies legte sich nach und nach. Er wurde weicher im Maul, ließ sich besser stellen und biegen. Zudem fielen ihm die Übergänge zwischen den Seitengängen und dem normalen nach vorne gehen zunehmend leichter. Es sah immer flüssiger aus.

Nach guten 15 Minuten trabte ich ihn an, wobei er nicht gleich reagierte und ich etwas energischer werden musste. Ich kassierte auch dafür gleich einen kleinen Buckler, den ich mit einem kleinen Gertenhieb an der Schulter zu vermerken lies und arbeitete ihn weiter. Erst ritt ich viele Handwechsel und große gebogene Linien, die später kleiner wurden, bis sich Cody problemlos biegen ließ und langsam mehr in die Vorderhand einspurte. Nach und nach wurde der Wallach arbeitswilliger und folgte gleich einer kleineren und feineren Hilfe.

Nach einigen Trab-Galoppübergängen, die sehr gut klappten, wollte ich noch einmal einen starken Trab probieren. Ich wollte einfach wissen, wie viel Schulterfreiheit und Schub er entwickeln konnte. Ich bereitete ihn vor mit halben Paraden, dann wendete ich ihn auf die Diagonale ab und ließ ihn das Tempo anziehen.

Er lief mit unglaublicher Kraft aus der Hinterhand, schob sie unter den Schwerpunkt und entwickelte deine große Schulterfreiheit. Der Fuchs suchte meine Hand, suchte die Anlehnung. Dann schwebte er in einen unglaublich atemberaubenden starken Trab durch die Halle – jedenfalls für ein gut gerittenes Springpferd, war es doch sehr lobenswert. Seine Tritte konnte ich wunderbar sitzen, sodass ich locker mit der Hüfte mitschwingen konnte. Schließlich fing ich ihn kurz vor der Ecke ab und lobte ihn ausgiebig. „Wenn du so immer laufen würdest, würde man dir nicht abkaufen, dass du ein Springpferd bist!“, lachte ich und lobte den Wallach ausgiebig. Ich fühlte mich, wie beim ersten Mal als ich auf ihm saß, so geborgen und frei. Er war einfach super und ich konnte mir schon kaum mehr vorstellen ihn nicht weiter zureiten, darauf sollte ich mal Julia und Nina ansprechen.

Nach einer guten halben Stunde fand ich es an der Zeit, dass er genug für heute getan hatte und trabte ihn ab. Ich gab ihm viel Zügel und lies ihn vorwärts-abwärts in die Tiefe traben. Cody streckte sich auch nach kurzer Zeit in die Tiefe, dabei verlor ich aber eine optimale Anlehnung nicht und lobte ihn noch einmal ausgiebig. Schließlich parierte ich den Fuchs durch zum Schritt, legte ihm die Abschwitzdecke drüber, die ich zuvor mitgenommen hatte und lies ihn ihre Bahnen am langen Zügel ziehen. Er hatte mich wirklich abgelenkt, denn die Zeit, die ich mit ihm gearbeitet hatte, war wie im Flug vergangen und ich fand es schon fast schade, dass es nun vorbei war. Jedoch wollte ich auch nicht gleich am Anfang so viel von ihm verlangen, auch nicht, da ich mich momentan nicht gerade in Topform war. Dennoch war die heutige Trainingseinheit echt gut gewesen.

Ich stellte schließlich den Wallach in seine Box mit seiner Abschwitzdecke, da er doch einige Schweißflecke aufwies und gab ihm noch einmal ein Apfel, denn er genüsslich zwischen seinen Zähnen zermalmte. Ich lehnte mich an seiner Boxentür und beobachtete ihn dann dabei, wie er im Heu herumwühlte bis er - etwas in seinem Anmessen – leckeres gefunden hatte und malmte dann auf dem Heu herum. Ab und an hob er den Kopf und stupste mich an, scheinbar auf der Suche nach ein paar Leckerlies. „Ich hab nichts, Kleiner“, meinte ich zu ihm und strich ihm über die Stirn, die von einer breiten Blesse bedeckt war. Ich schaute ihm noch etwas beim Fressen zu und verschloss dann die Boxentür hinter mir.

„Jessi? Könntest du einkaufen? Ich schreibe dir auch eine Liste, die du mitnehmen kannst“, fragte mich Vivi bittend und schaute mich fragend an, als ich mich auf den Küchenstuhl niederlies. „Ja. Ein wenig Ablenkung ist ganz ok und außerdem lerne ich dann unser Dörfchen kennen“, antwortete ich ihr und schenkte ihr ein Lächeln. „Okay. Roisin!“, rief sie durch das ganze Haus und wenig später tauchte diese auch auf. „Ich bin nicht taub, aber was gibt es denn, Vivi?“, fragte sie etwas verwirrt und schaute Vivi und mich abwechselnd an. „Wir schreiben Jessi eine Einkaufsliste“, gab meine Nachbarin von sich und holte flott Stift und Papier. „Okay. Also was brauchen wir… Brot, Milch, Käse, Schinken,…“ Ich hatte irgendwann angefangen mitzuhören, sodass mir später einfach der Zettel mit einem „Hier!“ unter die Nase gehalten wurde und ich mich brav auf den Weg machte.

Im Drogerie-Markt schlenderte ich eher durch die Regale und sammelte mir alles in einem Einkaufswagen, was mir die Beiden aufgetragen hatten. Bei den Hygieneartikeln hielt ich kurz an und sah gerade das Schminkspiegel im Angebot waren. Ich könnte einen kleinen Spiegel gut gebrauchen, naja, für unterwegs war der bestimmt besser, als der kleine Spiegel im Audi. Kurzerhand schnappte ich mir einen in blau und legte ihn zu dem anderen Einkauf. „Windeln?“, murmelte ich erstaunt und versuchte das Wort anders zu identifizieren. Vivi hatte das Wort wirklich auf das letzte Ende des Zettels geschrieben und ich konnte es echt nicht anders entziffern, als Windeln. War Vivi etwas schwanger? Nein, das wäre mir doch aufgefallen. Wahrscheinlich war es wohl einfach nur ein Einkaufslistenfehler oder ein Lesefehler meinerseits. „Na gut ok. Es wäre das letzte Teil gewesen, ab zur Kasse!“, murmelte ich weiter vor mich her und schob den Wagen zur Kasse.

Als ich zu Hause wieder ankam, hatte ich mir die zwei Einkaufstüten unter den Arm geklemmt und versuchte nun mit einer Hand den Schlüssel aus meiner Tasche zu suchen. „Soll ich dir helfen?“, fragte eine sanfte zögerliche Männerstimme und ich ließ erschrocken die Einkaufstüten fallen. Im gleichen Moment stieß ich alle möglichen Flüche aus, die mir gerade einfielen und hob die eine Einkaufstasche auf. Vorsichtig schaute ich hinein, doch ich sah den kleinen Schminkspiegel nicht und griff rittlings rein. „Jessi. Bitte, ich will dir alles erklären. Gib mir eine Chance!“, bat die Stimme hinter mir, doch ich ignorierte sie weiter. Mein Herz sang und schmerzte zugleich. Was bildete er sich ein? Er kam nun zurück erklärte mir alles und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen? Nee! Das kann er knicken! Grimmig zog ich meine Hand aus der Tasche heraus und zog mir etwas Scharfes durch meine Handfläche. Augenblicklich stöhnte ich schmerzlich auf und merkte, wie Blut an meinen Mittelfinger hinunterlief. Ich blendete den Schmerz aus und suchte wieder nach dem Schlüssel, den ich nun endlich in meiner Tasche fand. Mit der blutverschmierten Hand öffnete ich die Tür und nahm meinen beiden Einkaufstaschen. „Jessi…“ „Einen schönen Tag noch!“, gab ich mürrisch von mir und schloss ohne mich umzudrehen die Tür.

In der Küche traf ich auf Vivi, die besorgt meine Hand anschaute. „Was hast du gemacht?“ „Geschnitten“, gab ich glatt von mir und stellte die Tüten auf den Tisch. Es klingelte an der Haustür. Wie lange will er mir noch wehtun? Kann er nicht einfach gehen? Roisin sah ich kurz über den Flur huschen und öffnete auch schon die Tür. Ich wollte ihr noch etwas hinterher rufen, doch es war schon zu spät. „Jessi! Dein Freund steht vor der Tür!“ „Er ist nicht mein Freund!“, rief ich ihr wütend zu, doch da hatte sie ihn schon reingebeten und standen beide in der Küche. „Oh“, gab sie verlegen von sich. „Egal. Könnt ihr bitte auspacken?“ Die Beiden nickten und ich verarztete kurz die kleine Schürfwunde, die mir der zersplitterte Schminkspiegel geschlagen hatte. Dann ging ich achtlos an Flavio vorbei und nach oben in mein Zimmer.

„Was machst du hier?“, fuhr ich ihn wütend an, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte und funkelte ihn an. „Jessi, bitte. Sei nicht wütend auf mich.“ „Ich nicht wütend sein auf dich? Das glaubst du doch selber nicht! Ich bin stinksauer, doch noch mehr bin ich enttäuscht von dir! Was willst du hier noch? Du weißt, wie ich für dich empfinde. Reicht dir das denn nicht?“, fragte ich nun mit schwankender Stimme und ließ mich auf das Bett fallen. „Jessi, bitte. Lass mich doch alles erklären“, bat er mich wieder und kam zu mir zum Bett, kniete sich vor mir hin. Ich konnte ihm einfach nicht in die Augen schauen, ohne in Tränen auszubrechen. Gestern erst hatte ich alles erfahren und nun sollte ich ihm verzeihen und wohl am besten noch in seine Arme fallen? Nie im Leben! „Bitte. Hör mir zu. Ich hab große Scheiße gebaut, sehr große“, sagte er sanft und suchte meinen Blick, er bekam ihn zufassen und ich brach in Tränen aus. „Bitte, weine nicht.“ Er strich mir vorsichtig über die Wange, um wahrscheinlich mein ruinierte Wimperntusche etwas wieder in Ordnung zu bringen, jedenfalls sah ich es so. „Süße… Ich wollte das alles doch gar nicht. Ich… Ich hätte dir es schon früher sagen sollen, aber ich…“ Er brach ab und senkte den Blick nun auf seine Schuhe. „Ach komm. Hör doch auf! Du brauchst dich nicht vor mir zu rechtfertigen, das habe ich schon gestern gemerkt – am Telefon“, fuhr ich ihn an und wischte mir mit dem Handrücken die Nase ab. Nicht gerade fraulich, aber mir war es gerade echt scheiß egal. „Jessi… Bitte. Ich wollte dich nie so verletzen, aber unsere Freundschaft war oder eher ist mir sehr wichtig.“ „Wichtig? Deswegen erzählst du mir nichts davon? Sondern muss es von einer betrunkenen Josi erfahren? Wer bist du und was ist mit dem Flavio passiert, der mir früher alles erzählt hat?“, sagte ich geistesgegenwertig und sprang vom Bett auf, sodass ich ihn fast umgeschmießen hätte. „Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Josi so attraktiv findest?“ „Bitte. Ich will dir doch alles erzählen. Setz dich, bitte“, sagte er und griff nach meiner Hand, doch ich schüttelte ihn ab. „Ich möchte jetzt gerne alleine sein. Ich brauche Zeit zum Nachdenken, bitte. Dann kannst du gerne mir alles über dich und deiner Josi erzählen. Aber zuerst, lass mich einfach in Ruhe“, sagte ich scharf zu ihm und öffnete die Tür. „Sie ist nicht meine und wird es nie sein. Nun lass mich doch mal alles erklären!“, fuhr er mich nun auch etwas stinkiger an und verengte dabei die Augen. „Raus“, zischte ich zu ihm und wies auf den Flur. Er kam langsam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Meine Tränen kamen langsam wieder, doch ich musste es nun durchziehen. Flavio streckte die Hand nach mir aus, doch ich schlug sie weg und schrie ihn an: „Raus!“ Er senkte den Kopf und murmelte leise: „Bitte, lass unsere Freundschaft am Leben und lass es mich eines Tages dir erklären. Ich MUSS es dir erklären, bevor es zu spät ist.“ Ich starrte ihn unter Tränen voller Zorn an. Was bildete er sich ein?

Ich stand vor meinem Fenster und schaute ihm nach, als er in ein Taxi stieg. Er drehte sich noch einmal um und schaute mir direkt ins Gesicht. Unfreiwillig schnappte ich nach Luft und mein Herz begann zu zerspringen. Wollte ich dies wirklich? Im tiefsten Inneren wollte ich, das er blieb. Doch ich brauchte Zeit, um ihm wieder etwas mehr zu vertrauen. Ich fühlte mich betrogen und etwas wie Eifersucht schwang bei mir mit. Einfach Zeit zum Nachdenken, das war so leicht gesagt, aber hatte ich nicht. Denn Morgen würde ich mich auf dem Weg machen und mein Pferd abholen, aber ich musste auch meinen neuen Job nachkommen. Ich hatte noch ja auch mein erstes Turnier mit zwei meiner drei neuen Turnierpferde. Und dann war er auch noch da… Oder eher in der Nähe. „Jessi, du hast großen Mist gebaut. Du bist so egoistisch gerade gewesen! Er ist nun gegangen und du bist Schuld dran. Du hast dich unmöglich benommen!“, schimpfte ich mit mir selbst und griff nach meinem Handy. Doch ich ließ es wieder sinken. Ich hatte eine andere Idee.

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so ich wollte schon mal diesen Teil loswerden. ^^ Ein zweiter Teil, der etwas auf diesen Aufbauen wird, wird es auch noch geben. Vielleicht schon Morgen :D Aber dieser kann ruhig schon bewertet werden. Manchmal hab ich irgendwie den Faden verloren und bin aus den Detail raus gekommen... :/
Achso und ich hoffe ich hab beide Schicksale getroffen: Einkaufslistenfehler & Zerbrochene Spiegel

Gelesen. Ich habe ihn gesehen und musste ihn gerade lesen. Meine Mutter will mit mir um halb zu Bekannten fahren und ich muss noch meine Sachen zusammensuchen, aber obwohl sie schon 4 x nach mir gerufen habe, musste ich ihn zu Ende lesen! Du schreibst gut und spannend.

Für die Bewertung reichte es wirklich nicht mehr, sorry...

Kein Ding ;) Aber danke ^^

Habe gerade gemerkt, dass dieser hier auch noch keine Punkte bekommen hat...

Ausführlichkeit: 40/50
Personen: 23/30 (Josi, Flavio, Vivi)
Schicksal des aktuellen Monats: 20/20
Aufgabe des aktuellen Monats: --/10
Handlung: 44/50
Gesamt: 127/160

-> neue Levels sind dann bei Teil 2, mache das gerade in einem Mal, da ich den auch noch "bepunkten" muss...

Haha. Halb so wild ^^ Danke dir (:

superspannend, ich find es toll dass du sofort so gut einsteigst mit Liebesgeschichte & so :)
du hast ja schon unter einen bericht von lucy geschrieben, dass du das magst mit "Liebesdramen", und das merkt man :)
Ich mag das auch sehr gerne :D
jetzt muss ich leider arbeiten, kann also die anderen erst mal nicht lesen :(
ich hasse es, aufhören zu müssen mit lesen, wenn es noch was zu lesen gibt^^
naja, heute abend wieder ;)

Ja. Ich finde so was echt toll (: